
Die Geburtenrate in Deutschland ist 2024 erneut gesunken. Auf 1,35 Kinder je Frau, so teilte am 17. Juli das Statistische Bundesamt mit. Für Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit liegt sie lediglich bei 1,23 Kindern. Ein Sachverhalt, der nicht weiter überrascht. Schließlich tun Gesellschaft und Politik, was sie können, um diesen Zustand zu erhalten.
Grund für den mangelnden Willen, Abhilfe zu schaffen, ist eine tiefsitzende Ablehnung der natürlichen Gegebenheiten, die Mutterschaft auszeichnen. Diese Ablehnung ist in erster Linie dem Feminismus geschuldet. Wenn Frauen Männern gleich sein sollen, können sie sich Mutterschaft nicht leisten. Denn das hieße, angewiesen zu sein auf einen Mann, und gebunden an ein Kind. Abhängigkeit in zwei Richtungen – die Lüge der absoluten Autonomie stößt hier an ihre Grenze und muss sich der Realität beugen. In einer Gesellschaft, die so tut, als existierten keine vorgegebenen Gesetzmäßigkeiten, ist Mutterschaft der Endgegner.
Das biologisch vorgegebene Zeitfenster für Schwangerschaft etwa lässt sich nicht beliebig ausweiten. Die medizinischen Möglichkeiten, die sich hier auftun, sind allesamt mit ethischen Problemen, hohen Risiken und Kosten verbunden, und nicht praktikabel. Aber lieber verzichtet man auf Kinder, als einzusehen, dass man nicht Herr über die Biologie ist.
Der Mensch ist aber keine Maschine, sondern ein Organismus, und wer das organische System torpediert, provoziert Dysfunktionalität.
Männer spielen in der Frage nach der Geburtenrate also eine wichtige Rolle. Frauen mögen noch so sehr Mütter werden wollen. Ohne Männer, die gern Väter sind – und Väter sein können – geht es nicht. Wo Verantwortungsübernahme durch Männer als Unterdrückung gilt, wird das, was Männer an dieser Stelle leisten (dürfen) müssen, nicht thematisiert.
Hier sind also schädliche Glaubenssätze am Werk. Sei ungebunden. Sei unabhängig. Bestimme selbst, wer du bist. Sei niemandem etwas schuldig. Das Resultat dieses autonomietrunkenen Hedonismus: Vereinzelte, bindungsunfähige Menschen, die nicht bereit sind, Freiheiten aufzugeben und sich gemeinsam für die Unfreiheit zu entscheiden, aus der neues Leben erwachsen kann.
Dies erzeugt einen Teufelskreis. Wo Kinder nicht selbst in funktionalen Familien aufwachsen, reift entweder kein Wunsch nach einer eigenen Familie, oder der Wunsch kann aufgrund psychischer und praktischer Hürden nicht umgesetzt werden. Die Familie wird zur Ausnahmeerscheinung.
Tragisch ist, dass sich auf der anderen Seite romantisierende Vorstellungen von Familie gleichfalls negativ auswirken. Das Missverständis, dass gelingendes Familienleben einfach oder konfliktfrei sein müsse, erweckt den Eindruck, dass man ohnehin zum Scheitern verurteilt sei. Man erhebt eine Illusion zum Ideal.
Die ideologische Front gegen die Familie setzt sich in der Politik fort: Das zuständige Ministerium beschäftigt sich lieber mit Progress und Pride als damit, Familien zu fördern. Mit der Idealisierung der LGBTQ-Ideologie tut man das Gegenteil. Denn sie ist grundsätzlich auf die freie Selbsterfindung ausgerichtet, die den Menschen um sich selbst kreisen lässt. Selbstbezogene und ichbezogene Sexualität aber ist nun einmal nicht fruchtbar. Mit der Darstellung dieser Ideologie als Vorbild stellen also diejenigen, die Familie fördern sollten, ausgerechnet Prinzipien als wünschenswert dar, die der Familiengründung entgegenstehen.
Bitter: Durchaus würde das Sozialsystem hergeben, studentische Mütter besonders zu fördern. Das Studium ließe sich mit ein wenig Fantasie mit Mutterschaft oft besser verknüpfen als Erwerbsarbeit: Flexible Studiendauer, die Möglichkeit, online an Seminaren teilzunehmen, Kinderbetreuung an Universitäten – die Optionen wären zahlreich.
In Deutschland kommt erschwerend ein leidenschaftlicher Selbsthass hinzu. In anderen Ländern würde die Aussage, mehr Kinder würden die Nation vor dem Aussterben bewahren, zumindest als valides Argument gelten. Hierzulande sieht man im Geiste Hakenkreuzflaggen wehen, sollte jemand die Dreistigkeit besitzen, auf diese Tatsache hinzuweisen. Eine höhere Geburtenrate propagieren? Warum nicht gleich das Mutterkreuz wieder einführen! Wer Mutterschaft fördern will, wolle Frauen zur Gebärmaschine reduzieren.
Hier rächt sich, dass die vorherrschende Ideologie Mutterschaft als das Gegenteil persönlichen Glücks darstellt. Da das Kind die Freiheit der Frau einengt, wäre eine kinderfreundliche Gesellschaft demnach eine frauenfeindliche. So entsteht der Eindruck, was der Gesellschaft nütze, schade der Frau.
Schließlich zeigt sich an dieser Stelle, wie stark die Angstkultur in Deutschland ausgeprägt ist. Obwohl die Geburtenraten global sinken, wird der Mythos der Überbevölkerung immer noch gepflegt. Ansonsten rational wirkende Mitmenschen erklären allen Ernstes, es gäbe nicht genügend Ressourcen. Klima-Angst und die latente Haltung, der Mensch zerstöre den Planeten, tun ihr Übriges. Diese Ängste haben keine reale Grundlage, gebärden sich aber als existenziell.
Sie lenken den Blick auf die vielleicht grundsätzlichste Frage: Worauf hoffen wir? Ein Mensch, der keine Zukunft erhofft oder erahnt, setzt kein Kind in die Welt. Die Wurzel des Problems ist also weder kultureller, noch politischer, noch wirtschaftlicher, sondern weltanschaulicher Natur. Solange kein Wille besteht, sich vom Materialismus und seiner Geiselhaft im Hier und Jetzt zu lösen, solange werden Deutschland, Europa, und mittelfristig die ganze Welt weiter zielsicher auf den demografischen Kollaps zusteuern.