Steuern, Bürokratie, Rente: 2024 wanderten über 270.000 Deutsche aus

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2024 verließen rund 270.000 Menschen mit deutschem Pass die Bundesrepublik – der höchste Wert seit fünf Jahren. Zwar kamen viele zurück, doch am Ende stand ein negativer Wanderungssaldo von 80.000 Personen. Nur 2016 (–135.000) und 2020 (–93.000) war die Bilanz noch schlechter. Das zeigen die Daten des Statistischen Bundesamts.

Am stärksten betroffen sind die 23- bis 35-Jährigen. Bei den 25-Jährigen lag das Minus 2024 bei fast 3.000 Personen. Nur bei Babys unter einem Jahr gab es ein leichtes Plus von 746. 11.857 der Neugeborenen verließen Deutschland, 12.603 kehrten zurück. Wer geht, gehört meist zur „mobilen Bevölkerung“, die ökonomisch, sozial und politisch besser gestellt ist als der Durchschnitt, so die Bundeszentrale für Politische Bildung. Dass 2024 parallel 511.000 mehr Ausländer nach Deutschland gekommen sind als abgewandert, ist weniger relevant für den Arbeitsmarkt, sofern sie nicht ausreichend qualifiziert sind.

Das Wetter ist nicht der Hauptgrund fürs Auswandern, wenngleich ein netter Nebeneffekt. Hier zu sehen: ein Strand im Süden Spaniens.

Die Gründe für den Abschied sind vielfältig, aber klar erkennbar. Laut einer Insa-Umfrage im Auftrag der Initiative „Die jungen Unternehmer“ (2025) nennen 20 Prozent der 18- bis 25-Jährigen geringere Steuern und Abgaben als Hauptmotiv, 18 Prozent die Lebenshaltungskosten und 17 Prozent die finanziellen Aufstiegschancen. Nur 11 Prozent fühlen sich in Deutschland politisch ausreichend vertreten.

Hinzu kommt die Altersvorsorge: Das deutsche Rentenniveau liegt laut OECD-Angaben bei nur 52,9 Prozent des letzten Nettoeinkommens, deutlich unter dem internationalen Schnitt von 64,5 Prozent. Für junge Beitragszahler wirkt das wie ein Warnsignal.

Auch die Wirtschaft schaut pessimistisch auf den Standort Deutschland. In einer EY-Umfrage unter 115 Industrieunternehmen (September 2024) erklärten 45 Prozent, Teile ihrer Produktion ins Ausland verlagern zu wollen. Nur 13 Prozent planen neue Investitionen im Inland. Ganze 83 Prozent erwarten eine negative wirtschaftliche Entwicklung.

Parallel zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 2025, dass 2,6 Millionen ehemalige Einwanderer über Rück- oder Weiterwanderung nachdenken. Die Hauptgründe: steuerliche Belastung (38 Prozent), Bürokratie (38 Prozent) und die allgemeine wirtschaftliche Lage (37 Prozent).

Fast die Hälfte der Auswanderer bleibt in Europa. Besonders beliebt sind die Schweiz (311.000), Österreich (217.000), Spanien (143.000), Frankreich (87.000) und die Niederlande (83.000). Fernziele wie Amerika oder Asien spielen nur eine kleinere Rolle. Länder wie Bulgarien werben inzwischen gezielt mit speziellen Visa um digitale Nomaden.

Die Schweiz ist ein beliebtes Auswanderungsziel.

Auch innerhalb Deutschlands gibt es Bewegung: 347.000 Menschen zogen 2024 in ein anderes Bundesland. Gewinner sind Brandenburg (+6.512) und Schleswig-Holstein (+4.177), während Berlin über 7.400 Einwohner netto verlor.

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