
Olaf Scholz will eine zweite Amtszeit als Bundeskanzler. Bereits am nächsten Sonntag könnte dieser Traum jedoch für ihn enden – genauso wie möglicherweise seine politische Karriere. Scholz ist unbeliebt. In Umfragen stehen seine Sozialdemokraten bei nur noch 15 Prozent. Damit wäre die Partei nicht nur halb so groß wie der große Konkurrent, die Union, sondern würde auch ihr schlechtestes Wahlergebnis bei einer Bundestagswahl einfahren.
Angesichts der schlechten Umfragewerte erhöhen nun selbst SPD-Spitzenpolitiker den Druck auf Scholz. SPD-Generalsekretär Matthias Miersch reagierte, angesprochen auf die politische Zukunft des Bundeskanzlers, gegenüber der Bild verhalten: „Das wird er zu entscheiden haben. Und das wird sicherlich auch maßgeblich vom Wahlergebnis abhängen.“
Als die Zeitung einen geschlossenen Rücktritt der Parteispitze nach der Wahl in den Raum stellt, möchte Miersch das nicht ausschließen: „Ich warte diesen Wahltag ab. Dann analysieren wir, und dann gucken wir mal.“ Miersch trägt besondere Verantwortung: Als Generalsekretär der Partei leitet er auch ihren Wahlkampf. Der SPD-Politiker bekleidet das Amt seit Herbst 2024 und konnte bislang zumindest in den Umfragen keinen positiven Effekt erzielen.
Scholz selbst hat bereits angekündigt, seine politische Karriere nur dann fortzusetzen, wenn er weiterhin Bundeskanzler bleiben kann. Einen Ministerposten in einem immer wahrscheinlicher werdenden Kabinett Merz hat er explizit ausgeschlossen. Überhaupt soll seine Arbeit als Kanzler seine letzte Station im Berufsleben sein, wie Scholz am Freitag im Interview mit dem YouTuber Tilo Jung zugab.
Der Weg zu einer zweiten Amtszeit wird für Scholz immer schmaler. Dass seine SPD die Union noch überholen kann, scheint nahezu unmöglich. Die zweitplatzierte AfD befindet sich in nahezu unangreifbarer Entfernung. Scholz könnte jedoch von dem Höhenflug der Linkspartei profitieren. Verlieren sowohl Union als auch AfD auf den letzten Metern an Unterstützung, während die Linkspartei ihre Umfrageergebnisse von sieben bis neun Prozent bestätigt, könnte eine linke Mehrheit aus SPD, Grünen, BSW und Linkspartei möglich sein – zumindest wenn das BSW, das aktuell auf der Kippe steht, doch den Einzug in den Bundestag schafft.
In diesem Fall könnten Scholz und seine SPD als stärkste linke Partei den Regierungsblock erneut anführen. Mit allen drei anderen Parteien hat die SPD bereits Regierungserfahrung – selbst mit dem neuen BSW regiert man bereits in zwei Bundesländern zusammen.