
Prof. Dr. Ulrich Reuter ist seit Januar 2024 Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. In Deutschland haben zurzeit 40,6 Millionen ein Konto bei einer Sparkasse. In einem Gastbeitrag für das Handelsblatt kritisiert Reuter aktuelle politische und wirtschaftliche Entwicklungen in Deutschland. NIUS dokumentiert wichtige Passagen.
Über Leistung und Wettbewerb
„Deutschland kann mehr, als in den vergangenen Jahren sichtbar geworden ist. Wir leisten nicht das, was wir leisten könnten und müssten. Deshalb fällt unser Land in seiner Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit global immer weiter zurück. Das wird auf lange Sicht zwangsläufig Auswirkungen auf den Wohlstand haben.“
Bürokratie lähmt alles
„Seien wir ehrlich: Unser Land befindet sich in einem Dämmerschlaf. Jeder wartet auf den anderen. Zu wenige sind bereit, Verantwortung zu übernehmen und den einen Schritt zusätzlich zu machen. Und diejenigen, die dazu bereit sind – etwa mittelständische Unternehmer- werden durch fesselnde Bürokratie am Handeln gehindert.“
Sparkassen-Präsident Ulrich Reuter
Zu viele Fesseln
„Zukunftspläne fehlen, Unsicherheiten und Krisen werden mit absichernden bürokratischen Vorschriften verdeckt. So wurde ein Land geschaffen, in dem sich vor lauter Fesseln fast niemand mehr bewegen kann.“
Wir müssen mehr arbeiten
„Die Welt wartet nicht auf uns und interessiert sich nicht für deutsche Befindlichkeiten. Wir müssen mehr und härter arbeiten. Niemand darf sich mehr auf andere verlassen, wenn er selbst etwas leisten kann: Wir brauchen mehr Selbstverantwortung.“
Lauter ungedeckte Schecks
„Wir brauchen Klarheit und Ehrlichkeit. Mit einem narkotisierenden Wahlkampf, der jedem alles verspricht, ist es 2025 nicht getan. Mehr Netto, höhere (Mindest-)Löhne, bessere Infrastruktur, eine leistungsfähige Verteidigung, eine zukunftssichere Bildung, angeblich keine zusätzlichen Lasten – das alles sind ungedeckte Schecks, solange nicht klar ist, woher das Geld kommt und wer es erarbeitet. Es gibt keinen gut gefüllten Staatstresor und auch nicht unbeschränkten Kredit, den wir nur verteilen müssten.“
Alle müssen etwas beitragen
„Der Staat muss seinen Bürgern etwas zumuten. Politik muss den Wählern die Wahrheit zumuten, gerade im Wahlkampf. Alle – wirklich alle – müssen etwas beitragen. Sprechen müssen wir darüber, wie diese Lasten fair verteilt werden. Stärkere Schultern müssen mehr tragen als schwächere. Ich bin überzeugt: Viele sind bei klarer Perspektive dazu bereit.“
Wir brauchen einen Staat, der liefert
„Menschen und Unternehmen erwarten einen funktionierenden Staat, dessen Handeln sich nicht nur auf Worte in Gesetzen beschränkt. Wir brauchen einen Staat, der liefert – und die Anforderungen erfüllt, die er an seine Bürger stellt: bei Digitalisierung, bei Infrastruktur, bei Bildung. Wir alle wollen regiert werden. Veränderung ist gefragt. Dazu muss jetzt wirklich gearbeitet werden.“