Buchhändlerin Susanne Dagen aus Dresden: „Ich bin in einer Branche ansässig, die ich als vollkommen verblödet bezeichnen muss“

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Seit dreißig Jahren führt Susanne Dagen ihr „Buchhaus Loschwitz“ in Dresden, sie organisiert Literatur-Veranstaltungen, Lesungen und will im November in Halle an der Saale sogar eine alternative Buchmesse „Seitenwechsel“ auf die Beine stellen. Ein Energiebündel für Literatur, Bücher und Lesen ohne Berührungsängste und mit deutlicher Aussprache. Im Gespräch bei „Schuler! Fragen, was ist“ rechnet sie auch mit der politischen Agenda ihrer eigenen Branche ab.

Das ganze Interview sehen Sie hier:

„Ich bin mittlerweile in einer Branche ansässig, die ich frank und frei als vollkommen verblödet bezeichnen muss. Verblödet insofern, als sie nicht mehr unabhängig, weder geistig noch unternehmerisch frei agiert“, sagt Dagen. Wenn etwa Bücher, die selbst in der Spiegel-Bestsellerliste ganz vorn rangieren, von Buchhandlungen nicht ausgelegt werden, weil der Inhalt nicht ins Weltbild des Buchhändlers passt, dann stimme etwas nicht. Sie jedenfalls lasse sich den Umsatz nicht entgehen und betrachte sich auch nicht als „Zensor“ der Kunden.

Dass Buchhändler lieber Einbußen hinnähmen, als Kundenwünsche zu erfüllen, begründet sie mit anderen Einnahmequellen. „Das liegt daran, wenn ich auf der anderen Seite finanziell gepampert werde, zum Beispiel mit dem Deutschen Buchhandlungspreis oder mit allen möglichen anderen Förderinstrumenten, die auch der Kulturpolitik zur Verfügung stehen, dann muss ich auch keinen Umsatz mehr machen mit dem Kunden, der vor mir steht. Das ist alles vollkommen absurd und die Dinge sind eigentlich auf den Kopf gestellt.“

Buchhändlerin Susanne Dagen im Gespräch mit Ralf Schuler

Im Buchhaus Loschwitz ist das anders. „Jeder, der zu uns in die Buchhandlung kommt, sieht, dass wir erst mal keine politische Agenda vor uns her tragen. Wir sind ein Ort, der vor allen Dingen besucht wird von Leuten, die gerne ihre Freizeit dort verbringen, direkt am Elbufer. Es ist idyllisch gelegen, aber man sieht natürlich Bücher aus normalen Mainstreamverlagen, vornehmlich Sachbücher, die sich mit Biografien von Persönlichkeiten beschäftigen.“

Die Autobiografie von Kanzlerin a.D. Angela Merkel (CDU) war allerdings kein Renner, sagt Dagen. „Die würde wie Blei bei mir liegen. Ich habe genau zwei Exemplare bestellt für Kunden. Im Übrigen ohne irgendwie die Augenbraue hochzuziehen.“

Das ganze Interview mit Susanne Dagen finden Sie hier.

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