
Mit nur 16,4 Prozent der Stimmen erlebte die SPD bei der Bundestagswahl ein historisches Debakel. Dennoch gibt sich die Partei nicht geschlagen: Co-Vorsitzende Saskia Esken möchte eine führende Rolle in den anstehenden Koalitionsverhandlungen mit der Union übernehmen.
Trotz des Wahldesasters und wachsender Rücktrittsforderungen innerhalb der SPD denkt die 61-Jährige nicht ans Aufgeben. Stattdessen bringt sie sich offenbar für das Amt der Bundestagsvizepräsidentin ins Gespräch, nachdem Bärbel Bas den Chefsessel im Parlament für einen Unionspolitiker räumen muss.
Auf eine Anfrage des „Tagesspiegel“ erklärte ein SPD-Sprecher: „Sondierungen und Koalitionen werden von den Parteien verhandelt. Daher ist es selbstverständlich, dass die Parteivorsitzenden die Delegationen zu diesen Gesprächen anführen.“
Esken selbst äußerte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die SPD „bereit für Gespräche“ sei, doch bisher habe sich CDU-Chef Friedrich Merz noch nicht bei ihr gemeldet. „Bisher hat sich Herr Merz bei mir noch nicht gemeldet“, so Esken.
Die Tage der Doppelspitze in der SPD könnten derweil gezählt sein. Innerhalb der Partei gibt es Bestrebungen, den für Ende des Jahres geplanten Parteitag vorzuziehen. Gerüchten zufolge werde Esken nicht erneut kandidieren.
Am Mittwoch wurde Lars Klingbeil mit 85,6 Prozent der Stimmen zum neuen Fraktionsvorsitzenden gewählt. Er übernimmt die Führung der mit nur 120 Abgeordneten kleinsten SPD-Bundestagsfraktion in der Geschichte der Bundesrepublik.