
Früher umarmte CSU-Chef Markus Söder noch Bäume und sagte im Spiegel-Interview: „Ich glaube, dass Schwarz-Grün einen großen Reiz hätte, weil beide politischen Kräfte die ganz großen Fragen unserer Zeit im Blick haben, wie die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie. Das wäre aktuell das interessanteste politische Angebot.“
Heute erklärt er Schwarz-Grün zum sprichwörtlichen Sargnagel der Union: „Schwarz-Grün wird die Union deutlich unter 30 Prozent bringen“, ruft Söder in seiner großen Rede auf dem CSU-Parteitag in Augsburg in die Messehalle. „Ich bin nicht bereit dazu, wieder eine schwache Mehrfachregierung zu akzeptieren. Deshalb sage ich Nein zu Schwarz-Grün!“
Nicht die Vorsitzenden der Grünen sollten zurücktreten, keilt er in Richtung der Öko-Granden, sondern die Regierungsmitglieder müssten weg. Und obwohl er gleich mehrfach die Geschlossenheit von CDU und CSU betont, einen kleinen Seitenhieb auf die Schwarz-Grün-Befürworter der Schwesterpartei kann er sich dann doch nicht verkneifen: Die Grünen seien immer so weinerlich, meint der 57-Jährige. „Da hilft es auch nicht, wenn mancher Unionsgrande ihnen ständig die Händchen hält... Die Grünen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Demokratie – für die Opposition!“
Der Ministerpräsident auf dem CSU-Parteitag in Augsburg.
Dann nimmt er sie sich einzeln vor. „Robert Habeck ist das nette Gesicht – das Gesicht der Krise. Der Liebling der Berliner Medien-Blase. (...) Das ist der schlechteste Wirtschaftsminister, den Deutschland je hatte.“ Das „ökonomische Sündenregister des Herren“ sei lang, ruft Söder: „Der E-Automarkt ist im Eimer. Der ist zusammengebrochen. 70 Prozent Markteinbruch. Wir laden sie (China) ja geradezu ein, die Märkte zu übernehmen. (...) Europa braucht eine Auto-Strategie!“ Und: „Das Verbrenner-Aus muss weg! Die CSU ist auch die Partei für Autofahrer, und das soll sie bleiben.“ Vor vier Jahren sprach sich Söder noch für ein solches Verbrenner-Verbot aus. Nun zerpflückt er in Augsburg die Habeck-Bilanz – von der gescheiterten Gas-Umlage bis zum Industriestrompreis. „Die Grünen sind und bleiben linke Ideologen und nicht die Mitte.“
Eines nimmt Söder, nimmt die CSU insgesamt den Grünen besonders übel: dass die Ampel mit dem neuen Wahlrecht den Einzug der CSU in den Bundestag grundsätzlich in Frage gestellt hat. Wenn es um die Macht geht, verstehen die Christsozialen keinen Spaß: „Die Grünen waren es, die das Ziel hatten, uns mit der Grundmandatsklausel zu killen. Der Süden vergisst nicht! Der. Süden. Vergisst. Nicht!“
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