
Die Finanzmärkte und die Börse stehen in den öffentlich-rechtlichen Medien in einem schlechten Licht da und werden systematisch negativ bewertet. Was lange nur als Vermutung in wirtschaftlichen und politischen Debatten galt, ist nun wissenschaftlich belegt: Die Börsenberichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Medien – insbesondere bei ARD und ZDF – folgt einem klaren Negativtrend und fokussiert sich auffällig oft auf Krisen und Katastrophen. Damit schlagen ARD und ZDF in die gleiche Kerbe, wie die Mehrheit der Politiker, NGOs und Sozialverbände in Deutschland, die in der Börse eine Art „Hochrisiko-Casino“ sehen.
ARD und ZDF sehen in der Börse eine Art „Hochrisiko-Casino“ – wie auch Politiker, NGOs und Sozialverbände.
In Deutschland gibt es, im Unterschied zu vielen anderen Ländern in Europa oder den USA, keine Aktienkultur. Das wird immer wieder von Ökonomen, Finanzwissenschaftlern und unterschiedlichen Instituten bemängelt. Denn gerade eine private Vorsorge und das Anlegen von Geldern am Aktienmarkt wäre ein wichtiger Beitrag für die eigene Alterssicherung. Zudem ist die Investition in Aktien mittel- und langfristig deutlich renditestärker, als das Geld auf irgendeinem Sparbuch für Minizinsen liegenzulassen oder es in Staatspapiere und Anleihen zu investieren.
Führende Politiker in Deutschland singen aber immer wieder das Klagelied der bösen Börsen und fiesen Finanzmärkte. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil versicherte im Wahlkampf beispielsweise andauernd, dass „mit der gesetzlichen Rente nicht spekuliert“ werde, weil das Risiko von Verlusten an den Finanzmärkten viel zu hoch sei. Der Juso-Chef Philipp Türmer bläst bei jeder Gelegenheit ins gleiche Horn und warf der FDP und der CDU vor, mit ihrer Idee der Aktienrente „die Rentenbeiträge von Arbeitnehmern zu verspekulieren“. Wirtschaftsminister Robert Habeck wollte dagegen die Gewinne von Kapitalanlagen besteuern und den Deutschen damit die Lust an der Börse austreiben. Der Shooting-Star der Linken Heidi Reichinnek sieht in den Finanzmärkten sowieso nur ein einziges Teufelswerk, spricht Milliardären gar ihre Existenzberechtigung ab („Niemand muss Milliardär sein.“) und will vor allen Dingen die privaten Kapitalvermögen quasi enteignen; egal ob Milliardär oder Kleinanleger.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil versicherte im Wahlkampf beispielsweise, dass eine Spekulation mit der Rente nicht infrage käme.
Und auch Verbände und NGOs sind hier munter mit dabei. So hatte der Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Deutschland Ulrich Schneider beim Börsencrash Anfang April nichts Besseres zu tun, als sofort zu twittern: „Na? Aktien und ETFs für Kleinanleger, die ruhig schlafen wollen, immer noch empfehlenswert? Hat der Hype jetzt endlich ein Ende?“
Ein Blick auf die Schlagzeilen der Börsenberichterstattung von ARD und ZDF und anderen öffentlich-rechtlichen Medien lässt den gleichen Tenor zu Tage treten. So titelten Tagesschau und ZDFheute im April dieses Jahres gleich mehrfach mit unter anderem: „DAX radiert Jahresgewinn aus“, „historischer Crash“, „Talfahrt“ oder „Schock an den Börsen“. Und auch in den Monaten zuvor ist regelmäßig von „Crash Ängsten“, „Kursrutsch“ und „Börsenabsturz“ bei den öffentlich-rechtlichen Medienanstalten die Rede.
Dass das keine subjektive Fehlwahrnehmung ist, sondern systematisch passiert, belegt jetzt eine Studie von Ökonomen der Uni Mannheim, die als eine der besten Wirtschaftsunis in Forschung und Lehre in Deutschland gilt.
Die Forscher Antonio Ciccone und Felix Rusche beschäftigen sich mit der Frage, wie die Medienberichterstattung über Aktienmärkte die öffentliche Wahrnehmung beeinflusst – und dabei häufig ein verzerrtes Bild zeichnet. Im Fokus steht insbesondere der Zeitraum von 2017 bis 2024, in dem die großen nationalen Börsenindizes, darunter auch der deutsche DAX, insgesamt positive Entwicklungen zeigten. Auffällig ist jedoch: An Tagen, an denen etwa der DAX in der abendlichen Nachrichtensendung des ZDF erwähnt wurde, verzeichnete der Index im Schnitt deutliche Verluste. An Tagen ohne Berichterstattung hingegen stieg der Index deutlich. Das interessierte die Sendeanstalt aber offensichtlich nicht. Von Anfang 2017 bis Ende 2024 ist der DAX im Durchschnitt etwa 7 Prozent pro Jahr gestiegen, was etwa einem Plus von 4 Indexpunkten pro Tag entspricht. Dennoch verzeichnete der DAX an Börsentagen, an denen die Tagesveränderung im heute-journal Börsenbericht erwähnt wurde, ein durchschnittliches Minus von 10 Punkten. Die durchschnittlich berichtete Tagesveränderung des DAX lag damit nicht nur deutlich unter der tatsächlichen Veränderung, sondern war sogar negativ.
Das heute-journal berichtete also tendenziell schlechte Nachrichten von der Börse – obwohl sich der DAX über den Zeitraum positiv entwickelte.
Die Studie bezeichnet diese Form der Verzerrung von Börsenberichten als „Big News Bias“. Dabei handelt es sich um die Tendenz der öffentlich-rechtlichen Medien, besonders große Veränderungen – unabhängig davon, ob positiv oder negativ – hervorzuheben. Da Tagesrenditen an Börsen jedoch typischerweise eine negative Schiefe aufweisen, also starke Verluste häufiger oder ausgeprägter sind als starke Gewinne, führt diese Fokussierung auf starke Ausschläge zu einer systematischen Negativverzerrung in der Berichterstattung.
Diese Ergebnisse lassen sich nicht nur für den DAX, sondern auch für andere wichtige Börsen-Indizes nachweisen, darunter der Dow Jones (USA), FTSE 100 (UK), CAC 40 (Frankreich), IBEX 35 (Spanien) und FTSE MIB (Italien). Auch bei diesen Märkten zeigt sich ein ähnliches Muster: Eine systematische Unterbewertung positiver Tendenzen in der medialen Berichterstattung infolge des Fokus auf spektakuläre, meist negative Einzeltage. Nur wenn es an den Börsen richtig knallt und nach unten geht, dann springen die öffentlich-rechtlichen Nachrichten darauf an und schicken die „Katastrophen“ an den Finanzmärkten auf Sendung – obwohl es eigentlich tendenziell an den Börsen fast ständig nach oben geht.
Das Bild des deutschen Aktienindex steht in den öffentlich-rechtlichen Medien dreimal schlechter da als es in Wirklichkeit ist.
Den Effekt haben die Forscher auch ausgerechnet. Anfang 2025 steht der DAX im Schnitt bei knapp 20.000 Punkten. Das ist also die Realität. Würde man jetzt nur den Börsennachrichten von ARD und ZDF glauben und den Aktienindex anhand der Nachrichten von ZDF und ARD berechnen, dann würde der DAX nicht bei knapp 20.000, sondern bei gerade einmal 6.000 Punkten stehen. Das Bild des deutschen Aktienindex in den öffentlich-rechtlichen Medien wird also als dreimal so schlecht vermittelt wie es in Wirklichkeit ist.
Die öffentlich-rechtlichen Medien vermitteln hier also dasselbe Bild und denselben Eindruck, den linke Politiker, NGOs und Sozialverbände der Öffentlichkeit ebenfalls einzutrichtern versuchen. Ob ARD und ZDF das nun bewusst oder unbewusst machen, ist dabei zweitrangig. Am Ende zählt, was faktisch gesendet wird und was die Menschen vorgesetzt bekommen. Denn das bildet die Meinung in Deutschland. Dabei sind die öffentlich-rechtlichen Sender zur Objektivität verpflichtet und haben laut Rundfunkstaatsvertrag auch einen Bildungsauftrag. Ob eine derart drastisch verzerrte Berichterstattung mit diesem Auftrag wirklich vereinbar ist, wäre schon eine Diskussion wert. Zumal wir aus anderen Studien ebenfalls wissen, dass beispielsweise an deutschen Schulen genauso ein tendenziell schlechtes Bild von Wirtschaft, Kapitalismus und Finanzmärkten vermittelt wird.
Die öffentlich-rechtlichen Sender sind zur Objektivität verpflichtet und haben laut Rundfunkstaatsvertrag auch einen Bildungsauftrag. Ob eine drastisch verzerrte Berichterstattung diesem Auftrag gerecht wird, ist zweifelhaft (Symbolbild).
Eine Studie des Zentrums für ökonomische Bildung an der Universität in Siegen (Zöbis) kam vor einem Jahr zu dem Ergebnis, dass in deutschen Schulbüchern das Unternehmertum, der freie Markt, der freie Welthandel eher als Problemschaffer denn als Problemlöser dargestellt werden, worüber selbst die linksliberale Zeit berichtete.
Dass es die Aktienkultur in Deutschland vor diesem Hintergrund nicht nur schwer hat, sondern sie sogar aktiv bekämpft wird, das kann nun keinen mehr überraschen ...
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