
An den ersten Schulen in Gelsenkirchen gelten mit dem neuen Schuljahr islamische Speisevorschriften beim Schulessen. „Alle Speisen sind halal“, verspricht die Gesamtschule Erle auf ihrer Homepage, wo kürzlich der neue Caterer für das Schulessen vorgestellt wurde. Künftig übernimmt die Versorgung der Kinder der Betrieb „Muttis Küche“.
Mittlerweile beliefert das Unternehmen von Chefin Canan Çelebi neun Schulen in Gelsenkirchen. Neben der Gesamtschule Erle sind das die Hauptschule Emma, die Gesamtschule Ückendorf, das Ricarda-Huch-Gymnasium, das Grillo-Gymnasium, das GSE-Surressestraße, das Leibniz-Gymnasium, das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium und das Max-Planck-Gymnasium.
Schon im Mai verschickte die Leitung der Gesamtschule Erle einen Brief, der NIUS vorliegt. Darin erklärte man die Einführung der neuen Essensvorschriften: „Ab dem nächsten Schuljahr wird unser neuer Kooperationspartner ‚Muttis Küche‘ die Verpflegung an der Gesamtschule Erle übernehmen und täglich frisch an unserer Schule kochen. Die Schüler:innen werden weiterhin die Möglichkeit haben, sich vor Ort für eines von zwei täglich wechselnden halal Gerichten (eines davon vegetarisch) oder einem Gericht von der Nudel- oder Salatbar zu entscheiden.“
Traditionelle deutsche Gerichte wie Kassler, Currywurst oder Leberkäse sind damit komplett ausgeschlossen. Gleichzeitig muss das Fleisch ausschließlich aus muslimischen Schlachtereien kommen.
Der komplette Brief der Schulleitung wurde im Mai verschickt.
Vom 30. Juni bis zum 4. Juli konnten alle „Schüler:innen“ bei einem kostenlosen Probeessen die neuen Speisen kennenlernen. Ab dem 27. August, wenn das neue Schuljahr in Nordrhein-Westfalen beginnt, gelten die bislang üblichen Preise: 3,50 Euro im Abonnement und 4,50 für Spontanesser. „Wir sind uns sicher, dass die positive Entwicklung, welche die Verpflegung zum Schulleben leistet, weiter voranschreitet“, heißt es abschließend im Brief.
„Muttis Küche“ löst damit das Unternehmen „Das Schulrestaurant gGmbh“ ab, das zuvor die Essensversorgung an der Gesamtschule Erle innehatte. Schon hier wurde auf Schweinefleisch verzichtet, der Begriff „halal“ aber noch vermieden. Der vorherige Caterer versprach 2019: „Bei der Speisenzubereitung werden kein Schweinefleisch, kein Pressfleisch und kein Analogkäse verwendet“.
Auf der Internetseite heißt es zudem: „Seit 2010 gibt es einen Beschluss des Essensbeirates der Stadt Gelsenkirchen, in dem sich alle Gelsenkirchener Caterer und Produzenten verpflichten, auf jeglichen Einsatz von Schweinefleisch oder Produkten vom Schwein zu verzichten. Einige Produkte sind halal.“
Die islamischen Essensvorschriften breiten sich also seit Jahren über die gesamte Stadt aus. Kein Wunder: Rund 60 Prozent der Schüler in Gelsenkirchen haben einen Migrationshintergrund. In einigen Schulen liegt der Anteil deutlich höher. Der Rat der Stadt Gelsenkirchen reagierte auf eine Anfrage von NIUS zu den neuen Essensvorschriften nicht.
Der erwähnte Caterer „Das Schulrestaurant gGmbh“ beliefert ebenfalls mehrere Schulen in Gelsenkirchen. Die WAZ berichtete schon 2017 über die Gesamtschule Berger Feld: „Auf Schweinefleisch wird aus Rücksicht auf Muslime verzichtet. Denn 40 bis 60 Prozent der Schüler sind Migranten.“
Für die nordrhein-westfälische AfD-Landtagsabgeordnete Enxhi Seli-Zacharias ist mit den Essensvorschriften eine „neue Stufe der Unterwerfung“ erreicht. „Es geht längst nicht mehr um gegenseitige Rücksichtnahme und Toleranz. Wir haben es mit einer knallharten Machdemonstration und einem islamgerechten Umbau unserer Gesellschaft zu tun und der Staat und die Politik sind dabei willfähriger Wegbereiter“, so die AfD-Politikerin zu NIUS.
AfD-Politikerin Enxhi Seli-Zacharias warnt vor einer falschen Toleranz.
Das Dulden dieses Vorhabens werde die Halal-Industrie begünstigen, meint Seli-Zacharias, die für ihre Partei auch im Rat der Stadt Gelsenkirchen sitzt. „Bereits jetzt beobachten wir in unserer Stadt ein Überangebot an sogenannten Halal-Metzgereien.“
Noch 2016 bat Angela Merkel (CDU) beim Thema Schulessen um die Rücksicht von Muslimen: „Die Toleranz gehört schon dazu, dass wir uns in unseren Essgewohnheiten jetzt nicht verändern müssen.” Ein Blick nach Gelsenkirchen zeigt, dass ihre Worte von der Realität längst überholt wurden.
Das arabische Wort „halal“ bedeutet wörtlich „erlaubt“ oder „zulässig“. Der Begriff stammt aus dem Islam und bezieht sich auf alles, was nach islamischem Recht (der Scharia) erlaubt ist. Am häufigsten wird „halal“ im Zusammenhang mit Essen und Trinken verwendet. „Halal“-Fleisch stammt von Tieren, die nach bestimmten religiösen Vorschriften geschlachtet wurden – vergleichbar mit „koscher“ im Judentum. Nicht halal, also haram, sind zum Beispiel Schweinefleisch, Blut, Alkohol oder Fleisch, das nicht nach islamischen Regeln geschlachtet wurde.
Lesen Sie auch:Aus aktuellem Anlass – eine Ode an das Schweinefleisch.