
Alles, was man bisher weiß, deutet auf die Stromerzeugung durch Solaranlagen als Ursache für den Blackout in Spanien hin. In einer Pressekonferenz sagte ein Direktor des Netzbetreibers REE, dass die genaue Ursache bisher nicht bekannt sei. Aber durch die Lokalisierung der Ereignisse, die zum Blackout geführt hätten, „könnte man zum Ergebnis kommen, dass ein Leistungsverlust von Solaranlagen die Ursache war“.
Die Zeitung „lavanguardia.com“ schreibt über den spanischen Netzbetreiber: „Die Red Eléctrica de España (REE) ist eine Tochter von Redia. Der Staat ist über die SEPI (Sociedad Estatal de Participaciones Industriales) mit etwa 20 % größter Einzelaktionär. REE ist Eigentümerin des Hochspannungsnetzes und soll den ordnungsgemäßen Betrieb des gesamten Netzes gewährleisten. Danach wird der Strom über Stationen und Umspannwerke mit einer zweiten Ebene mit einer niedrigeren Spannung, dem Verteilernetz, verbunden. Sie befinden sich im Besitz großer Stromunternehmen wie Iberdrola, Endesa, Naturgy und EDP.“
Und da REE und Redia quasi staatliche Unternehmen sind, werden ihre Chefs von der Politik bestimmt. Es sind Parteisoldaten. Ideologische Festigkeit ist wichtig, Kompetenz und Erfahrung in dem speziellen Bereich sind es nicht.
Die Präsidentin von REE Beatriz Corredor ist eine enge Vertraute des spanischen Präsidenten Pedro Sánchez. Wegen ihrer bedingungslosen und langjährigen Loyalität zu Pedro Sánchez und der PSOE wurde sie immer wieder mit Posten in der Partei belohnt. Zuletzt mit dem Präsidentenamt bei REE mit einem Jahresgehalt von 546.000 Euro. Beatriz Corredor ist Juristin. Dass sie, bevor sie dieses Amt antrat, über Expertise und Erfahrung im Bereich Stromübertragung und Stromverteilung verfügt hätte, ist nicht bekannt.
Dieser Gegensatz ist aber noch nicht vollständig überwunden, selbst in der von Frau Corredor kontrollierten REE gibt es Häretiker, die noch im Februar vor der Gefahr „schwerwiegender Unterbrechungen“ der Stromversorgung aufgrund des Booms der erneuerbaren Energien warnten. Der Stromnetzbetreiber wies Investoren in seinem jüngsten Jahresbericht darauf hin, dass die „hohe Marktdurchdringung“ der erneuerbaren Energien Störungen im Netz verursachen und die Stromversorgung beeinträchtigen könnten.
Corredor, die schon in der sozialistischen Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero Ministerin für Wohnungsbau war, bestritt jedoch die Aussage ihres eigenen Unternehmens, dass der Stromausfall auf den hohen Anteil von erneuerbaren Energien zurückzuführen sei. „Corredor betont“ , berichtet cadenaser.com, „dass es am Montag keine anderen Umstände gab, die diesen Absturz hätten verursachen können“, und hält es für „nicht korrekt, den Vorfall mit dem Einsatz erneuerbarer Energien in Verbindung zu bringen. Sie erklärte, dass diese Technologien bereits stabil funktionieren und über Systeme verfügen, die es ihnen ermöglichen, wie ein konventionelles Stromerzeugungssystem zu arbeiten, ohne dass es zu Sicherheitsproblemen kommt“. Gleichzeitig betonte sie, dass das spanische Stromnetz ihrer Meinung nach das „beste und widerstandsfähigste in Europa“ sei.
Dass es aber schon vorher Probleme mit der Stromversorgung gab, zeigt ein Brief von Repsol vom 24. April 2025, in dem das Unternehmen auf „eine unerwartete Unterbrechung aufgrund von technischen Problemen mit der Stromversorgung“ hinwies. In diesem Brief warnte Repsol einige seiner Großkunden, dass die Produktion in der Raffinerie in Cartagena ausgesetzt würde, bis der Vorfall vollständig behoben sei. Nach Angaben von Informanten handelte es sich um einen „größeren Stromausfall außerhalb der Anlage“, dessen Ausmaß Repsol dazu zwang, eine Klausel über „höhere Gewalt“ geltend zu machen, wie es in dem Schreiben vom 24. April heißt.
screenshot/ elmundo.es
Sucht man nach weiteren politischen Verantwortlichen, wird man schnell fündig. Eine davon ist Teresa Ribera, jetzt Vizepräsidentin der Europäischen Kommission für die saubere, gerechte und wettbewerbsfähige Transformation und Wettbewerb. Vorher war sie schon Umweltministerin und für die Transformation und den Klimaschutz in Spanien zuständig.
Das deutsche Wikipedia schreibt über sie: „Im Juni 2018 wurde Ribera Umweltministerin im Kabinett Sánchez. In diesem Amt zeichnete sie für eine Neuausrichtung der spanischen Energiepolitik verantwortlich und setzte sich innerhalb der EU für anspruchsvollere Zielsetzungen beim Anteil erneuerbarer Energien ein. Sie war neben Sánchez und Madrids Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida mitverantwortlich dafür, dass die UN-Klimakonferenz 2019 nach der Absage Chiles im Dezember 2019 in der spanischen Hauptstadt stattfand.“
„Im April und November 2019 wurde sie als Abgeordnete der Provinz Madrid ins spanische Parlament gewählt. Im Kabinett Sánchez II, das von Januar 2020 bis November 2023 amtierte, war sie einer von vier Stellvertretern des Ministerpräsidenten und Ministerin für ökologischen Wandel und Demographie (vicepresidenta para la Transición Ecológica y el Reto Demográfico). Im Kabinett Sánchez III war sie von November 2023 bis November 2024 dritte stellvertretende Ministerpräsidentin sowie weiterhin Ministerin für den ökologischen Wandel und Demographie.“
Was Wikipedia höflich verschweigt, ist, dass ihre Politik maßgeblich für die Katastrophe in Valencia verantwortlich war.
Die Zeitung nennt aber noch eine weitere Verantwortliche. Es ist die jetzige Ministerin für die Transformation Teresa Aagasen. Alle drei sind glühende Verfechterinnen des Ökologismus, an deren Glaubensfestigkeit bisher alle Einwände von Fachleuten mit jahrelanger Berufserfahrung wirkungslos abgeprallt waren.
Ähnlich argumentiert die kommunistische Koalitionspartnerin von Sánchez, Yolanda Díaz von SUMAR. Laut „eleconomista.es“ fordert sie die vollständige Verstaatlichung des gesamten Sektors. „Eleconomista.es“ berichtet: „Sumar besteht darauf, die Verantwortlichkeiten des ‚Energie-Oligopols‘ zu klären und das spanische Stromnetz zu 100 % vom Staat kontrollieren zu lassen, um ‚das Recht auf Energie‘ zu garantieren.“
In seinen Erklärungen besteht Sánchez immer darauf, dass REE ein privates Unternehmen wäre. Eine Vermutung, warum er das immer betont, könnte in den sehr erheblichen Schadensersatzforderungen begründet sein, die auf REE zukommen werden. Und damit will der Staat, der dort sonst alles bestimmt, natürlich nichts zu tun haben. Die Schäden an die durch die kurze Überspannung zerstörten Maschinen, Haushaltsgeräte und andere Installationen wird immens sein. Erste vorsichtige Schätzungen liegen zwischen 2 und 4,5 Milliarden Euro.
Ignacio Sánchez Galán, Vorsitzender von Iberdrola, deutet das auf der Pressekonferenz nach der Präsentation der Ergebnisse seiner Firma über die ebenfalls „eleconomista.es“ berichtete, bereits an. „Red Eléctrica de España muss das klären. Es ist der Netzbetreiber, der dies erklären muss, denn er ist verantwortlich. Was ich sagen kann, ist, dass unsere Flotte vor, während und nach dem Stromausfall bereit war und dem Netzbetreiber zur Verfügung stand, um die Arbeit aufzunehmen.“
Red Eléctricas Espagna selbst hat bereits, vorsorglich, andere Kraftwerke für den Blackout verantwortlich gemacht.
Solange aber treue Parteisoldaten – die technische Kenntnisse und Erfahrung durch ideologische Festigkeit und Dogmengläubigkeit auszugleichen versuchen und für die Unabhängigkeit lediglich bedeutet, ihren Dienstherrn nicht zu verärgern – wichtigen Firmen, Institutionen und Behörden vorstehen, werden sich solche Desaster immer und immer wieder ereignen.