Die Taliban bieten Deutschland an, 200 Afghanen pro Woche aufzunehmen

vor etwa 2 Monaten

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Die Taliban bieten der Bundesrepublik an, wöchentlich 200 abgeschobene Afghanen aufzunehmen. „Wir möchten Kontakte auf hoher Ebene haben und dass zwischen beiden Ländern diplomatische Beziehungen aufgenommen werden“, sagte der Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid der RTL-Journalistin Liv von Boetticher. Diese war im Rahmen ihrer neuen Reportage den 28 abgeschobenen Afghanen hinterher gereist, die im vergangenen Jahr aus Deutschland abgeschoben wurden. Mujahid weiter: „Unser Wunsch ist, dass die afghanischen Straftäter erkennungsdienstlich bekannt gemacht werden und für deren Rückführung in Kooperation mit unserem Außenministerium offizielle Schritte eingeleitet werden.“

Das heißt: Afghanistan und die dort regierenden Taliban sind gewillt, weitaus mehr Personen aus Deutschland im Rahmen von Abschiebungen aufzunehmen als bisher geschehen – will aber, dass die Bundesrepublik diplomatische Kanäle eröffnet und Verhandlungen darüber führt.

In der 24-minütigen Reportage kündigt an anderer Stelle ein Kämpfer namens Qari Intizar ebenfalls an, dass Straftäter aus Afghanistan nicht in Deutschland, sondern in Afghanistan ihre Strafen absitzen sollen. „Schickt uns die Typen hierher, zum islamischen Emirat. Wir werden hier Gericht halten, mit ihnen sprechen und Allah wird dann richten“. Was martialisch nach Scharia-Recht klingt – und als Argumentationsgrundlage dafür diente, warum etwa die Grünen sich immer wieder weigerten, nach Afghanistan abzuschieben und die Taliban als Verhandlungspartner zu legitimieren, wird dabei an anderer Stelle der Reportage zumindest in Zweifel gezogen.

Die Taliban in Kabul zeigen sich offen für Verhandlungen bezüglich der Rücknahme eigener Landsleute.

So besuchte die RTL-Reporterin, die vergangenes Jahr bereits enthüllt hatte, dass zahlreiche afghanische Asylbewerber in Deutschland Urlaub in ihrer Heimat machen, auch den Straftäter Abdul F. aus dem baden-württembergischen Ludwigsburg. „Für mich war es eher so etwas wie ein Glücksfall, [nach Afghanistan abgeschoben zu werden]“, berichtet F. Inzwischen habe er zwei Läden und ein Haus. Die Erfahrungen vor Ort decken sich nicht mit den Angstszenarien, die ihm in Deutschland mitgeteilt wurden. So habe etwa ein Richter gesagt, er würde vor Ort unter der Brücke landen. „Er hat gesagt, wir würden hier nicht frei sein, wir könnten hier nicht atmen, aber das stimmt nicht.“ Die Taliban haben sich laut ihm verändert. Auch der Taliban-Kämpfer Intizar sagt, die Sicherheitslage sei deutlich besser als in vorigen Jahren und Jahrzehnten.

"𝐅𝐮̈𝐫 𝐦𝐢𝐜𝐡 𝐞𝐢𝐧 𝐆𝐥𝐮̈𝐜𝐤𝐬𝐟𝐚𝐥𝐥, 𝐝𝐚𝐬𝐬 𝐢𝐜𝐡 𝐳𝐮𝐫𝐮̈𝐜𝐤 𝐢𝐧 𝐦𝐞𝐢𝐧𝐞𝐦 𝐋𝐚𝐧𝐝 𝐛𝐢𝐧"DAS sagt einer der 28 abgeschobenen Straftäter über sein neues Leben in #Afghanistan. Die #Taliban seien „menschlicher“, als hier dargestellt. Er fühle sich wohl.… pic.twitter.com/u4h9rvxpCo

Schon die Washington Post berichtete vergangenen Dezember, dass die Sicherheitslage unter den Taliban weitaus besser sei als angenommen – und zahlreiche Rückkehrer anlocke. „Viele der Besucher, die ausländische Pässe oder Visa besitzen, staunen über das Sicherheitsgefühl und den Bau neuer Straßen unter der Herrschaft der Taliban“, heißt es in dem Artikel.

In den vergangenen Monaten verübten einige Afghanen schwere Straftaten in Deutschland – etwa den Anschlag auf die islamkritische Kundgebung Michael Stürzenbergers in Mannheim im August 2024 oder die Terror-Fahrt von Farhad Noori während einer Verdi-Kundgebung vergangenen Monat in München.

Blumen am Anschlagsort in München, wo Farhad Noori einen Mini Cooper gezielt in eine Kundgebung lenkte.

Für Deutschland, wo 2023 nahezu 500.000 Afghanen lebten, was gleichzeitig die drittgrößte Diaspora weltweit darstellt, würde dies bedeuten, dass der triftige Asyl-Grund der Verfolgung in etlichen Asylfällen nicht mehr zutrifft – was sich sowohl auf Rückführungsmöglichkeiten als auch Asylchancen auswirken dürfte.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wies Ende August öffentlichkeitswirksam 28 schwere Straftäter nach Afghanistan aus. In den drei Monaten danach aber wurden keine Rückführungen mehr durchgeführt – stattdessen fliegt die scheidende Bundesregierung noch immer Afghanen ein. Einer Umfrage aus dem Juni zufolge sprechen sich 93 Prozent der Deutschen für Abschiebungen ins Land der Taliban aus.

Trotz der Perspektiven, die Abdul F. und auch Liv von Boetticher in ihrer Reportage schildern sowie der verbesserten Sicherheitslage, will nicht jeder dort bleiben: Die RTL-Reporterin spürte im Rahmen ihrer Reportage auch den Vergewaltiger aus Illerkirchberg, Mokthar N., auf. Dieser will sich mithilfe seines Anwalts wieder nach Deutschland klagen. Er hat hierzulande ein Kind.

Die ganze RTL-Extra-Reportage kann man hier anschauen.

Auch bei NIUS: „Lebensqualität unter den Taliban besser als in Deutschland“: Washington Post zeigt Afghanistan als Rückkehrer-Paradies und Urlaubsziel

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