„Stimmungsmache mit der Angst“: ARD-Faktenfinder will Kriminalität in Freibädern widerlegen

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Bildquelle: Apollo News

„Stimmungsmache mit der Angst“ titelt die Tagesschau in einem sogenannten „Faktenfinder“-Artikel zum Thema Straftaten im Freibad am Mittwoch. Eine Anfrage bei allen Innenministerien der Bundesländer habe ergeben, dass die Anzahl der in Schwimmbädern und an Badestellen begangenen Straftaten 2024 im Vergleich zum Vorjahr in acht Ländern gesunken ist – schaut man sich die Zahlen genau an, sieht man jedoch einen Anstieg von Sexualdelikten.

Die Gesamtzahl der Straftaten sank offenbar tatsächlich: Im Saarland und Sachsen-Anhalt sei die Zahl der Straftaten in Schwimmbädern und Badestellen um 20 Prozent zurückgegangen, berichtet die Tagesschau. In Sachsen-Anhalt waren es im vergangenen Jahr beispielsweise 243 Straftaten – 2023 waren es noch 304.

In Berlin, Sachsen, Bremen und Rheinland-Pfalz sei die Anzahl der Straftaten außerdem um zehn Prozent zurückgegangen. In Berlin wurden 603 Straftaten im Jahr 2023 bei der Polizei registriert und ein Jahr darauf 511. Anstiege wurden hingegen in Thüringen, Hamburg und Hessen verzeichnet: beispielsweise in Hamburg von 185 auf 224 Delikte im Jahr 2024.

Die Tagesschau verweist darauf, dass die Zahlen nur bedingt aussagekräftig seien, weil die Bundesländer zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit der Erfassung von Straftaten an der Örtlichkeit Freibad begonnen haben und nur die Fälle in der Statistik erfasst sind, die auch bei der Polizei angezeigt werden.

In der Polizeilichen Kriminalstatistik wird der Tatort Freibad nicht in allen Bundesländern explizit erfasst. Teilweise gibt es nur die Kategorie „Schwimmbäder und Badestellen“, auf die sich auch die Zahlen der Abfrage beziehen. Von der Tagesschau wird zudem eine Umfrage der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) zitiert, in der es heißt: „Es gibt knapp 3.000 Freibadangebote in Deutschland, und in den allermeisten davon ist es einer Umfrage der DGfdB nach auch im Jahr 2024 sicher geblieben“.

Allerdings wurden nur Daten von 268 Freibädern gesammelt, wie aus der Umfrage von November 2024 hervorgeht. 25 Prozent der Befragten äußerten sich überdies nicht zur Sicherheitslage. Von denjenigen, die antworteten, teilten 14 Prozent mit, dass es zu Delikten wie sexueller Belästigung oder Diebstahl gekommen ist.

„Das Thema Freibäder wird regelmäßig von rechtspopulistischen Kreisen als vermeintliches Beispiel für ein erhöhtes Kriminalitätsaufkommen in Deutschland angeführt“, schreibt die Tagesschau dann. Außerdem wird der Direktor des Instituts für Kriminologie der Universität zu Köln, Frank Neubacher, zitiert, der die Beschäftigung mit dem Thema dem „Sommerloch“ zuschreibt.

Also alles nicht so schlimm. Panikmache – das soll der „Faktenfinder“-Artikel offenbar vermitteln. Allerdings widerspricht ein Rückgang der Gesamtzahlen der Straftaten nicht einem möglichen Anstieg bei Sexualdelikten in Freibädern. Zahlen des LKA Bayern zeigen einen Anstieg der Delikte seit 2022. Viele Fälle, über die Apollo News in den letzten Wochen berichtet hatte, befassten sich bereits mit Berichten über explizite Vergehen wie Sexualdelikte und Schlägereien – oft waren Ausländer die Tatverdächtigen (mehr dazu hier, hier und hier).

Eine Anfrage der dpa an das bayerische Landeskriminalamt ergab, dass die Anzahl von Sexualdelikten in Freibädern und an Badestellen seit 2022 gestiegen ist. 2022 registrierte die Polizei 171 „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“, 2024 gab es 227 Straftaten. Die meisten Tatverdächtigen waren Ausländer. So waren im vergangenen Jahr von 163 Tatverdächtigen 97 nicht-deutscher Herkunft. Das entspricht einem Anteil von 59,5 Prozent.

Das Bundeskriminalamt gab laut Focus an, dass bundesweit 2024 etwa zwei Drittel der Tatverdächtigen bei sexueller Belästigung in Freibädern keine Deutschen waren. Von 367 Personen hatten 237 Verdächtige keine deutsche Staatsangehörigkeit. Afghanen und Syrer waren die häufigsten Staatsangehörigkeiten (Apollo News berichtete). 50 der 367 Tatverdächtigen waren Syrer, das entspricht einem Anteil von 13,6 Prozent. Der Anteil von Syrern an der deutschen Bevölkerung entspricht laut dem Institut IW Köln hingegen lediglich 1,1 Prozent.

Überdies waren 61 Afghanen der sexuellen Belästigung in Freibädern laut Bundeskriminalamt verdächtig. Das entspricht einem Anteil von 16,6 Prozent der Tatverdächtigen 2024. Der Anteil der Afghanen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland betrug 2023 laut des Sachverständigenrates für Migration 0,5 Prozent. Fazit: Ein Rückgang der Gesamtzahl der Straftaten in Schwimmbädern schließt einen Anstieg bei Sexualdelikten in Freibädern oder eine Überrepräsentation von ausländischen Tatverdächtigen nicht aus.

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