
In der ARD-Talkshow „Maischberger“ spricht die Moderatorin mit dem Kabarettisten Dieter Nuhr auch über das Tabu-Thema Migration – und wird mit verstörenden Beispielen aus dem realen Leben konfrontiert.
Von der Gastgeberin mit Jens Spahns Aussage „Wir werden die illegale Migration beenden“ konfrontiert, sagte Nuhr, es sei schwierig, illegale Migration zu beenden, „es sind unfassbar viele Fehler gemacht worden“. Er sehe ein ernsthaftes Problem, „weil wir ernten überall rechte Regierungen. Wenn jetzt nichts passiert, haben wir in vier Jahren eine AfD bei weiß-ich-nicht-wie-vielen Prozent.“
Nuhr führt aus, dass der Aufstieg der AfD „auf realen Problemen“ beruhe, es seien „nicht nur Rechte, die ein Problem mit der Migration haben“, sondern die Mitte der Gesellschaft: „Wir haben die Sorgen um die Migration nicht ernst genommen. Frau Esken sagt, dass das gar kein Thema für Normalbürger ist. Ich weiß nicht, wann sie das letzte Mal mit einem Normalbürger gesprochen hat. Einem Normalbürger, der Kinder in der Schule hat.“ Und dann:„Ein Freund von mir zahlt Schutzgeld an Leute aus der Klasse seines Sohnes, damit sie ihn auf dem Schulweg nicht angreifen. Ein anderer Freund von mir – dessen Tochter geht nicht mehr mit kurzem Röckchen in die Schule, weil sie Angst hat, als ‚Schlampe‘ zum Freiwild zu werden.“
Sandra Maischberger mag nicht über Migrationsprobleme reden – lieber über die AfD.
Maischberger bringt dazu gerade einmal ein knappes „Hm“ zustande, stellt keine Nachfrage oder vertieft die erschreckenden Beispiele, die viele Zuschauer ihrer Talkshow sicher noch durch eigene Alltagserfahrungen ergänzen könnten. Dafür wird sie wieder gesprächig, als ihr Gast mit einem Statement für gut integrierte Menschen relativiert: „Mir tun auch auf der anderen Seite wieder die ganzen wunderbar integrierten Migranten bei uns leid, die das ausbaden müssen. Das ist die überwältigende Mehrheit.“ Maischberger, erleichtert: „Das ist gut, dass Sie das noch sagen!“
Zwar käme niemand auf die Idee, einer Fluggesellschaft lobend zu bescheinigen, dass die meisten ihrer Maschinen sicher starten und landen, wenn einige Dutzend abgestürzt sind, aber offenbar muss jeder Hinweis auf die vielen kriminellen Ausländer, die als Asylbewerber ins Land strömten, von einem Hinweis auf gut integrierte Einwanderer flankiert werden, wobei zwischen seit Jahrzehnten hier lebenden Arbeitsmigranten und der Einwanderung aus der islamischen Welt seit einem Jahrzehnt wie üblich kein Unterschied gemacht wird.
Dieter Nuhr sieht in der Migration ein „ernsthaftes Problem“.
Immerhin spricht Nuhr das Problem an, auch wenn dieses nicht darin besteht, dass die Menschen zunehmend rechte Parteien wählen, sondern sich handfest in Kriminalitätsstatistiken niederschlägt. Jedenfalls bemerkt er zu Recht, dass das Leugnen der Probleme diese noch verschärft, etwa wenn die Grüne Katharina Dröge sich weigert, die fatalen Fehler der Asylpolitik überhaupt als solche zu erkennen. Dröge hatte unter anderem behauptet, Migration habe mit dem Aufstieg der AfD „nichts zu tun“, und sich in der Sendung mit Jens Spahn gezofft und dabei dessen These zurückgewiesen, ihre Partei habe „nicht zuletzt wegen der Migrationspolitik vor wenigen Wochen eine Wahl verloren“.
Auch Katrin Göring-Eckardt hatte die steile These aufgestellt, Migration habe „mit dem Alltag der Menschen verdammt wenig zu tun“. SPD-Ko-Chefin Saskia Esken sagte sogar rundheraus, eine Asylwende dürfe es nicht geben („Wir hatten die Wende bereits“). Und Friedrich Merz, das stellt Dieter Nuhr im Talk ganz richtig fest, hat „im Wahlkampf 180 Grad was anderes versprochen als in der ersten Stunde nach Schließung der Wahllokale durchgezogen“, was nicht allzu viel Vertrauen schaffe.
Es gebe „reale Sorgen“, so der Kabarettist und Comedian, und kritisiert die übliche Praxis der Linken, „die jeden als Rechten und Nazi bezeichnet haben, der ihrer Politik nicht gefolgt ist“. Denn „wenn jeder ein Nazi ist, dann gibt’s für einen richtigen Nazi plötzlich gar keine Bezeichnung mehr“. Leider werden die echten Probleme der illegalen Massenmigration, die Nuhr lediglich angerissen hat, nicht näher erörtert, ebenso wenig wie die „fünf Punkte“ zur Migrationswende von Friedrich Merz, die im Bundestag mit einer Mehrheit jederzeit umsetzbar wären.
Schließlich ist man sich einig, dass die AfD keine Rolle spielen darf, man überlegt nur, wie man die Menschen, die sie wählen, wieder zurückgewinnen könnte. Denn Abgrenzung von der Rechtspartei ist im Öffentlich-Rechtlichen Pflicht. Nuhr witzelt eingangs über die AfD-Führungsriege, die man am Strand von Lampedusa aufstellen könnte, mit einem Schild „Wir sind die, wo ihr hinwollt“, dann würden Migranten wohl abdrehen. Wenn’s doch nur so wäre ... Nuhr jedenfalls weiter: „Es gibt sehr viele Psychopathen bei denen. Ich würde erst mal sagen, dass man mit der AfD überhaupt keine Politik machen kann. Nur haben wir so lange ignoriert, dass der Aufstieg der AfD auf realen Problemen beruht, dass wir jetzt in dieser misslichen Lage sind, wahrscheinlich irgendwie darauf reagieren zu müssen.“
Katharina Dröge leugnet, dass der Aufstieg der AfD etwas mit der Asylpolitik zu tun hat.
Dass es geboten ist, vernünftige Vorhaben umzusetzen, egal wer zustimme, wie der wohl künftige Kanzler Friedrich Merz noch vor einigen Wochen korrekt festgestellt hatte, ist kein Thema mehr, auch wenn Nuhr es angedeutet hat. Dass die neue Regierung eine echte Wende schafft, glaubt der Kabarettist nicht, er sieht im Koalitionsvertrag ohnehin nur Absichtserklärungen, wohl wissend, dass diese mit den Sozialdemokraten schlicht nicht umzusetzen ist.
Dieter Nuhrs Freund wird also noch auf lange Zeit Schutzgeld für seinen Sohn zahlen müssen, die Tochter eines anderen Freundes sich weiter unauffällig-züchtig kleiden, um nicht als Schlampe bezeichnet zu werden – weil die Partei, die diese Zustände beenden will, hinter der Brandmauer bleiben soll.
Sehen Sie dazu auch: Dieter Nuhr bei „Schuler! Fragen, was ist“