Nach Fico: Auch Italiens Verteidigungsminister Crosetto stellt Sinnfrage

vor etwa 4 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

In einer aktuellen Rede an der Universität Padua sorgte der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto mit einem markanten Satz für Aufsehen: „Die Nato hat keine Existenzberechtigung mehr.“ Der Minister, Mitglied der rechtsnationalen Regierungspartei Fratelli d’Italia und enger Vertrauter von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, argumentierte, dass sich die geopolitischen Kräfteverhältnisse massiv verschoben hätten. Die Welt werde heute nicht mehr allein von Europa und den USA bestimmt. Stattdessen sei es notwendig, neue Partnerschaften – insbesondere mit Ländern des Globalen Südens – zu schmieden, um Sicherheit und Stabilität zu gewährleisten.

Crosetto forderte eine grundlegende Neuausrichtung des Bündnisses und kritisierte zugleich die Europäische Union. Diese agiere, so der Minister, „als wäre sie in der Vergangenheit gefangen“. Eine echte Chance zur politischen Gestaltung und zu einer gemeinsamen Sicherheitsarchitektur sei ungenutzt geblieben.

Italien, das seit der Gründung der Nato im Jahr 1949 zum Kreis der ursprünglichen zwölf Mitgliedsstaaten gehört, kritisiert damit scharf das Militärbündnis – und das nur kurz vor dem Treffen aller 32 Nato-Partner in Den Haag. Auch US-Präsident Donald Trump wird an diesem Treffen teilnehmen.

Ähnlich kritische Töne kommen aus der Slowakei. Ministerpräsident Robert Fico hatte bereits zuvor deutlich gemacht, dass er die Nato zunehmend als Teil des Problems und nicht als Lösung betrachte. Er warf dem Bündnis vor, durch eine aggressive Politik – insbesondere im Ukraine-Konflikt – zu einer Eskalation beizutragen. Fico kritisierte unter anderem die aus seiner Sicht einseitige Parteinahme zugunsten Kiews und die mangelnde Bereitschaft, auf diplomatische Lösungen zu setzen.

Fico und Crosetto eint die Skepsis gegenüber einer Nato, die sich nach ihrem Selbstverständnis als Garant kollektiver Sicherheit versteht. Ihre Äußerungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem das Bündnis angesichts der fortdauernden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten nach neuer Geschlossenheit sucht.

Die jüngste Kritik unterstreicht, wie schwer es der Nato fällt, ein einheitliches strategisches Narrativ zu wahren. Während osteuropäische Länder wie Polen oder das Baltikum vehement auf Abschreckung gegenüber Russland setzen, wächst in Teilen Südeuropas und Mitteleuropas die Skepsis gegenüber einer militärisch geprägten Außenpolitik.

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