
Der Wahlkampf ist vorbei – das ist auch in den letzten Wahlsendungen zu spüren. Am Donnerstagabend wurde es bei der Schlussrunde von ARD und ZDF dann dennoch noch einmal spannend. Nicht wegen neuer Inhalte, sondern weil sich Annalena Baerbock gleich mehrfach verhaspelte, oft nicht gegen die Spitzenpolitiker der anderen sieben Bundestagsparteien durchsetzen konnte und sogar von den Moderatoren ermahnt wurde.
Vor allem von Christian Lindner, Carsten Linnemann und Alexander Dobrindt erhielt die Grünen-Politikerin immer wieder Widerworte. Als Dobrindt beispielsweise die sogenannte feministische Außenpolitik von Baerbock attackierte, warf diese dem CSU-Landesgruppenvorsitzenden vor, „nichts für Frauen übrig“ zu haben, „das wissen wir“. Das tat Dobrindt wiederum als „dummes Geschwätz“ ab.
Nachdem Alice Weidel die von den USA geplanten Verhandlungen über einen Frieden in der Ukraine für richtig erklärt hatte, platzte Baerbock der Kragen. „Wissen Sie was, Frau Weidel, Sie leben in der Schweiz“, entfuhr es zunächst der Grünen-Politikerin – wegen ihres Wohnsitzes in Einsiedeln musste die AfD-Kanzlerkandidatin in den vergangenen Tagen bereits viel Kritik einstecken.
„Ich lebe in Brandenburg. Daneben ist Polen und dann kommt schon die Ukraine“, warnte Baerbock mit hoher, spitzer Stimme. „Wenn Sie jetzt sagen, wir sollen sehenden Auges zusehen dabei, dass diese russischen Truppen immer weiter vorziehen“, hob Baerbock erneut an, ehe Sahra Wagenknecht dazwischen funkte und erklärte, diese Situation sei nur entstanden, weil Friedensgespräche abgelehnt worden seien.
Nach dieser Aussage zeigte Baerbock mit dem Finger auf Weidel und Wagenknecht. „Wenn Sie beide einmal dahingefahren wären“, holte die Grünen-Politikerin aus, „und dann sich einmal vorstellen, Sie würden da mit Ihren Kindern leben, dann würden Sie aber beten, dass Europa Ihnen beistehen würde“.
Was redet Annalena hier denn wieder für einen Schwachsinn? 🫣 Bin ich froh, wenn die hoffentlich endlich weg ist.Frau Weidel wohnt übrigens in Deutschland, muss ihre Kinder aber wegen der nicht gefährdeten Sicherheit durch die Linken in der Schweiz aufziehen.#Schlussrunde #AfD pic.twitter.com/Uo5hG1QHHJ
— Julian Wagner (@JulianWagn32695) February 20, 2025
Als Baerbock nach dem möglichen Einsatz deutscher Truppen in der Ukraine gefragt wurde, wollte sie zunächst die Situation vor Ort erklären. Weil sogar die Moderatorin einschritt, um Baerbock auf die ursprüngliche Frage hinzuweisen, erlaubte sich Lindner einen akustisch unverständlichen Kommentar, woraufhin die Grünen-Politikerin den Faden erneut verlor und sich direkt an den FDP-Vorsitzenden wandte.
„Ja, dann hören Sie zu, dann können Sie noch etwas lernen, Herr Lindner.“ An anderer Stelle warf Baerbock dem FDP-Politiker vor, in den letzten Monaten der Ampel so sehr mit dem Koalitionsbruch beschäftigt gewesen zu sein, dass er nicht mehr mitbekommen habe, dass andere auch noch Regierungsarbeit tätigen würden. Lindner und Dobrindt mussten sich in der Sendung außerdem den Vorwurf gefallen lassen, sie könnten es nicht ertragen, eine Frau ausreden zu lassen. Beide wiesen diese Unterstellung von Baerbock zurück.
Baerbock war nicht die Einzige, die an dem Abend mit Widerspruch arbeiten musste. Auch Weidel wurde oft unterbrochen, versuchte ihre Punkte jedoch gründlich auszuführen. Als die AfD-Politikerin über sämtliche Energiegesetze, die von der Union initiiert oder mitgetragen wurden, herzog, sagte Dobrindt immer wieder: „Das ist falsch“. Weidel bemängelte, sie würde dem CSU-Politiker nicht ins Wort fallen, woraufhin Dobrindt lediglich festhielt: „Aber ich Ihnen.“
Des Weiteren diskutierten die Spitzenpolitiker über Bildung, den Klimaschutz, das Gesundheitssystem und den Fachkräftemangel, wobei Weidel an dieser Stelle einmal mehr den millionenfachen Zuzug in das Sozialsystem kritisierte. Neue Vorstöße gab es dabei nicht. In der Sendung vertreten waren neben Baerbock, Dobrindt, Linnemann, Lindner, Wagenknecht und Lindner außerdem der SPD-Generalsekretär Matthias Miersch sowie Jan van Aken als Vorsitzender der Linken. In dieser Runde ging es überwiegend gesittet zu. Der Wahlkampf, das war spürbar, klingt aus.