
Am Donnerstag gefährdeten pro-palästinensische Aktivisten das Leben von Rennradfahrern beim italienischen Radrennen Giro d’Italia. Sie rannten mit Flatterband und vermutlich einem Gummiband auf die Straße und versuchten, beides über die Fahrbahn zu spannen. Zwei führende Radfahrer mussten scharf abbremsen, anschließend rannten die Aktivisten in Richtung Radfahrer-Hauptfeld.
Der Vorfall ereignete sich drei Kilometer vor der Ziellinie am 6. Etappentag in Neapel. Die Fernsehkameras konzentrierten sich auf das Hauptfeld der Radfahrer, sodass die Aktion nicht im Fernsehen übertragen wurde. Die Multikameraübertragung des Rennens filmte die Szene jedoch. Die beiden führenden Radfahrer Van der Hoorn und Enzo Paleni kamen mit 60 Stundenkilometern angefahren, als die Aktivisten auf die Fahrbahn rannten.
Das mutmaßliche Gummiband fiel einem der Aktivisten aus der Hand, sodass es keinen Schaden anrichten konnte. Wie der niederländische Radfahrer Van der Hoorn nach dem Rennen gegenüber Eurosport sagte, musste er eine Vollbremsung einlegen, als der Mann und die Frau auf die Fahrbahn rannten. „Ich bin direkt durch sie hindurchgefahren, aber ich bin zum Stillstand gekommen, weil sie die Straße komplett blockiert haben“, sagte er.
Pro-Palestinian "activists" attempted to bring down Israeli cyclists during the Giro d'Italia in Naples, an act that could have led to a pile-up with serious injuries to the athletes.
Those people are getting seriously out of hand and a danger to the public… pic.twitter.com/larpr5YPHV
— Xy5Z89🇩🇪🇪🇺🇺🇦 (@Xy5Z89) May 17, 2025
„Dann muss man sich wieder aufrappeln, während man sozusagen völlig am Ende ist. Das ist schwierig. Das hat Auswirkungen gehabt.“ Er weiß nicht, ob sie ansonsten das Etappenrennen gewonnen hätten, auch wenn er es nicht glaubt. „Aber es ist schade, dass es so enden muss.“ Paleni konnte sich ducken und unter dem Flatterband hindurchfahren. Der Angriff habe einen Unterschied von zehn Sekunden gemacht, so Van der Hoorn.
Noch viel schwerer wiegt allerdings die Gefährdung der Teilnehmer des Radrennens. Man kann nur von Glück sprechen, dass niemand durch die Aktion gestürzt ist. Kurz zuvor ist es wegen Regen tatsächlich zu einem Massensturz von mehr als 15 Radrennfahrern gekommen, bei dem mehrere Männer schwer verletzt wurden.
Der Deutsche Juri Hollmann zog sich eine doppelte Fraktur des rechten Unterarms und eine Fraktur der rechten Hüfte zu und musste in ein Krankenhaus gebracht werden – genau wie ein weiterer Radfahrer. In der Vergangenheit gab es bei solchen Stürzen auch schon Todesfälle. Im September 2024 starb zum Beispiel die Schweizer Nachwuchsfahrerin Muriel Furrer nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma.
Die pro-palästinensischen Aktivisten wollten mit der lebensgefährlichen Aktion ihre anti-israelische Haltung zum Ausdruck bringen. Auf einem Banner, das sie mit sich führten, forderten sie den Ausschluss des israelischen Teams, das am Giro d’Italia teilnimmt. Das berichtet die italienische Zeitung Il Gazzettino Vesuviano. Ein 67-jähriger Mann, der bereits polizeilich in Erscheinung getreten ist, wurde von der Polizei festgenommen. Er wurde wegen Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte im Zusammenhang mit der Demonstration angeklagt.
Das Giro d’Italia ist neben der Tour de France eines der bedeutendsten Etappenrennen im Radsport für Männer. Dieses Jahr werden insgesamt 3.413 Kilometer in 21 Etappen absolviert. Der Sieger bekommt ein Preisgeld von etwa 265.000 Euro. Das Radrennen begann am 9. Mai und endet am 1. Juni.