
Die deutsche Staatsbürgerschaft war einst ein hohes Gut. Jetzt genügt in Berlin ein Mausklick. Als erstes Bundesland hat die Hauptstadt das Einbürgerungsverfahren vollständig digitalisiert. Keine Prüfung, keine persönliche Vorsprache. Nur zur feierlichen Übergabe der Einbürgerungsurkunde muss man persönlich erscheinen. Der Rest läuft bequem vom Sofa aus.
Während deutsche Bürger für jeden banalen Amtsgang monatelang auf Termine warten – sei es für den neuen Pass oder Personalausweis, einen Wohnsitzwechsel oder sonstige Angelegenheiten – ist der Weg zum deutschen Pass für Migranten jetzt vollkommen mühelos. Keine Warteschlange, kein Amt, kein Aufwand. Integration light, ganz bequem per WLAN.
Es ist ein Akt politischer Symbolik. Nicht Erleichterung für alle, sondern Privilegierung einiger Weniger. Deutsche müssen ihre Identität, Bonität und Geduld immer wieder unter Beweis stellen. Wer eingebürgert werden will, wird mit so etwas nicht belästigt. Die Bürokratie, sonst langsam und gnadenlos, zeigt plötzlich Effizienz. Allerdings selektiv, für ein offenbar privilegiertes Publikum.
Was folgt daraus? Eine Staatsbürgerschaft, die nicht nur nichts mehr kostet, sondern bald vermutlich auch keinen Wert mehr haben wird. Ein Pass als administrative Floskel. Und die Frage, ob künftig auch Bürgergeldempfänger und rechtskräftig verurteilte Straftäter so ganz ohne jegliche nachgewiesene Integrationsleistung oder Identitätsnachweis einen deutschen Pass bekommen werden.
Die Berliner Verwaltung schafft nicht nur Fakten. Die Berliner Verwaltung sendet auch ein gefährliches Signal. Der deutsche Pass ist kein Preis für Anstrengung, kein Lohn gelungener Integration, sondern ein digitales Goodie. Die Bürger dieses Landes schauen zu und fragen sich zweierlei. Warum gelten für uns eigentlich andere Regeln? Und, noch viel spannender: Gelten für die Neupassbesitzer ab dem Moment des Passbesitzes die alten oder noch ihre neuen, privilegierten Regeln?