
Den Namen Eliza Owen werden wohl die wenigsten Menschen bei uns kennen. Das dürfte sich bald ändern. Denn die Mitdreißigerin aus Sydney schickt sich gerade an, der neue Lieblingsmensch der grün-linken Blase in Deutschland zu werden.
Frau Owen hat Ökonomie studiert und arbeitet beim Wirtschaftsdienst Cotality. Dort hat sie sich auf die Datenerhebung und -auswertung zum australischen Immobilienmarkt spezialisiert. Vor ein paar Tagen hat sie ein paar neue Daten präsentiert. Die waren, bei allem Respekt, nicht weiter bemerkenswert.
Furore macht Frau Owen seitdem aber mit einem politischen Vorschlag, der sich schnell auf dem ganzen riesigen Kontinent verbreitet hat und lebhaft diskutiert wird.
Die Dame schlägt vor, eine Strafsteuer für zu große Wohnungen einzuführen.
Seitdem gibt es buchstäblich keine Nachrichtensendung im TV oder Radio und keine Zeitungsausgabe mehr, in denen die Idee nicht behandelt wird:
Frau Owens hat herausgefunden, was Branchenkenner seit vielen Jahren wissen: Die meisten Wohnungen „Down Under“ – etwa 75 Prozent – haben vier oder mehr Zimmer.
Für ein dünn besiedeltes Land mit einer gigantischen Fläche ist das nicht außergewöhnlich, denn insgesamt mangelt es nicht an Platz. In Australien leben etwa 3,5 Einwohner auf einem Quadratkilometer. In Deutschland sind es etwa 235.
Trotzdem herrscht akuter Wohnungsmangel, und die Gründe dafür sind uns Deutschen bestens bekannt.
Denn nicht überall ist Wohnraum knapp. In den ländlichen Regionen ist das Problem weitgehend unbekannt. Doch vor allem junge Leute drängt es in die Städte, und dort wird im Vergleich zur Nachfrage viel zu wenig gebaut.
Das liegt zum einen am wachsenden Anteil von Migranten in den Städten. Die üben erheblichen Druck vor allem auf die niedrigeren Preissegmente aus. Die hohe Inflation hat mehrere Bauunternehmen in den Ruin getrieben. Vor allem in den Großstädten haben immer strengere Umweltvorschriften und endlose Genehmigungsverfahren dazu geführt, dass kein vernünftiger Mensch mehr baut. Allein seit 2020 sind die Baukosten um ein Drittel gestiegen.
Und um die verbliebenen Immobilien konkurrieren Privatleute mit kommerziellen Investoren. Das macht nicht nur den neuen, sondern auch den schon länger vorhandenen Wohnraum extrem teuer. Das alles, wie gesagt, ist schon lange bekannt. Und ebenso lange tut die australische Politik dagegen dasselbe wie die deutsche Politik bei uns: nichts.
Nun hat Eliza Owens auch entdeckt, dass in 60 Prozent aller Häuser in Australien höchstens zwei Menschen wohnen. Das brachte die junge, urbane Dynamikerin auf jene Idee, die jetzt herumgereicht wird. Es ist ein Einfall, der das ganze autoritäre Potenzial und die ganze, kaum noch versteckte Verachtung der urbanen Jugend für die Generation ihrer Eltern und Großeltern offenbart.
Frau Owens schlägt eine Strafsteuer für „zu große“ Wohnungen vor.
Das könnte älteren Menschen, die bequem auf viel Wohnraum leben, „dabei helfen, in eine für sie passende Wohnung umzuziehen“. Die Regierung solle es „teurer machen, auf mehr Fläche zu wohnen, als man braucht“. Was „man“ braucht, sagt Frau Owens auch gleich: ein Zimmer pro Person. Für jedes weitere Zimmer soll die Strafsteuer fällig werden.
Man versteht, weshalb Deutschlands Linke die Idee so mögen.
Es ist ein durch und durch gruseliger Gedanke, dass irgendeine staatliche Stelle darüber entscheiden soll, wie viel Quadratmeter Wohnraum einem Menschen zusteht. Auch bei uns hatte die „Süddeutsche Zeitung“ im vergangenen Jahr schon mal einen Versuchsballon gestartet und ausprobiert, wie das Konzept eines staatlich aufgenötigten Wohnungstauschs älterer Menschen so ankommt.
Dabei sind sie in München sonst ja strikte Gegner jeder Zwangsumsiedlung – jedenfalls, wenn es um illegale Einwanderer geht und nicht um die Menschen jener Generation, die den Wohlstand erarbeitet haben, von dem die SZ-Redakteure heute zehren.
Der Vorschlag leidet freilich in Australien wie in Deutschland an denselben logischen und politischen Schwächen.
Rein logisch ist völlig unklar, wem es etwas nützen soll, wenn massenhaft ältere Menschen aus großen Wohnungen ausziehen. Bekanntlich gibt es gar nicht mehr so viele junge Familien mit Kindern (bei uns nicht und in Australien auch nicht). Letztlich würde es also darauf hinauslaufen, dass Rentner über Strafsteuern gezwungen werden, in kleine Wohnungen umzuziehen – nur damit jüngere Singles oder Paare etwas mehr Platz haben, als sie als Studenten hatten.
Politisch mag man das Jammern in manchen Teilen unserer Gesellschaft wirklich nicht mehr hören. Ja, Wohnen ist teuer. Das liegt maßgeblich an dem politischen Unfug, den vor allem die Jungen seit Jahren massiv vorantreiben. Ihr habt es bestellt, also beschwert Euch jetzt auch nicht.
Es gibt ja durchaus große Wohnungen. Wer sich die nicht leisten kann, muss sich halt mehr anstrengen. Oder glaubt irgendjemand, Oma und Opa – oder auch Mami und Papi – haben ihre Vier-Zimmer-Wohnung in der Stadt geschenkt bekommen?
Man kann, statt eine Wohnung in der Stadt zu mieten, auch eine etwas weiter draußen kaufen. Das setzt allerdings voraus, dass man in der Lage ist, einen meist längerfristigen Plan zu machen und auch diszipliniert durchzuhalten. Dazu gehört übrigens auch die Wahl des richtigen Lebenspartners.
Bei mir hier auf dem Land in Oberbayern suchen die jungen Frauen sehr gezielt nach Männern, denen sie zutrauen, über mehrere Jahrzehnte verlässlich an einer gemeinsamen Zukunft – inklusive Familie und Eigenheim – zu arbeiten. Das passt natürlich nicht zu den flüchtigen Partnerschaftskonzepten der urbanen Schickeria. Gegen die ist nichts einzuwenden – nur gibt es keinen Grund, sie staatlich zu bevorzugen und dafür Alte aus ihren Wohnungen umzutopfen.
Übrigens: Dasselbe Milieu, dass sich jetzt über Wohnungsmangel beschwert, hat ihn selbst erzeugt: mit bizarren „Mieterschutzgesetzen“, sozialistischen Mietendeckeln und der bevorzugten Unterbringung von Migranten. Geliefert wie bestellt.
In Australien wie bei uns gelten jetzt offenbar Figuren als „Experten“, die glauben, dass sie Anspruch auf alles haben, was sie wollen; dass nicht sie selbst für ihr eigenes Leben verantwortlich sind; und dass man am besten dann etwas haben kann, wenn man es anderen wegnimmt.
Es gibt keinen Anspruch darauf, dort wohnen zu können, wo man will. Wer in der Stadt leben will, muss genügend Geld verdienen, um sich die Stadt leisten zu können. Oder er muss woanders hinziehen. So einfach ist das.
In Australien und bei uns.