Offizielle Deppen-Posts bei Instagram: Hält uns die Regierung eigentlich für komplett behämmert?

vor 6 Tagen

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Haben Sie die letzten 20 Jahre im Schrank gelebt? Tragen Sie Schuhe mit Klettverschluss, weil Schnürsenkel Sie überfordern? Halten Sie Gottfried Wilhelm Leibniz für den Erfinder der Butterkekse? Dann müssen Sie unbedingt bei Instagram den Posts deutscher Ministerien folgen! Denn genau solche Leute will man dort adressieren. Ein Streifzug durch die verrückte Welt der Social-Media-Redaktionen unserer Regierung.

Vor einer Weile war hier vom Ende der deutschen Peinlichkeit die Rede. Möglicherweise war das zu optimistisch. Als die Schießbudenfiguren der Grünen auf den Oppositionsbänken Platz nahmen, Robert Habeck ins Exil nach Dänemark ging und Annalena Baerbock mindestens für ein Jahr in die USA, bestand immerhin Hoffnung, dass die Zeit der Pleiten und Pannen vorbei sein würde. Während jedoch manche Kabinettsmitglieder durchaus seriös auftreten – und, wie das Innen- und das Verteidigungsressort, in den sozialen Netzwerken immerhin keinen Mist posten –, beschäftigen andere Ministerien Social-Media-Teams aus der Hölle.

Nun hat eine „infantile Gesellschaft“ (Alexander Kissler) genau die Politiker, die sie verdient, würden Zyniker sagen. Parlamentsabgeordnete, die grimassierend durch den Bundestag tänzeln oder hüpfen und aus dem Homeoffice zu einem Kinderlied von Rolf Zuckowski die Lippen bewegen.

Seit Politiker uns mit Begriffen wie „Piks“, „Wumms“ und „Doppelwumms“ traktieren und zu uns wie mit Kleinkindern sprechen, seit Franziska Giffey als Familienministerin ihren Gesetzen Gaga-Namen wie das „Gute-Kita-Gesetz“ und das „Starke-Familien-Gesetz“ verpasste, damit auch der Letzte sie verstand, muss man nun mal mit allem rechnen. Die Kommunikation der Regierenden unterkomplex zu nennen, wäre maßlos untertrieben. Insbesondere bei Instagram und seiner jungen Nutzerschaft wird der Souverän in Babysprache adressiert.

Im Social-Media-Team des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz von Frau Dr. Stefanie Hubig etwa machte man sich Gedanken, wie man „witzig“ den Dreh zur Frauenfußball-Europameisterschaft kriegen könnte, jedenfalls für Betrachter mit einem IQ unterhalb der Zimmertemperatur. Und das kam dabei heraus:

So witzig wie eine Darmspiegelung: Instagram-Post des Justizministeriums

Ein paar hundert Leute (oder Bots) klickten auf den „Like“-Button, vielleicht, weil sie mit dem Kopf auf die Tastatur schlugen. Und manche mögen es eben so flach, dass es sich unter der Tür durchschieben lässt.

Es geht aber noch verrückter. Vom selben Absender stammt dieser Post aus dem Juni: „Ein Dankeschön an dich, weil du lieber stundenlang Beiträge auf Instagram liest, anstatt Straftaten zu begehen.“ Das glauben Sie nicht?

Die Regierung kann auch dankbar sein.

Wer sich peinliche Beiträge eines Ministeriums anschaut, kann – wenigstens in dieser Zeit – keine Straftaten begehen, das ist so richtig wie die Feststellung der Grünen Jette Nietzard zu Silvester: „Männer, die ihre Hand beim Böllern verlieren, können zumindest keine Frauen mehr schlagen.“

Aber blöd kann auch der Bundesnachrichtendienst respektive die Vögel, die dort anheuern durften, um albernes Zeug bei Instagram zu posten. Der Auslandsgeheimdienst, eigentlich Deutschlands verschwiegenste Behörde, schickte am World-Emoji-Day ein besonders kniffliges „Agenten-Emoji-Quiz“ raus, Ulrich Mühes Kopfhörer aus „Das Leben der Anderen“ inbegriffen. Auch eine Wasserpistole und, irritierenderweise, ein Gehirn.

Wenn der BND zum Dechiffrieren einlädt ...

Wer das Rätsel löst, bekommt todsicher einen Job beim Bundesnachrichtendienst. Für die Generation Z muss man die Ansprüche herunterschrauben, das klassische Bewerbungsgespräch ist old school und obsolet. Und der BND ist schließlich nicht der Mossad.Im nächsten Fall geht es um Regierungschef Friedrich Merz, den die Bundesregierung im Internet in leichter Sprache als „Bundes-Kanzler“ vorstellt. Bei Instagram macht sie auf ein jährliches Ritual aufmerksam, das die „Hauptstadtpresse“ veranstaltet, um sich wichtig fühlen zu können. Der Erkenntniswert dieser Veranstaltungen, bei denen heikle Fragen grundsätzlich gemieden werden, tendiert gewöhnlich gegen null. Die Journalisten, erklärt die Bundesregierung, denken sich ihre Fragen selber aus, der Kanzler kennt sie nicht schon vorher. Was aber nichts macht, weil ohnehin nur Fragen wie „Tragen Sie gern Sonnenbrille, Herr Bundeskanzler?", „Wie sehr freuen Sie sich, Bundeskanzler zu sein?“ oder „Finden Sie nicht auch, dass die Opposition im Bundestag stört?“ gestellt werden.

Die Regierung hat für Instagram-User noch eine zweite frohe Botschaft parat: „Deutschland und Großbritannien schließen einen neuen Freundschaftsvertrag.“ „Nicht deine Teetasse? (Not your cup of tea?)“ – das hätte man von Annalena Baerbock erwartet, aber nicht unbedingt von der neuen Bundesregierung. I believe my pig whistles!

Gut, dass die jungen Leute demnächst unproblematischer nach UK einreisen können, um sprachliche Defizite aufzuarbeiten. Mit ein bisschen gutem Willen stellt man die deutsch-britischen Beziehungen auf ein ganz neues Fundament. Vorstellbar ist auch, dass Deutschland den Briten die aus Frankreich geflüchteten afrikanischen Migranten abnimmt. Dafür wird dann die wohl von vielen Engländern ersehnte Abschiebung von ARD-Korrespondentin Annette Dittert mittelfristig aufgeschoben und sie darf vorerst weiter auf ihrem Londoner Hausboot wohnen.

Kommen wir zum Auswärtigen Amt. Außenminister Johann Wadephul traf sich mit Botschaftern aus südamerikanischen Ländern. „Die sind für uns wichtig“, wird in Einfacher Sprache erklärt, ähnlich wie der Armin das in der Sendung mit der Maus gemacht hat. Klingt komisch, ist aber so.

Wilde Kostüme, Samba-Rhythmen, Lebensfreude an der Copacabana in Rio de Janeiro (Symbolbild).

Dass in Lateinamerika kein Latein gesprochen wird, hat das Social-Media-Team zu erwähnen vergessen – da sind dringend Nachschulungen nötig! Aber wisst Ihr auch, liebe Kinder, dass Südamerika ganz schön groß und ganz schön weit weg ist?

Von Buenos Aires nach Mexico City fliegt man 9:35 Stunden – „das ist länger als von Berlin nach Peking.“ Aber kürzer als eine Fahrt mit der Deutschen Bahn von München nach Berlin, wenn Stellwerk-Störungen, verspätetes Zugpersonal oder Personen im Gleis den Betriebsablauf stören. Der Erklärbär des Auswärtigen Amtes hat aber noch mehr Informationen für mäßig gebildete Bürger:

Der Amazonas-Regenwald ist die „grüne Lunge“ unseres Planeten („oder der Planetin, grad wie man es nennen möchte“, Katrin Göring-Eckardt) – Donnerwetter! Nur wissen die Leute dort offenbar nicht, was ein Minister ist, weshalb Robert Habeck es ihnen einst erklären zu müssen meinte: „Das ist so etwas wie euer Häuptling, nur in einem anderen Land.“

Da aber nicht nur die Kambeba am Rio Negro von unseren Politikern für doof gehalten werden, sondern auch der deutsche Souverän, stellt das Auswärtige Amt weitere wichtige Informationen bereit – für alle, die noch nie etwas von Lithium gehört haben:

Das dürfte Luisa Neubauer gar nicht gern lesen, denn obwohl auch sie ausgiebig das Smartphone nutzt und das Schwerbatterie-Auto dem Verbrenner unbedingt vorzieht, würde sie Bedenken hinsichtlich Wasserverbrauch, Wasserverschmutzung, Schädigung von Ökosystemen und Menschenrechtsverletzungen haben. Von der Entsorgung von Lithium-Ionen-Akkus gar nicht zu reden. Kaufen Sie trotzdem ein E-Auto, der Verbrenner ist des Teufels!

Was die Beiträge der Regierung bei Instagram zeigen: Sie halten den Bürger für unmündig und mit dem Verstand einer Amöbe ausgestattet. Das ist auch der Grund dafür, warum sie uns an warmen Tagen raten, viel Wasser zu trinken und den Schatten aufzusuchen. Warum sie uns jeden Tag beibringen müssen, was Demokratie ist. Warum sie für uns alles „einordnen“ müssen. Wenn der Bürger selber denkt, wird’s gefährlich, daher muss er beim Denken unbedingt betreut werden. Das ist gewissermaßen alternativlos und darf nie hinterfragt werden.

Was die Social-Media-Posts betrifft, mag es allerdings noch eine andere Erklärung geben: Unser letztes hier vorgestelltes Meme könnte – schrecklicher Verdacht! – gar nicht ironisch gemeint sein, sondern schlicht die Realität abbilden. Denn so hat man sich eine typische Social-Media-Redaktion der Bundesregierung doch immer vorgestellt.

Lesen Sie dazu auch: Baerbock, Paus, Habeck endlich weg: Das Ende der deutschen Peinlichkeit

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