Spiegel, Böhmermann & Co. ätzen gegen ARD-Doku

vor 8 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Es ist die erste asylkritische Dokumentation im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk. Zehn Jahre nach der Grenzöffnung und Merkels „Wir schaffen das“ wagen der Norddeutsche und der Bayerische Rundfunk mit einem gemeinsamen Format namens „Klar“ endlich eine kritische Bestandsaufnahme. Es soll der Start für ein neues, konservatives Magazinformat in der ARD sein.

Die zeitliche Verzögerung allein ist schon bezeichnend. Doch wirklich erschreckend ist die Reaktion der alliierten Leid-Medien. Die links-woke Presse-Bubble kocht vor Wut. Von Spiegel über TAZ bis Titanic – Schnappatmung allerorten. Sofort wird scharf geschossen. Ohne Argumente, dafür gern ad hominem. Die Autorin, eine junge Redakteurin namens Julia Ruhs, steht im Kreuzfeuer.

Auch die ARD selbst scheint sich ihrer Sache nicht mehr so sicher zu sein. Oder war die Sendung von Anfang an nur als Feigenblatt gedacht? Jedenfalls wird „Klar – Migration: was falsch läuft“ in der Mediathek gut versteckt.

Man kann der Dokumentation vieles vorwerfen, aber nicht, dass sie einseitig wäre. Sie zeigt die nackten Zahlen, ja, sie bringt harte Aussagen und zeigt weinende Menschen, ja, aber sie zeigt auch beide Seiten der Medaille. Die Betroffenen kommen ebenso zu Wort wie die Beschöniger.

Hier der Migrationsforscher Prof. Ruud Koopmans, der die Migration als „völlig unkontrolliert“ bezeichnet, dort Innenministerin Nancy Faeser, die sich in der Bundespressekonferenz selbst über den grünen Klee lobt. Die kritischen Stimmen überwiegen in der Doku, was angesichts der problematischen Situation Deutschlands auch kaum wunder nimmt.

Die linke Presse nimmt die Doku umgehend unter Beschuss. Der Spiegel spricht von „Klartext mit Tunnelblick“. Autorin Samira El Ouassil versucht es mit Whataboutism und fragt scheinheilig: „Geht es endlich mal um Kinderarmut oder um steigenden Antiziganismus? Nein! Natürlich mal wieder um: Migration.“ Eine regierungsfinanzierte, angebliche „Nichtregierungsorganisation“ (NGO) namens „Neue deutsche Medienmacher:innen“ spricht von einem „Tiefpunkt in der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“.

Besonders kalt und würdelos reagiert Dara Marc Sasmaz, der als Social-Media-Berater für die SED-Nachfolgepartei „Die Linke“ arbeitet. Für den trauernden Michael Kyrath hat Sasmaz nur Hohn und Verachtung übrig: „Das ist ja wow, das ist ja Goebbels-Stürmer-Niveau“, kommentiert er in einem Twitch-Stream. Als Zahlen und Fakten genannt werden, ist für ihn alles nur „Nazi-Shit“.

Auch in der Doku selbst kommt eine weitgehend empathiebefreite Person zu Wort. Kyrath wird in der Bahn von Brigitta Sui Dschen Mattke, angesprochen, die ihm „rassistische Stereotype“ vorwirft. Das Problem des afghanischen Mörders seiner Tochter sei nicht dessen Herkunft, sondern „grundsätzlich eine schlechte psychosoziale Betreuung für alle“, also auch „psychisch gestörte Bio-Deutsche“, sagt sie. Erst Tage später wird bekannt, dass die Künstlerin und von Schirmherr Robert Habeck preisgekrönte Öko-Bäckerin Mattke offenbar gar nicht so zufällig an Bord war, wie es in der Doku scheint. Sie soll Kyrath und das Filmteam vielmehr bereits am Bahnhof beobachtet und bis in den Zug verfolgt haben.

Die Doku „presst alle spaltenden Erzählungen zum Thema Migration in 45 Minuten“, ätzt die linke Zeitung TAZ. Das ehemalige Satire-Magazin „Titanic“ bezeichnet Ruhs als „BDM-Moderatorin“ (Bund Deutscher Mädel – das Pendant zur Hitlerjugend für Mädchen) und freut sich über „Endlich Text so klar wie Horst Mahlers Sonnenbrillengläser!“. Auf die Inhalte der Doku geht allerdings niemand ein. Ätzen statt Argumentieren ist im linken Pressepfuhl offenbar das Gebot der Stunde.

Selbst im ÖRR wird die Kanone auf die eigene Kollegin gerichtet. ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann wird wie Titanic sofort persönlich: Ruhs sei ja wohl „innerlich noch ein Teenie“. Die junge Autorin reagiert empört auf die versuchte Ruhs-Schädigung: „Das finde ich jetzt aber ein wenig unfair, liebe Kollegin. Wir erschließen hier gerade für den ÖRR sehr engagiert eine verlorene Zielgruppe!“

Der umstrittene ZDF-Moderator Jan Böhmermann, immer hart im Geben, nicht im Nehmen, platziert seine Schläge wie üblich unter der Gürtellinie. In einer beeindruckend wirren Moderation bringt er alles unter, was sein Hirn gerade noch so hergibt: Es reicht von „Wehrsportgruppe“ bis „AfD-Kinderturnen“, von „Dummheit“ über „Unmenschlichkeit“ bis zum „Irrsinn“. Der Autorin würde wohl eine „große Schweinerei durch die Rübe“ gehen. Sagt ausgerechnet der Mann, der einst wegen eines extrem ekligen „Schmähgedichts“ (inklusive Kinderpornografie und Sex mit Tieren) gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan selbst nur knapp einem Rauswurf beim ZDF entkam. Tempi passati. Heute ist er ZDF-Chefpropagandist von Himmlers Gnaden.

Mit den Inhalten der ARD-Doku befasst sich auch Böhmermann keine Sekunde lang. Fakten könnten schließlich das linke Mantra vom „Rächts-Rächts-Nazi-Böse-Böse-Nazi“ zerbröseln. Seine Kritik hängt er ausschließlich an den einleitenden Worten auf. Ruhs sagt: „Was jetzt kommt, wird vielleicht nicht jedem gefallen“. Das gehe ja mal gar nicht.

Für die Neue Zürcher Zeitung zeigt der Umgang mit der Dokumentation „die Misere des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland“. Die Zeitung fragt: „Können diese Anstalten überhaupt noch reformiert werden?“

Dabei will die Sendung angeblich genau das: neue, konservative Akzente setzen. Und sie bemüht sich um Recherchetiefe. Levi Salomon kommt zu Wort, Gründer des „Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus“. Er spricht von einer Verrohung der Gesellschaft durch Migranten. Syrer etwa hätten „Antisemitismus mit der Muttermilch gesaugt. Das war da Staatsdoktrin.“ Schon vor zwanzig Jahren habe er in Jugendgruppen Sätze gehört wie „Messer rein, Messer raus, Messer rot, Jude tot.“ oder „Hitler hat das richtig gemacht“. Das „Klar“-Team begleitet Salomon auf eine Linken-Demo und muss durch eine private Sicherheitsfirma geschützt werden. Trotzdem überschüttet eine Frau in Clownsmaske Salomon mit einer Flüssigkeit.

Was Böhmermann, der sich in einem Anfall besonders ausgeprägter Selbstüberschätzung einst sogar als SPD-Parteivorsitzender beworben hat, ebenfalls ignoriert: Wie die dänischen Sozialdemokraten die Migration mittlerweile eindämmen.

Fake-News-Experte Böhmermann dürfte ebenfalls kaum widerlegen können, was Stuttgarts Polizeipräsident Markus Eisenbraun in der Sendung sagt: „Der typische Tatverdächtige ist jung, im Durchschnitt 24 Jahre alt, männlich, und hat einen Migrationshintergrund.“ Und wo bleibt ein Kommentar des systemischen Karriere-Zerstörers zu jenem konkreten Fall aus der Doku: Abd Almuty H. (44), kam 2015 als Asylant, holte drei Frauen und 13 Kinder nach. Sechs Söhne sitzen in Haft, auf das Konto der Familie gehen mehr als 130 Straftaten, „darunter Diebstahl, gefährliche Körperverletzung, Totschlag“. Auslöser des jüngsten Blutbads: „Die Schwester habe sich von Blicken belästigt gefühlt.“ Die Täter hätten eben „andere, uns häufig fremde Einstellungen zur Konfliktlösung“, kommentiert Prof. Thomas Bliesener, Direktor des kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen.

Von Spiegel, Diekmann, Böhmermann? Kein Kommentar.

„2024 waren zwei Drittel aller Asylbewerber Männer. Davon die Hälfte unter 30 Jahren“, sagt Ruhs in ihrer Reportage. Und lässt Ulrich Maurer (SPD) zu Wort kommen. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz sagt: „Hätten wir in den letzten Jahren vorwiegend Frauen mit Kindern aufgenommen, hätten wir heute nicht dieses Thema.“ Das Problem sei, „dass es vorwiegend junge Männer sind“.

Auch Hans-Eckhard Sommer, Chef des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), wird in der Doku zitiert – mit Aussagen, für die er wie die Filmemacherin bereits extreme Kritik einstecken musste. Er rechnet mit dem neuen europäischen Asylsystem GEAS ab: „Meine Skepsis am Funktionieren des neuen GEAS wird von vielen Fachleuten geteilt. Verantwortliche Politik spürt, wenn der Kipppunkt erreicht ist. Er ist erreicht.“

Die Doku endet mit herzerweichenden Szenen: Michael Kyrath sitzt beim Kaffee mit seinen „Bonuskindern“ – den Freunden seiner ermordeten Tochter, die er jede Woche trifft und die ihn an ihrem Leben teilhaben lassen. Es fließen viele Tränen, denn auch nach zwei Jahren ist der Verlust längst nicht verarbeitet.

Wer kann nach diesem schonungslosen Blick in das Leben der Betroffenen, nach diesem Füllhorn an Fakten und Fachleuten – wer kann und mag da plump von rechtspopulistischer Hetze sprechen, von einer großen Schweinerei, die einer Teenie-Autorin durch die Rübe geht?

Wohl niemand. Außer er heißt Diekmann oder Böhmermann.

Epilog: Jan Böhmermann sagt in einem Interview beim Linken Gregor Gysi: „Meine Arbeit ist ganz, ganz, ganz kalt. Man guckt sich an, wie kann man Leute aus der Reserve locken, wie kriegt man Leute zur möglichst effektvollen Selbstentlarvung.“ Und Harald Schmidt sagt über Böhmermann: „Ich wusste, dass er es als Moderator nie schaffen wird, aber als Krawallschachtel weit bringen.“

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