Sie verprügelten Frauen nach uraltem Brauch: Insel Borkum verabschiedet sich nach massiver Kritik von archaischem Klaasohm-Ritual

vor 5 Monaten

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Alles begann mit einer Recherche der STRG_F-Reporter, einem Format, das vom Jugendprogramm der öffentlich-rechtlichen Medien, „funk“, produziert wird. Am 28. November veröffentlichten diese auf ihrem YouTube-Kanal die Dokumentation „Mit Kuhhorn auf Frauenjagd: Klaasohm auf Borkum“.

Es folgte eine Welle medialer Empörung. Die taz schrieb von „misogynem Brauchtum“, die Zeit titelte: „Frauen schlagen als Volksfest?“, der Spiegel reagierte mit der Überschrift: „Am Vorabend zum Nikolaus Frauen schlagen“. Auf die breite Kritik der Öffentlichkeit kündigten die Veranstalter des Traditions-Festes nun an, das Versohlen der Frauen abzuschaffen.

Zum Ende der Zeremonie springen die „Klaasohms“ in die Menschenmenge, die sich auf einem Platz in der Mitte der Insel versammelt hat.

Doch worum geht es bei diesem Brauch und weshalb ist die Entrüstung darüber am Ende nichts anderes als Gratismut und Ablenkung von echten Problemen?

Am Vorabend des Nikolaus versammeln sich auf der Nordseeinsel Borkum sieben Männer, die verkleidet als „Klaasohms“, nachdem sie untereinander gerungen und den Anführer auserkoren haben, durch die Straßen ziehen und, unter anderem, Frauen mit Kuhhörnern das Gesäß versohlen. Aus welchem Jahr der Brauch stammt, ist unklar. Berichte darüber datieren aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Früher ähnelte er wohl eher dem des Knecht Ruprecht.

Ähnliche Bräuche werden auch auf den umliegenden niederländischen Inseln wie Ameland gefeiert und erinnern bildlich an den „Krampus“, der in Österreich, Norditalien und Tschechien unartige Kinder bestraft oder das „Bärbele- und Klausentreiben“ im Allgäu. Sowohl die Kostüme als auch die Hiebe auf das Hinterteil können einen schaudern lassen. In der STRG_F-Reportage kommen Frauen zu Wort, die von großen Hämatomen und Schmerzen berichten, nachdem sie von den „Klaasohms“ versohlt wurden.

Das Klausentreiben findet am 06. Dezember statt

Die dort ausgeübte Gewalt darf und sollte man durchaus kritisch sehen. Spannend ist jedoch, dass in den vergangenen Jahren keine einzige Frau Anzeige erstattet hat. Nachdem deutschlandweit Medien auf den Zug der Empörung aufsprangen und die Tradition hinterfragten, demonstrieren sogar Frauen auf Borkum für den Erhalt ihres Festes. In der Dokumentation sprechen sich viele Befragte ebenfalls dafür aus und beteuern, der Brauch sei harmlos.

Der Krampuslauf in Hollabrunn, Österreich

Bis auf die Zeit des Zweiten Weltkrieges und während der Corona-Pandemie wurde das Fest stets gefeiert. Warum das Reporter-Team von „funk“ gerade jetzt die Recherche zum „Klaasohm“ veröffentlicht, existiert dieses doch schon seit über hundert Jahren, bleibt offen. Es wirkt, als werde etwas, das durchaus kritikwürdig ist, über die Maßen problematisiert und zu einem nationalen Thema erklärt, dabei betrifft es wenige Regionen des Landes und die Teilnahme an diesem Fest ist nach wie vor freiwillig.

Doch ähnlich wie bei der Aufregung um blonde, privilegierte Sylt-Besucher, die in einem Reichen-Club „Ausländer raus“ riefen, überbieten sich auch in der „Klaasohm-Affäre“ die Medien in ihrer angeblich tiefen Besorgnis um das Wohl der Frauen. Proportional zur Wichtigkeit oder eher Belanglosigkeit dieses Festes ist der Aufschrei groß. Frauen aus Israel, die von der Gewalt der Hamas berichten, bekommen in europäischen und deutschen Medien noch immer kaum eine Bühne. Die steigende Zahl der Gruppenvergewaltigungen, die deutlich und statistisch belegbar mit illegaler Migration aus islamischen Ländern einhergeht, ist laut vieler Medien lediglich rechte Propaganda. Den Kampf der iranischen Frauen gegen das islamische Regime zeigt man nur, wenn diese nicht auch die Staatsreligion kritisieren.

Wer, wie diese Studentin, im Iran für Frauenrechte einsteht, riskiert sein Leben.

Wer sich wirklich gegen Gewalt an Frauen engagieren möchte, hat zahlreiche Möglichkeiten und Ansatzpunkte. Das „Klaasohm“-Fest ist, trotz seiner zweifelhaften Bräuche, sicherlich nicht auf Platz eins der Dringlichkeits-Liste.

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