
In der bayerischen Kleinstadt Schwandorf hat sich am Sonntagabend ein dramatischer Vorfall ereignet, der die Behörden vor Rätsel stellt. Gegen 19.20 Uhr lenkte ein 27-jähriger Mann marokkanischer Herkunft einen schwarzen VW Golf in den Außenbereich des Antalya Dönerhauses an der Friedrich-Ebert-Straße. Dabei erfasste er drei Männer im Alter von 22 bis 24 Jahren, die an einem Tisch saßen und aßen. Die Verletzten, darunter ein 22-jähriger Marokkaner, erlitten Blessuren und wurden vor Ort vom Rettungsdienst versorgt. Nach Informationen von NIUS musste aber mindestens eine Person im Krankenhaus behandelt werden. Über den Vorfall hatte der Münchener Merkur und Wochenblatt.de zuerst berichtet.
Zeugen berichteten dabei von chaotischen Szenen: Umgestoßene Getränkedosen, verstreute Speisen und Servietten markierten den Tatort. Viele Menschen in der Nähe suchten Schutz in einer angrenzenden Eisdiele. Die Polizei sperrte das Gebiet weiträumig ab und sicherte bis in die Nacht hinein Spuren. Der Fahrer, der seit vielen Jahren in Schwandorf lebt und laut Wochenblatt.de bereits polizeilbekannt ist, setzte nach dem ersten Aufprall zurück und fuhr offenbar gezielt erneut auf eines der Opfer zu, bevor er in Richtung Marktplatz flüchtete. Unten den übrigen Opfern soll sic ebenfalls mindestens ein Marokkaner befinden.
„Im Rahmen der Tatortbereichsfahndung stellte sich der Tatverdächtige den Einsatzkräften“, erklärte Dr. Tobias Mattes, Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Amberg. Der Mann wurde auf die Polizeidienststelle in Schwandorf gebracht und am Montag einem Haftrichter vorgeführt. „Gegen den Beschuldigten erging Haftbefehl wegen versuchten Totschlags in drei Fällen, gefährlicher Körperverletzung in drei Fällen, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr zur Herbeiführung eines Unglücksfalls und vorsätzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis“, teilte die Polizei in einer Pressemitteilung mit. Er wurde in eine Justizvollzugsanstalt überstellt.
Das Auto, ein Mietwagen, den der Beschuldigte Tage zuvor legal von einer lokalen Vermietung ausgeliehen hatte, war zum Zeitpunkt der Anmietung noch mit einem gültigen Führerschein versehen. Warum er am Sonntag ohne Fahrerlaubnis fuhr, klären die Ermittler derzeit. Auch ob und warum der Fahrer womöglich gleich zwei Mal in die Personengruppe fuhr, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen.
Die Gemeinde Schwandorf in Bayern zählt gerade einmal 30.000 Einwohner.
Ein politisches Motiv schließen die Behörden aktuell aus: Zwar ging die Polizei anfangs von einem Anschlag aus, doch teilte dann mit: „Nach dem jetzigen Ermittlungsstand kann eine politisch motivierte Tat ausgeschlossen werden.“ Stattdessen ermitteln sie intensiv zu den Hintergründen, befragen weitere Zeugen und suchen nach einem persönlichen oder anderen Motiv.
Der Vorfall ereignete sich an einem multikulturellen Treffpunkt der Stadt: Das Dönerhaus mit seinem Freisitz und der benachbarte irakische Friseur sollen bei gutem Wetter zahlreiche Besucher anziehen, die hier essen, plaudern und entspannen. Am Sonntag brach die Idylle abrupt zusammen.
Die Polizei appelliert nun an die Öffentlichkeit: Zeugen sollen sich unter der Telefonnummer (09621) 8900 bei der Kriminalpolizeiinspektion Amberg melden. Zudem steht ein Upload-Portal für Foto- und Videomaterial bereit, um die Untersuchung zu unterstützen.