Söhne des Betreibers in Haft: Indisches Restaurant soll rassistische Attacke betrügerisch vorgetäuscht haben

vor etwa 14 Stunden

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Bildquelle: Apollo News

Die angebliche rassistische Attacke auf ein indisches Restaurant in Aachen (Nordrhein-Westfalen) nimmt jetzt eine radikale Wendung: Die Ermittlungsbehörden sind sich inzwischen sicher, dass die Betreiberfamilie die rassistische Attacke auf ihr Restaurant Ende Juni vorgetäuscht und selbst durchgeführt hat. Einen rechtsextremen Anschlag, wie es noch am Anfang hieß, soll es offenbar nie gegeben haben.

Die beiden Söhne des Wirtes (32 Jahre und 20 Jahre alt) sollen die Verwüstung und die rechtsextremen Zeichen im Laden verursacht haben. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln wegen versuchten Mordes und Versicherungsbetrugs gegen die beiden Söhne. Die zuständige Staatsanwältin Johanna Boomgaarden sagte gegenüber Bild: „Die beiden Söhne des Wirts sitzen in U-Haft. Wir ermitteln auch wegen versuchten Mordes gegen sie, weil sie ein Feuer in dem Restaurant gelegt haben sollen, über dem sich Wohnungen befinden.“

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Vor wenigen Wochen war die Geschichte noch in ein ganz anderes Licht gerückt worden: Zunächst waren die Ermittlungsbehörden von einem rechtsextremen, rassistisch motivierten Angriff auf das indische Restaurant ausgegangen. Mit roter Farbe waren unter anderem Hakenkreuze und die Parole „Drecks Ausländer“ gesprüht worden. In dem Restaurant herrschte Verwüstung, ein Brand wurde gelegt. Trotz allem: „Wir wollen die Küche so schnell wie möglich wieder aufräumen“, sagte der Betreiber Paramjit Klos damals. „Damit wir Außer-Haus-Verkauf anbieten können.“ Das Maharaja, so der Name des Restaurants, blieb vorerst geschlossen. Er hatte sich damals gerührt über die Solidarität gezeigt.

Sofort folgte auf die angebliche Attacke eine große Welle politischer Solidarität. Die parteilose Oberbürgermeisterin der Stadt Aachen, Sibylle Keupen, verkündete nach dem Anschlag auf der Plattform Instagram: „Mit großer Bestürzung habe ich vom Anschlag auf ein indisches Restaurant in unserer Stadt erfahren. Die Täter haben nicht nur mutwillig Feuer gelegt und die Einrichtung schwer beschädigt, sondern auch rechtsradikale Zeichen und Sprüche an die Wände geschmiert. Das ist ein Angriff, der sich gegen Menschen richtet, gegen Vielfalt, gegen alles, wofür unsere Stadt steht.“

„Solche Taten sind nicht nur Zerstörung von Eigentum. Sie sind Einschüchterungsversuche, die unsere offene Gesellschaft angreifen. Dieser Angriff trifft Menschen, die Teil unserer Stadt sind, als Nachbar*innen, Unternehmer*innen, Mitbürger*innen. Ihnen gilt unsere Solidarität“, hieß es weiter. Die Aachener sollten aktiv werden: „Jetzt gilt es, die Tat vollständig aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Ich rufe alle Aachener*innen auf: Schauen Sie nicht weg, wenn Menschen bedroht oder ausgegrenzt werden. Widersprechen Sie, wenn Hass laut wird. Lassen Sie uns gemeinsam Haltung zeigen: Für Menschlichkeit. Für Vielfalt. Für eine Stadt, in der alle sicher und willkommen sind.“

Es folgten Spenden und Demonstrationen gegen Rechts: Auf das Spendenkonto waren bis zur Verhaftung der beiden Söhne am Freitag 31.834 Euro eingegangen, insgesamt 1089 Personen hatten gespendet. Mehr als ein Dutzend Menschen waren laut der Aachener Zeitung direkt am Tag der angeblichen Tat gekommen und hatten Anteil genommen. Zwei Vertreterinnen der Gemeinschaft Kurdischer Studierender überreichten dem Betreiber Paramjit Klos Blumen, eine Karte und Schokolade. Nur wenige Tage später, am Sonntag, versammelten sich 400 Menschen zu einer Demonstration gegen Rechts in Aachen. Das Bündnis „Wir sind Aachen“ und die Aachener „Omas gegen Rechts“ hatten dazu aufgerufen.

Doch schon wenige Tage nach der Attacke war die angeblich rechtsextreme Tat infrage gestellt worden. Nius hatte etwa schon kurz nach der Tat auf mehrere Ungereimtheiten hingewiesen: So waren etwa Hakenkreuze falsch aufgesprüht, ungewöhnlich für überzeugte Rechtsextreme. Auf dem Boden des Lokals prangte der Schriftzug „ACAB“, auch eine für die rechtsextreme Szene eher untypische Formulierung, die eher Linksextremen zugeordnet wird. Dazu kamen mehrere auffällige Rechtschreibfehler: „Dein Esen schmeckt scheise“ oder „Ausländer Drecks“ hieß es bei den Beschmierungen. Auch die Beschmierungen mit Penissen und Teufelsgesichtern waren aufgefallen.

Dieser Ansicht stimmt jetzt auch die Staatsanwaltschaft zu. In einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Aachen heißt es zu den tatverdächtigen Söhnen des Wirtes: „Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen besteht der dringende Tatverdacht, dass die Beschuldigten in der Absicht handelten, unberechtigt die Auszahlung von Versicherungsgeldern zu erlangen und sich als Opfer einer rechtsextrem motivierten Straftat darzustellen.“

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