
Die Polizei spricht von einem Einzeltäter – ein Motiv ist hingegen noch Gegenstand der Ermittlungen. Fest steht: Alexander S. ist der Todes-Fahrer von Mannheim.
Im Zuge seiner Festnahme nach der Tat vom vergangenen Montag habe er Polizisten aufgefordert, ihn zu erschießen, sagte eine Sprecherin der Anklagebehörde. Ob er dies von vorneherein vorhatte oder den Entschluss erst fasste, als die Beamten ihn stellten, kommentierte sie nicht. Aufgrund der laufenden Ermittlungen würden dazu keine detaillierteren Angaben gemacht. Zuvor hatte der Mannheimer Morgen berichtet.
Kerzen und Blumen liegen in der Nähe des Tatorts
Der nach bisherigen Erkenntnissen psychisch kranke Deutsche habe zudem keine Erlaubnis für die Schreckschusspistole gehabt, die er mit sich geführt habe, hieß es weiter. Mit der Waffe hatte er sich vor seiner Festnahme in den Mund geschossen.
Dem 40-jährigen S. wird Mord in zwei Fällen sowie versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Am Rosenmontag raste er mit seinem Auto durch die Fußgängerzone von Mannheim. Eine 83 Jahre alte Frau und ein 54 Jahre alter Mann starben, elf Menschen wurden teils schwer verletzt.
Auch Alexander S. lag zwischenzeitlich schwerverletzt im Universitätsklinikum Mannheim. Er soll sich bei der Festnahme mit einer Schreckschusswaffe in den Mund geschossen und sich dabei lebensgefährlich verletzt haben.
Schon im Jahr 2018 wurde S. vom Amtsgericht Weinheim zu einer Geldstrafe in Höhe von 30 Tagessätzen verurteilt. Alexander S. hatte bei Facebook unter einem Foto von Adolf Hitler „Sieg Heil from Germany“ kommentiert, berichtet die Welt.
Auch über eine mutmaßlich rechtsextreme Vergangenheit des Täters soll es nun weitere Details geben: S. soll in internen Listen der Reichsbürger-Gruppe „Ring Bund“ aufgetaucht sein. Mitglieder der Gruppe beschafften etwa in der Vergangenheit Waffen im Ausland und schmuggelten diese nach Deutschland.
Der Wagen, mit dem Alexander S. in die Menschen raste.
Auf sozialen Medien deuten viele Postings von S. auf seine Vorliebe für Waffen hin. So gibt es Fotos, die ihn posierend mit einer Sportwaffe inklusive Zielfernrohr zeigen. Im Jahr 2010 erwischte die Polizei den damals 25-Jährigen auf einem Schulhof mit einer Schreckschusspistole. Er besaß dafür nicht den nötigen Waffenschein – deshalb wurde die Pistole eingezogen, berichtet Welt.
Nach Angaben des SWR stammt der 40-jährige Alexander S. aus Baden-Württemberg, wohnte zuletzt aber in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz). Deutschen Sicherheitsbehörden soll er bislang nicht im Zusammenhang mit Extremismus oder Terrorismus aufgefallen sein. Er soll aber schon früher psychisch auffällig gewesen sein.
Im Hintergrund unter der Plane liegt ein Todesopfer des Mannheim-Terrors.
Welt berichtet hingegen unter Verweis auf Sicherheitskreise, dass der Halter des bei der Tat genutzten Ford Fiesta in einem Fall wegen des Zeigens verfassungswidriger und terroristischer Organisationen aufgefallen war. Im August vergangenen Jahres soll er sich selbst in ein Krankenhaus eingewiesen haben. Er soll gesagt haben, dass er einen Benzinkanister über sich habe ausschütten wollen, um sich dann selbst anzuzünden.
Die Polizei war am Rosenmontag im Großeinsatz. Die Lage war zunächst unübersichtlich. Polizeisprecher Stefan Wilhelm äußerte sich vor Ort:
Am Montagnachmittag raste der schwarze Pkw, der vom Paradeplatz aus in Richtung Wasserturm fuhr, mit schneller Geschwindigkeit in eine Menschenmenge. Abgerissene Gliedmaßen sind über die Strecke verteilt, die der Fahrer entlangfuhr, wie ein Video zeigt:
Fotos vom Einsatzort zeigen einen Menschen, der unter einer Plane verborgen ist:
Am Einsatzort liegt ein zertrümmerter Gegenstand, bei dem es sich um einen Rollator handeln könnte. Daneben ein Paar Schuhe.
Ein Video, das im Netz kursiert, zeigt flüchtende und schreiende Menschen in der Mannheimer Innenstadt:
Laut Augenzeugen-Berichten lagen im Bereich der Haltestelle „Strohmarkt“ zahlreiche Trümmerteile. In unmittelbarer Nähe fanden Wiederbelebungsmaßnahmen statt.
Auch ein dpa-Reporter berichtete, dass am Ort des Geschehens Trümmer zu sehen waren, mindestens eine Person lag demnach abgedeckt unter einer Plane.
Ein Video soll die Festnahme des Täters zeigen:
Ein weiteres Video zeigt den Einsatz:
Am Einsatzort wurde erste Hilfe geleistet, wie Aufnahmen zeigen:
In sozialen Medien kursieren Fotos, die einen schwarzen Ford Fiesta (Kennzeichen Ludwigshafen) zeigen sollen. Auf den Fotos ist das Fahrzeug schwer beschädigt. Die Frontscheibe ist auf der Fahrerseite komplett zerstört. Der Scheinwerfer auf der Fahrerseite fehlt und deutet auf die Wucht der Zerstörung hin.
Die Frontscheibe des Wagens ist komplett demoliert.
„Es ist schrecklich hier, keiner weiß, was passiert ist, man sieht nur Verletzte und den Toten, und man weiß nicht, was man machen soll“, sagte ein Schausteller zur Lage gegenüber dem Mannheimer Morgen. Ein Rettungshelikopter war auf dem Mannheimer Schlossplatz gelandet. Viele Passanten und Gaffer erschwerten die Arbeit der Einsatzkräfte, berichtet die Zeitung.
Einsatzkräfte in Mannheim.
Die Mannheimer Innenstadt ist teilweise gesperrt.
Der Anschlag hat sich laut Polizei am Paradeplatz zugetragen.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rief die Warnstufe „Extreme Gefahr“ für den Raum Mannheim aus. Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH ließ die rnv-Linien L1, L2, L3, L4, L4A, L5, L5A, L6, L6A und L7 großflächig umleiten. Der Stadtbahnbetrieb zwischen Mannheim und Ludwigshafen war eingestellt.
Der Kindermaskenball, der am Rosenmontag ab 14 Uhr im Mannheimer Rosengarten stattfinden sollte, wurde abgesagt. Eigentlich hätten dort 800 Kinder feiern sollen. Der Mannheimer Morgen zitiert einen Vereinssprecher: „Wir lassen die Kinder aber trotzdem in den Rosengarten rein, damit sie nicht auf der Straße und in Sicherheit sind, und bewirten sie kostenlos“.
Unser NIUS-Reporter vor Ort berichtete, dass alle Läden in der Innenstadt geschlossen wurden. Menschen verließen die Innenstadt, überall war Blaulicht zu sehen.
Polizisten in der Mannheimer Innenstadt.
Die Mannheimer Innenstadt.
Auch eine Pferdestaffel kam am Tatort zum Einsatz:
Der Tatort.
Der Tatort befindet sich nur 500 Meter von jenem Ort entfernt, an dem im Mai letzten Jahres der Islamkritiker Michael Stürzenberger von einem Islamisten niedergestochen und der Polizist Rouven Laur ermordet wurde: dem Mannheimer Marktplatz.
Gestern legte die Gewerkschaft der Polizei am Mannheimer Marktplatz einen Kranz für Rouven Laur nieder.
Noch am Rosenmontag untersuchte die Spurensicherung das Tat-Fahrzeug.
Stenger trifft am Tatort ein.
Die Spurensicherung im Einsatz.
Ermittler fotografieren die Spuren.
Es sollte ein ausgelassener Tag werden. Kostümiert. Gut gelaunt nahm die Bundesinnenministerin am Rosenmontagszug in Köln teil – doch nach der schrecklichen Nachricht brach sie ihren Auftritt ab. Die Ministerin werde laufend unterrichtet, teilte ein Sprecher damals mit. „Die Rettung von Menschenleben, Versorgung von Verletzten und die ersten Ermittlungen durch die Behörden in Mannheim stehen jetzt im Vordergrund“, fügte er hinzu.