Hamas stimmt Waffenstillstands-Vorschlag zu: Stoppt Israel für die Geisel-Rettung den Krieg in Gaza?

vor etwa 3 Stunden

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Seit 683 Tagen befinden sich die letzten israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas und anderer Terrorgruppen im Gazastreifen. Jetzt, wo eine Operation zur Eroberung von Gaza-Stadt anläuft, ist die Hamas bereit, wieder über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Doch sie stellt weiterhin Bedingungen, die schwer zu akzeptieren sind.

Israel führt den durch den Hamas -Überfall am 7. Oktober 2023 ausgelösten Krieg mit zwei Zielen: Vernichtung der Hamas und Befreiung der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln. Das eine macht das andere nicht eben leichter. In Israel ist man sich einig, dass alles getan werden muss, um die Übergabe der letzten etwa 20 noch lebenden Geiseln (und 30 Leichen) zu erreichen, Hunderttausende demonstrieren dafür auf den Straßen und Plätzen des Landes. Das Forum der Geiselfamilien rief sogar für Sonntag zu einem Streik in Solidarität mit den von Islamisten im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln auf, dem sich viele anschlossen.

Andererseits ist den Menschen klar, dass die Hamas besiegt und entwaffnet werden muss, wenn sich der 7. Oktober nicht ein ums andere Mal wiederholen soll, wie es die Hamas angekündigt hat. Die Regierung in Jerusalem hat sich entscheiden, den Druck auf die islamistische Terrororganisation zu erhöhen, indem die israelischen Streitkräfte (IDF) eine Operation zur Eroberung von Gaza-Stadt starten – das Bollwerk der Hamas.

Die Israels bereiten die Eroberung von Gaza-Stadt vor.

„Bibi“ Netanjahu hat dabei die Rückendeckung von US-Präsident Trump, der auf seiner Plattform Truth Social schrieb, dass die verbliebenen Geiseln aus Gaza nur zurückkehren werden, wenn „die Hamas bekämpft und zerstört wird“: „Wir werden die Rückkehr der verbleibenden Geiseln nur erleben, wenn die Hamas bekämpft und zerstört wird!!! Je früher dies geschieht, desto besser sind die Erfolgsaussichten.“

Die Hamas hat die Botschaft verstanden und versucht, den Sturm auf ihre größte Befestigung abzuwenden, indem sie Pläne, die sie selbst mehrmals und noch vor Wochen abgelehnt hat, jetzt plötzlich wieder erwägen will. Angeblich teilte sie den ägyptischen und katarischen Vermittlern mit, dass sie dem jüngsten Vorschlag für einen Waffenstillstand in Gaza zugestimmt hat.

Israel erhielt den Vorschlag der Hamas am Montagabend. Ein israelischer Beamter erklärte gegenüber der Jerusalem Post, dass Premierminister Benjamin Netanjahu den Vorschlag der Hamas prüfen werde, obwohl es sich nur um eine Teilvereinbarung handele, die nicht die geforderte Freilassung aller Geiseln vorsehe. Laut den Quellen hat sich die Position Israels, die die Freilassung aller Geiseln und andere Bedingungen für die Beendigung des Krieges umfasst, jedoch nicht geändert.

Post von US-Präsident Trump: „Hamas bekämpfen und zerstören!“

Diese sehen als Voraussetzungen für eine Beendigung des Krieges im Gazastreifen vor: die Freilassung sämtlicher Geiseln, die Entwaffnung der Hamas, die Entmilitarisierung des Gazastreifens, die Kontrolle Israels über das Küstengebiet und die Einrichtung einer Regierung, die „in Frieden mit Israel leben wird“, also weder mit der Hamas noch mit der Palästinensischen Autonomiebehörde von Mahmud Abbas etwas zu tun hat.

Die Hamas ist hingegen nur zu stufenweisen Waffenstillstands- und Geiselabkommen bereit. Der Vorschlag, dem sie jetzt zugestimmt haben will, sieht eine 60-tägige Waffenruhe und die Freilassung von zehn lebenden Geiseln vor, während die Vermittler sich bemühen, eine Einigung zu erzielen, bevor Israel seine geplante Operation zur Eroberung von Gaza-Stadt beginnt. Die Gespräche fanden in Kairo unter ägyptischer Vermittlung sowie unter Beteiligung Katars und der Vereinigten Staaten statt, wobei auch Erdogans Türkei letzte Woche an der Wiederaufnahme der Gespräche mitwirkte.

Eine Quelle innerhalb des Palästinensischen Islamischen Dschihad, einer Terrorgruppe, die an der Seite der Hamas kämpft, erklärte, dass nach der Freilassung der ersten zehn Geiseln die übrigen Gefangenen in einer zweiten Phase freigelassen würden, woraufhin sofort Verhandlungen über ein umfassenderes Abkommen folgen müssten.

Die Hamas hofft noch immer, der endgültigen Zerschlagung zu entgehen.

Angeblich ist das zur Debatte stehende Abkommen „zu 98 Prozent ähnlich“ dem Vorschlag des Sondergesandten Steve Witkoff, den die Hamas im vergangenen Monat abgelehnt hatte, weil die Europäer mal wieder zu naiv waren: Der britische Außenminister David Lammy hielt es für klug, mit europäischen Amtskollegen Druck auf Israel, statt auf die Terroristen auszuüben. Wer von der Anerkennung eines Staates Palästina schwadroniert, müsste eigentlich wissen, dass Hamas und Islamischer Dschihad dann erst recht keine Veranlassung sehen, einzulenken.

Die Israelis jedoch wissen, mit wem sie es zu tun haben und welche Sprache in der Region verstanden wird. Die Ankündigung, jetzt in Gaza-Stadt tabula rasa zu machen, hat die Terroristen wieder an den Verhandlungstisch gezwungen. Es ist die nackte Angst, die Hamas und Co. wieder reden lässt. Israels Premier Netanjahu sagte denn auch in einer von seinem Büro veröffentlichten Videoansprache vor hochrangigen Offizieren im Hauptquartier der IDF-Division Gaza in der Nähe der Grenzgemeinde Re'im, dass die Hamas unter enormem Druck steht“, der deswegen aufrechterhalten werden müsse.

Demonstranten in Tel Aviv fordern die Freilassung der Geiseln.

Um was genau geht es jetzt? Der aktuelle Vorschlag sieht die Freilassung von 10 lebenden israelischen Geiseln (also der Hälfte) im Austausch für einen 60-tägigen Waffenstillstand und die Freilassung von 180 Terroristen vor, die lebenslange Haftstrafen verbüßen. Das Treffen zwischen dem katarischen Premierminister Mohammed bin Abdulrahman bin Jassim Al Thani, „palästinensischen Fraktionen“, dem ägyptischen Geheimdienstminister und Vertretern der Hamas in der ägyptischen Stadt El-Alamein sei „positiv“ verlaufen, wie der katarische Fernsehsender Al-Arabi am Montag meldete.

Der aktualisierte Vorschlag ist Berichten zufolge ein Rahmenabkommen mit Änderungen an der jüngsten Antwort der Hamas, darunter eine schrittweise Freilassung der verbleibenden Geiseln und ein vollständiger Rückzug Israels aus dem Gazastreifen. Und es geht um eine ganze Reihe von Forderungen der Hamas, die sehr schmerzhaft zu akzeptieren sind:

Für die Übergabe der zehn lebenden Geiseln soll Israel 140 palästinensische Häftlinge freilassen, die wegen schwerster Verbrechen zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurden, dazu 40, die mehr als 15 Jahre abzusitzen haben. Außerdem sollen alle weiblichen und minderjährigen Häftlinge auf freien Fuß gesetzt werden. Und die Pufferzone, die Israel im Norden und Süden entlang der Grenze zum Gazastreifen behalten will, soll nicht breiter als einen Kilometer sein dürfen, wie der israelische Channel 12 berichtete.

Ein ausgemergelter Evyatar David muss im Hamas-Tunnel sein eigenes Grab schaufeln.

Ob sich Netanjahu darauf einlassen wird? Die arabischen Vermittler hoffen, dass die Rhetorik aus Jerusalem nur der Ausübung von Druck geschuldet ist und dass Netanjahu einlenken wird, wenn die Hamas bereit ist, ihre Forderungen vom letzten Monat zurückzunehmen, die zum Scheitern der Verhandlungen über ein Teilabkommen geführt hatten.

Derweil verkündete Generalstabschef Eyal Zamir: „Wir befinden uns mitten in einer langwierigen und beispiellosen Kampagne an mehreren Fronten. Wir stehen an einem Wendepunkt im Krieg, kurz vor dem Übergang zur nächsten Phase der Operation Gideons Streitwagen, deren Schwerpunkt auf der Verstärkung des Schlags gegen die Hamas in Gaza-Stadt liegt.“

Bemerkenswert ist jedenfalls, dass Netanjahu das vorangetriebene Teilabkommen nicht öffentlich ausgeschlossen hat und ernsthaft prüft – ein mögliches Indiz dafür, dass der Premier noch immer seine Optionen abwägt, auch unter innenpolitischem Druck. Während rechte Minister vor einem faulen Deal warnen, appelliert der ehemalige Verteidigungsminister Benny Gantz, Vorsitzender der Blau-Weiß-Partei, an Netanjahu: „Die Regierung verfügt über eine klare Mehrheit und ein breites Sicherheitsnetz, um die Geiseln nach Hause zu bringen. Netanjahu, jetzt ist keine Zeit zu zögern – jetzt ist es an der Zeit, die richtigen Entscheidungen für das israelische Volk und die Sicherheit Israels zu treffen.“

Derweil tickt die Uhr für die letzten 20 Geiseln in den Tunnelverliesen der Hamas, die im erbarmungswürdigen Zustand ihre eigenen Gräber schaufeln müssen, gnadenlos herunter. Da eine Befreiung, wie in einigen wenigen Fällen geschehen, unrealistisch erscheint, weil die Terroristen angekündigt haben, die Geiseln zu ermorden, sobald sich israelische Soldaten nähern, besteht ihre einzige Chance, nach Hause zu kommen darin, dass Netanjahu – zumindest vorerst – das Ziel aufgibt, die Hamas vollständig zu zerschlagen und als Gefahr für den jüdischen Staat dauerhaft auszuschalten.

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