
Die Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit ist seit Tagen in den Schlagzeilen: Berichte über die Zustände an der Schule, wo 95 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund haben, zirkulieren aktuell bundesweit. Hintergrund ist der Bericht eines homosexuellen Lehrers, der von muslimischen Schülern wegen seiner Sexualität in die Berufsunfähigkeit gemobbt wurde (mehr dazu hier).
In diese Debatte hat sich nun zum wiederholten Male der Queer-Beauftragte des Landes Berlin eingeschaltet. Der SPD-Politiker Alfonso Pantisano hatte die islamischen Hintergründe des Schul-Skandals zunächst relativiert (Apollo News berichtete). Jetzt berichtet Pantisano von Maßnahmen, die er im Gespräch mit der betroffenen Schule vorgeschlagen habe.
Er sei zuversichtlich, dass die Schule in Zukunft für alle Beteiligten ein sicherer Raum sein könne, erklärt er der dpa – wenn Schulaufsicht und Schulleitung notwendige strukturelle Veränderungen weiter vornähmen und queere Bildungsprojekte mit ihrer Expertise an die Schule holten.
„Ich bin froh, dass ich der zuständigen Schulaufsicht diverse vom Land Berlin finanzierte Bildungsprojekte empfehlen konnte. Diese Bildungsprojekte sollen nun in Zukunft an die Schule geholt werden und mit langjährig erprobten Präventionskonzepten Unterstützung leisten“, so der Beauftragte.
Die Berichterstattung der letzten Tage habe alle auf unterschiedlichste Weise beschäftigt und emotional mitgenommen, so Pantisano. „Das macht auch was mit den Familien und Kindern an der Schule. Deswegen war es mir wichtig, sehr zeitnah das Gespräch zu suchen.“
Zuerst war Pantisano mit krasser Relativierung der Vorgänge aufgefallen. So weigerte er sich beharrlich, den religiös-islamischen Hintergrund der Homophobie an der Grundschule zu benennen. „Da wir ja wissen, dass Queerfeindlichkeit in allen Schichten und Kulturen unserer Gesellschaft vorkommt, muss unser Fokus auf die Gesamtgesellschaft gerichtet werden“, erklärte Pantisano laut Berliner Zeitung im Zusammenhang mit dem Vorfall.
Die konkrete Rolle muslimischer Schüler thematisierte er nicht – sprach stattdessen allgemein von „Queerfeindlichkeit in allen Schichten und Kulturen“. Weiter erklärte er, dass „wenn die Gewalt gegen die queere Community religiös motiviert ist, diese sowohl vom Islam als auch von der katholischen Kirche, den Zeugen Jehovas, den orthodoxen Kirchen und neuerdings immer heftiger auch den Evangelikalen ausgeht.“