
Als ich ein Kind war, wurde mir gesagt, ich würde in der Hölle an meinen Haaren aufgehängt, wenn ich sie Männern zeige. Keine Erfindung meiner Familie – diese Drohung stammt direkt aus islamischen Quellen. Ich begann mich zu bedecken aus Angst und aus Scham. Weil ich glaubte, verantwortlich zu sein für die Blicke von Männern. Ich hielt mich für eine schlechte Frau, wenn ich mich nicht verhüllte – und war überzeugt: Nur wer sich bedeckt, ist anständig. Wer es nicht tut, ist Freiwild. Das ist nicht nur meine Geschichte – das ist gelebte islamische Orthodoxie.
Einer der einflussreichsten deutschsprachigen Islam-Prediger, Abul Baraa, zitiert den Propheten mit dem Satz: „Die übelsten unter den Frauen sind jene, die sich freizügig zeigen.“ Und dann fragt er seine Zuhörer: „Wie kann ich sagen, das seien gute Frauen?“
Es ist geradezu absurd, dass ausgerechnet linke Feministinnen den Hijab heute als Symbol der Selbstbestimmung und Religionsfreiheit feiern – jenes Kleidungsstück, das in weiten Teilen der islamischen Welt als stillschweigend akzeptierte Rechtfertigung für die Belästigung unverschleierter Frauen dient. Während im Westen über „empowerndes Kopftuch“ philosophiert wird, dient es andernorts als Freibrief für Übergriffe.
Jahre nach meinem Ausstieg aus dem Islam fand ich ein Foto meiner Großmutter – ohne Kopftuch. Ich fragte sie, wann sie begann, sich zu bedecken. Ihre Antwort: „Erst als die Hisbollah kam, und mir sagte, es sei meine religiöse Pflicht.“ Was sie trug, war kein Stück Stoff – es war ein Zeichen von Kontrolle. Mir war jahrelang selbst nicht bewusst, dass ich das Symbol einer Terrororganisation auf meinem Kopf trug.
Doch sie war kein Einzelfall – unzählige Frauen im Nahen Osten machten genau dieselbe Erfahrung. Als Islamisten begannen, ihre Ideologie aktiv und zunehmend gewaltsam durchzusetzen, nannten sie das „Islamisches Erwachen“. Was dahinter stand, war kein spirituelles Aufblühen, sondern die Re-Islamisierung ganzer Gesellschaften durch Druck, Propaganda und Drohkulissen.
Ein Beispiel, das zeigt, wie sehr sich die Zeiten gewandelt haben: 1958 sprach der damalige ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser in einer Rede über seine Verhandlungen mit der Muslimbruderschaft. Deren Anführer forderte, dass jede Frau in Ägypten ein Kopftuch tragen solle. Der Saal lachte. Ein Mann rief: „Dann soll er es doch selbst tragen!“
Während sich in Ländern wie dem Iran Frauen unter Lebensgefahr gegen den Kopftuchzwang wehren, feiern deutsche Parteien das Tragen des Hijabs im Klassenzimmer als „Akt der Selbstbestimmung“. Dabei war er nie das – und wird es auch nie sein. Vor allem die politische Linke scheint heute jeden Winkel des Lebens politisieren zu wollen: Fußballspiele werden zu Statements mit LGBT-Armbinden, und E-Mails enden am linken Rand gern mit „antifaschistischen Grüßen“.
Aber was bleibt seltsamerweise unpolitisch? Der Hijab. Ausgerechnet jenes Symbol, das von Organisationen wie der Hisbollah oder der Muslimbruderschaft seit Jahrzehnten gezielt als kulturelles Eroberungszeichen eingesetzt wird. Ausgerechnet dieses Kleidungsstück soll plötzlich frei von Bedeutung sein – ganz privat, ganz harmlos, ganz individuell. Dass der Hijab für Millionen Frauen nicht Wahl, sondern Zwang bedeutet – das scheint nur zu stören, wenn es nicht ins Narrativ passt.
Und heute? Was ist die Antwort auf den Vormarsch des politischen Islam? Berliner Lehrerinnen sollen das Kopftuch im Klassenzimmer ganz offiziell tragen dürfen. Diese Entscheidung von der CDU und der SPD ist der fundamentale Bruch mit einem wichtigen Prinzip unserer offenen Gesellschaft: der weltanschaulichen Neutralität des Staates.
Wenn das Kopftuch als religiöses Symbol im Klassenzimmer erlaubt ist – als Ausdruck von Identität, Glaube und angeblicher Selbstbestimmung – was ist dann mit anderen Symbolen?Darf eine Lehrerin künftig auch einen AfD-Pullover tragen? Ein Kreuz im XXL-Format? Oder ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Es gibt nur zwei Geschlechter“?
Plötzlich wäre der Aufschrei groß. Denn bei allem, was rechts, christlich oder „nicht-woke“ ist, erkennt man sehr wohl: Das ist politisch. Das beeinflusst Schüler. Das gehört nicht in den Unterricht. Nur beim Hijab – da soll auf wundersame Weise alles neutral sein. Dabei trägt keine Lehrerin ihr Kreuz so sichtbar wie eine Muslimin ihr Kopftuch. Und kein Parteibuch wird so konsequent auf dem Kopf getragen wie die Ideologie, die im Hijab steckt.
Die gute Nachricht: Lehrerinnen dürfen jetzt endlich Haltung zeigen. Die schlechte: Haltung ja, aber nur im Design der Scharia light. Denn was wäre ein Rechtsstaat ohne Kapitulation vor islamischem Machtanspruch im Namen der Toleranz? Vielleicht kommt als Nächstes der Gebetsteppich in der großen Pause – für die kulturelle Sensibilität, versteht sich.