Social-Media-Verbot für Kinder? – Oder sichere Alternativen bieten

vor etwa 19 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Am vergangenen Wochenende konnte man den Medien entnehmen: Die Europäische Union erwägt ein Verbot von TikTok für Kinder. In Deutschland fordern führende Regierungspolitiker sogar, Social-Media-Konten für unter 16-Jährige generell zu schließen.

Soziale Netzwerke wie Instagram, Snapchat, Rumble, X und TikTok haben ein hohes Suchtpotenzial – und als Vater erlebe ich das tagtäglich. Mein Sohn sieht sich ein Video nach dem anderen an. Durch den KI-gestützten Algorithmus werden ihm Inhalte präsentiert, die er wahrscheinlich interessant oder vermutlich besonders spannend findet. TikTok erkennt mithilfe der Smartphone-Kamera sogar, wohin er blickt und wie lange er bei einem Video verweilt.

Was aber ist das eigentliche Ziel der Social-Media-Konzerne? Warum streben sie danach, die Nutzer – insbesondere Kinder – so lange wie möglich auf ihren Plattformen zu halten?

Wie klassische Fernseh- oder Radiosender wollen sie vor allem Werbezeit und Produkte verkaufen. Rund 83 Prozent der Umsätze in der Branche resultieren aus diesen Aktivitäten. Für das laufende Jahr wird erwartet, dass durch Werbung und E-Commerce weltweit mehr als eine Billion US-Dollar erwirtschaftet werden. Darüber hinaus versuchen die Plattformen, Nutzer in kostenpflichtige Premium-Abonnements zu überführen und mit der reinen Anzahl an Nutzern ihren Unternehmenswert zu steigern.

Beispielsweise hat Facebook drei Milliarden registrierte Konten – auch wenn nur etwa 400 Millionen davon aktiv sind, orientiert sich der Aktienkurs von Meta dennoch an der Gesamtzahl. Die KI extrahiert sämtliche Informationen aus den Nutzerkonten; diese Daten werden nicht nur intern ausgewertet, sondern auch an Werbeagenturen und andere Unternehmen weiterverkauft.

Social Media ist also Fluch und Segen zugleich. Der Fluch: Es kann süchtig machen und die Nutzer werden mit Werbung, Bildern, Videos und Podcasts überflutet. Das Smartphone ist stets griffbereit – selbst ich verspüre den inneren Drang, alle paar Minuten auf WhatsApp oder Signal zu schauen, ob einer meiner Filme für den Oscar nominiert wurde (kleiner Scherz) oder es erneut zu einer Messerstecherei in meiner Heimatstadt kam.

Die großen Tech-Konzerne planen bereits die nächste Stufe: KI-gestützte 3D-Brillen, die wir dauerhaft tragen, oder gar Implantate im Gehirn. Australien hat bereits reagiert und wird TikTok (und möglicherweise auch Instagram) ab Ende dieses Jahres verbieten.

Ein Verbot an Schulen ist ein sinnvoller und richtiger Schritt – zumindest wird so die Bildschirmzeit an Wochentagen eingeschränkt. Ein generelles Verbot für unter 16-Jährige wäre zwar wünschenswert, lässt sich jedoch kaum umsetzen. Unsere Kinder sind uns in puncto Technik weit voraus. Mein elfjähriger Sohn hat sich eigene Accounts angelegt und beim Alter einfach falsche Angaben gemacht. Zahlreiche Apps werden genutzt von Erwachsenen, die sich als Kinder ausgeben, und Kindern, die sich als Erwachsene ausgeben. Hinzu kommen Künstliche Intelligenz und andere Bots, die versuchen, an Nutzerdaten zu gelangen, um Identitäten zu stehlen, Nutzer zu erpressen, Geld abzuheben – und vieles mehr.

Der durch Cyberkriminalität verursachte Schaden wird weltweit in diesem Jahr auf über zehn Billionen US-Dollar geschätzt – also zehnmal so viel wie der Gesamtumsatz aller Social-Media-Plattformen zusammen.

All dies und die Tatsache, dass ihre Tochter online fast in den Selbstmord getrieben wurde, haben meine Frau dazu bewogen, die „Tribela GmbH“ zu gründen – ein sicheres soziales Netzwerk für Kinder und Jugendliche. Die Geschichte dieses Unternehmens ist es wert, kurz erzählt zu werden, denn sie wirft ein bezeichnendes Licht auf die Investitionsbereitschaft in Deutschland.

Tribela wird im Juli an den Markt gehen und zunächst an Schulen getestet. Nur reale Personen können sich registrieren, Bots werden aktiv herausgefiltert. Eine eigens entwickelte KI verhindert das Versenden pornografischer oder gewaltverherrlichender Inhalte. Jeder Nutzer entscheidet selbst, mit wem er kommunizieren möchte und ob er überhaupt Werbung sehen will. Es gibt keinen Algorithmus, der endlos weitere Videos vorschlägt.

Tribela vereint alle Funktionen von WhatsApp, Facebook und Instagram – ohne deren Risiken.

Meine Frau versuchte zunächst, deutsche Investoren zu gewinnen. Sie verschickte ihr Pitchdeck an Start-up-Fonds, Private-Equity-Firmen und viele mehr. Das Feedback war durchweg positiv, doch niemand wollte investieren. Die Begründung war stets dieselbe: Meta, X und Co. seien zu groß und mächtig – es sei sinnlos, als Konkurrent dagegen anzutreten.

In Europa existiert kein einziges eigenständiges soziales Netzwerk – und das, obwohl immer wieder die Unabhängigkeit von den „bösen“ Amerikanern und Chinesen gefordert wird. In der Realität jedoch fließt europäisches Kapital bevorzugt in NGOs, die Inhalte regulieren möchten, oder in Apps, die Parkplätze finden oder Restaurants bewerten.

Schließlich stellte meine Frau das Projekt in Oxford vor – die Universität nahm Tribela in ihren Technologie-Inkubator auf. Britische Investoren stiegen ein, und mittlerweile besteht das Team aus führenden Fachkräften aus dem Silicon Valley. Finanzmittel benötigt Tribela dennoch weiterhin – denn nach der Beta-Testphase soll das weltweite Onboarding beginnen. Auch Australien zieht in Erwägung, Tribela für alle Altersgruppen zuzulassen.

Sollte Tribela mehr als zehn Millionen Nutzer erreichen, wird der geschätzte Unternehmenswert auf mehrere hundert Millionen Euro steigen.

Ein wichtiger Versuch, nicht bloß über die gefährlichen Seiten der Digitalisierung zu lamentieren, sondern Lösungen zu bieten, und eine große Lücke in der digitalen Welt zu schließen: Man kann die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen im Netz gewährleisten, ohne digitalen Fortschritt komplett ablehnen zu müssen, oder Kinder von der sozialmedialen Kommunikation auszuschließen. Nicht zuletzt darf man nicht außer Acht lassen, welche datenschutzrechtlichen Schwierigkeiten Altersbegrenzungen mit sich bringen: Im Namen des Jugendschutzes würden sie eine umfassende Kontrolle und den vollends gläsernen Internetnutzer bedeuten. Probleme, denen man mit einer sicheren Plattform entgegenwirken kann.

Wenn Sie, liebe Leser, interessiert sind und mehr zu Investitionsmöglichkeiten erfahren wollen, schreiben Sie mir gern unter [email protected].

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