
Es war eine regelrechte Hinrichtung auf offener Straße: Der pro-russische ukrainische Ex-Politiker Andrij Portnow ist vor der Schule seiner Kinder im Madrider Vorort Pozueloerschossen worden. Er lebte in Spanien im Exil. Die tödlichen Schüsse fielen am Mittwoch (21.Mai) gegen 9.15 Uhr. Ein zunächst nicht identifizierter Motorrad-Killer feuerte auf den früheren Präsidentenberater, der in seinem Auto saß, nachdem er seine Kinder zur Schule gebracht hatte.
Laut Zeugenaussagen waren aber mehrere Personen an dem Attentat beteiligt. Der Vater eines Schülers sagte spanischen Medienberichten zufolge, er habe zwei bewaffnete Männer sowie einen Mann in der Ferne gesehen.
Der 52 Jahre alte Portnow war ein enger Berater des russlandfreundlichen ukrainischen Ex-Präsidenten Viktor Janukowitsch, der 2014 gestürzt wurde.
Zu den Hintergründen der Tat lagen zunächst keine gesicherten Erkenntnisse vor. In Ermittlerkreisen wird ein Geheimdienst-Komplott nicht ausgeschlossen – im Klartext: Die Spur könnte nach Kiew führen!
Ein Vertreter des ukrainischen Militärgeheimdienstes bestätigte auf Anfrage der französischen Nachrichtenagentur AFP lediglich den Tod Portnows „durch Schüsse“, machte jedoch keine genaueren Angaben.
Portnow, der unter Ex-Präsident Janukowitsch Vizechef der Präsidialverwaltung in Kiew war, wurde nach dem Maidan 2014 zum oppositionellen Juristen. Er untersuchte Verbrechen und Korruptionsfälle.
Von der EU wurde der ukrainische Oppositionelle wegen angeblichen Missbrauchs öffentlicher Gelder und Menschenrechtsverletzungen auf die schwarze Liste gesetzt. Obwohl Portnow vollständig freigesprochen wurde, leitete Kiew dennoch eine Untersuchung ein und suchte nach Russland-Verbindungen.
In den letzten Monaten sei Portnow von der ukrainischen nationalistischen Diaspora in Spanien bedroht worden, hieß es seitens seiner Familie. Naheliegend ist, dass der ehemalige Janukowitsch-Berater über Informationen verfügt haben könnte, die für das Selenskyj-Regime gefährlich waren, wird in diplomatischen Kreisen vermutet.