
Riesen-Blamage für den Spiegel: Eine aktuelle Kolumne, die übertitelt ist mit den Worten „Friedrich Merz fällt auf den Psychotrick der AfD herein“, musste viermal korrigiert werden – wegen Sachfehlern und falscher Darstellungen. Zuerst hatte der Twitter-User Argo Nerd darauf aufmerksam gemacht – und darauf verwiesen, dass die Kolumne sogar explizit das Thema „Realitätsverzerrung“ bearbeite, was angesichts der Fehler eine gewisse Ironie hat.
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In der Kolumne wird thematisiert, wie die AfD und ihre Unterstützer angeblich die öffentliche Wahrnehmung von Migration in Deutschland strategisch verzerrten. Sie nutzen dabei kognitive Verzerrungen, insbesondere die „Verfügbarkeitsheuristik“, um den Eindruck zu erwecken, dass Migranten eine Gefahr darstellen. Beispiele sind die mediale und politische Instrumentalisierung von Verbrechen durch Migranten, was zu einer überproportionalen Berichterstattung über ausländische Tatverdächtige geführt hat. Ein Problem mit migrantischer Kriminalität? Gibt es laut Spiegel nicht.
Das Verlagsgebäude des „Spiegel“ in Hamburg: Hier sitzt das „Sturmgeschütz der Demokratie“.
Diese „Propaganda“, so Autor Christian Stöcker, habe dazu beigetragen, dass viele Menschen Migration fälschlicherweise mit einem erhöhten Risiko für Gewaltkriminalität in Verbindung bringen. Gleichzeitig übernehme nun ein Politiker wie Friedrich Merz dieses Narrativ, was den demokratischen Konsens gegen die pauschale Schuldzuweisung an Minderheiten geschwächt hat.
Anscheinend hat es der Autor selbst nicht so genau genommen mit den Fakten: Unter den Ausführungen des Kolumnisten heißt es: „In einer früheren Version des Artikels hieß es, 2007 habe die Union zusammen mit der FDP regiert. Es war jedoch eine Große Koalition mit der SPD.“ Außerdem war in dem Text von den Geschehnissen in der Silvesternacht 2016/17 die Rede, „gemeint war die Silvesternacht 2015/16.“ Man habe inzwischen die Fehler korrigiert.
Die Korrekturen unter dem Artikel des „Spiegel“.
Doch damit nicht genug. Nach den ersten beiden Korrekturen kam es zu weiteren Berichtigungen. „An einer anderen Stelle zu den Fällen in Solingen und Aschaffenburg war davon die Rede, dass die politische Verantwortung bei den Unionsinnenministern von Nordrhein-Westfalen und Bayern gelegen habe.“ Das sei so nicht korrekt. „In NRW ist für die Abschiebung die grüne Fluchtministerin des Landes zuständig. Im bayerischen Fall lag ein Problem beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das dem SPD-geführten Bundesinnenministerium untersteht und wegen Überlastung mit Verzögerung arbeitete. Auch hier haben wir die Stelle korrigiert.“
Auf sozialen Medien sorgte die fehlerhafte Kolumne Stöckers für zahlreiche Lacher. Ein User kommentiert: „Der Spiegel hat sie quasi erfunden, die Realitätsverzerrung.“ Ein anderer Nutzer schreibt: „Mit Fakten ist der Spiegel-Autor scheinbar eher überfordert, seine Kolumne diesbezüglich, eine Ideologie getriebene Katastrophe.“ Es bleibt zu hoffen, dass künftig die Dokumentationsabteilung des Spiegels, also die Faktenchecker des „Sturmgeschützes der Demokratie“, künftig genauer hinschauen.
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