
Kollegen des Magdeburger Attentäters Taleb Al-Abdulmohsen äußerten bereits im August 2024 ihre Besorgnis über seinen Zustand, nachdem er in einem Gespräch gesagt hatte, dass er sich im „Krieg“ befinde. Zwei Kollegen fragten Abdulmohsen damals, ob es ihm wieder gut gehe. Daraufhin antwortete er: „Nein, ich befinde mich in einem Krieg, aber nicht im metaphorischen Sinn, sondern in einem wirklichen Krieg, dessen Ausgang entweder sterben oder umbringen sein wird.“
Einer der Zeugen des Gesprächs schickte daraufhin eine E-Mail an Abdulmohsens direkte Vorgesetzte, die Therapieleiterin des Maßregelvollzugs Bernburg und berichtete von dem Gespräch. Die E-Mail liegt dem MDR Sachsen-Anhalt vor. Das Gespräch hat am 13. August stattgefunden und die E-Mail wurde am 14. August geschrieben. Der Verfasser der Mail schrieb weiter: „Er lief, nachdem er dies gesagt hatte, eilig aus dem Dienstzimmer, starrte dabei zu Boden und wirkte sehr belastet. Man müsste ihm aus meiner Sicht Hilfe anbieten.“
Die Therapieleiterin leitete die Mail des Mitarbeiters anderthalb Stunden nach Empfang an den ärztlichen Direktor des Maßregelvollzugs sowie an dessen Stellvertreterin weiter. Die weitergeleitete Mail hatte die Priorität „hoch“. Doch der ärztliche Direktor habe nie auf die Mail geantwortet, wie die Therapieleiterin dem Mitarbeiter vier Wochen nach dem Attentat von Magdeburg schrieb.
Am gleichen Tag, an dem die Klinikleitung die Mail erhielt, ließ Abdulmohsen sich für einige Tage krankschreiben. Als er am 23. August wieder zur Arbeit kam, wurde ein „Krankenrückkehrgespräch“ geführt. Der ärztliche Direktor konnte dabei „keine Anzeichen einer Selbst- oder Fremdgefährdung erkennen“. Die Aussage Abdulmohsens, dass für ihn nur sterben oder umbringen eine Option sei, wurde laut MDR als „überspitzter Ausdruck einer persönlichen Konfliktbelastung“ interpretiert.
In dem „Krankenrückkehrgespräch“ hatte Abdulmohsen die Sorge geäußert, dass er vom saudischen Geheimdienst bedroht werde. Beim Anschlag in Magdeburg am 20. Dezember wurden sechs Menschen getötet und 230 verletzt, davon 72 teilweise schwer. Abdulmohsen arbeitete im Maßregelvollzug Bernburg als Psychiater für suchtkranke Straftäter.