Selenskyj, Trump und Deutschlands wahnwitziger Europa-Größenwahn

vor etwa 2 Monaten

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Bildquelle: Apollo News

Die Worte können gar nicht groß genug sein – es brauche europäische Atombomben, die freie Welt einen neuen Anführer, ohnehin sei der Westen soeben zerbrochen, heißt es nach dem Eklat zwischen Selenskyj und Trump im Oval Office. Doch die europäische Entrüstung beginnt zunächst einmal damit, dass sich die allermeisten Schaumschläger nicht einmal das volle Video des Eklats in Washington ansehen wollen.

Das würde zuerst zeigen, dass Selenskyj durchaus mit eskalierte. Er stichelt gegen Vance, als dieser Diplomatie fordert und fragt ihn dann nahe der Unverschämtheit, ob er denn überhaupt schon einmal in der Ukraine gewesen sei, um die Lage beurteilen zu können. Trump und Vance schlagen brachial zu und machen Selenskyj nieder. Nun kann man das finden, wie man will (was recht unerheblich ist), die Theorie, Trump habe das alles geplant, wird durch den Verlauf doch sehr unwahrscheinlich – immerhin unterhielt man sich zunächst 40 Minuten lang relativ friedlich. Folglich ist das auch noch kein geopolitischer Richtungswechsel, es ist in allererster Linie ein Fauxpas.

Wie reagiert man nun darauf? Will man die Realität irgendwie in seinen Erwägungen berücksichtigen, bleibt eigentlich nur eine Option: Man bemüht sich eben darum, es wieder geradezubiegen. Trump hat die Tür bewusst offengelassen und die Fortsetzung der Gespräche angeboten, wenn Selenskyj dazu „bereit“ wäre. Davor sagte er, dass sein Friedensdeal im Interesse der Ukraine liegen und diese Land zurückerhalten soll.

Dass Europa aufrüsten muss, ist schon richtig, das erzählt man sich seit Jahren. Aber über die Ukraine wird heute entschieden und hier hat Europa keine relevanten Kapazitäten, man hat viel, viel zu lange geschlafen. Doch das, was man an Ressourcen nicht hat, das will man mit großen Sprüchen ausgleichen. In Deutschland schlägt das altbekannte semi-deutschnationale, latent anti-amerikanische Europa-Gebet an. Europa müsse Weltmacht werden, unabhängig von den USA, wird jetzt verkündet.

All das ist völliger Nonsens – einen Westen ohne die Vereinigten Staaten gibt es nicht, Europa für sich genommen ist und war nie ein gebundener Machtblock. Der Präsident der USA ist der Anführer der freien Welt – manchmal ein guter, manchmal ein schlechter, aber immer der, der das letzte Wort hat. Das ist die schlichte Macht der Realität. Die USA werden über den Ausgang dieses Krieges entscheiden, alles andere ist Illusion.

Die ganze deutsche Moral ist für die Realität egal. Und so wirklich ehrlich sind diese Sprüche auch nicht – Deutschland hat sich bei der Unterstützung der Ukraine nie hervorgetan, bis 2022 hielt man stumpf an Nord Stream fest. Berlin ist weder faktisch noch moralisch in irgendeiner Position, die Weltgemeinschaft zu maßregeln. Jahrelang ignorierte Europa die Androhungen aus Washington, man solle mehr für Verteidigung ausgeben – jetzt braucht man nicht so zu tun.

Wie Trumps Plan am Ende aussieht, weiß niemand. Aber es ist der einzige Plan, den es überhaupt gibt. Deutschlands Vorgehen bestand bis dato im Wesentlichen darin, der Ukraine zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben zu schicken und so einen Stellungskrieg zu manifestieren – während man bei bildstarken Staatsbesuchen große Reden schwang, auf die nie etwas folgte.

Im Interesse der Ukraine ist es nicht, den Vorfall in Washington überzudramatisieren – gleich die westliche Gemeinschaft aufzukündigen ist purer suizidaler Wahnsinn. Washington ist die Schaltzentrale des Westens und ohne den Westen wäre Deutschland gar nichts. Geopolitik folgt nicht den Regeln des politischen Berlins, man kann darüber nicht abstimmen und auch Petitionen und Leitartikel bewirken nichts – doch das blinde Ankämpfen gegen die Realität in hohen moralischen Tönen scheint das Einzige zu sein, was Deutschland jetzt einfällt. Im Interesse der Ukraine ist das in keiner Weise.

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