
Ein Professor warnt unter Bezug auf einen taz-Artikel vor einer Brot- und Bierknappheit, dabei werden gerade Rekordernten eingefahren. Und dass die Qualität des Weizens mitunter abnimmt, hat ebenfalls nichts mit der „Klimakrise“ zu tun. NIUS sprach mit zwei Landwirten, denen der Klima-Hype mächtig auf den Senkel geht.
Einer der verhaltensauffälligsten Alarmisten in der Klimaaktivisten-Szene ist Prof. Dr. Volker Quaschning, ein Ingenieurwissenschaftler und Professor für Regenerative Energiesysteme (mit Fokus auf Photovoltaik) an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin.
Allerdings ist er auch Aktivist und ein bekennender Gegner der Kernenergie und hat als solcher auch keine Berührungsängste, wenn es um die Letzte Generation geht, die sich jetzt „neue Generation“ nennt. In seinen bizarren Videos für die sozialen Netzwerke tritt er als seriöser Wissenschaftler auf, arbeitet aber mit Vereinfachungen, Polemik und Übertreibungen.
Im Dezember 2024 beschwerte er sich über „Stimmungsmache“ in der Diskussion über eine mögliche Dunkelflaute (kein Wind, keine Sonne, kein Strom). Quaschning: „Schon wieder wird mit der Angst vor der #Dunkelflaute Stimmung gemacht. Dabei sind die Lösungen bekannt: Wir brauchen Speicher, intelligente Netze und müssen eAutos bidirektional laden. All diese Technologien wären auch noch Exportschlager.“
Ja, wären. Das Problem: Es gibt sie nicht. Mitunter verheddert sich der Professor auch in handfeste Widersprüche. So warnt er zwar ständig vor Dürren infolge der ständig beschworenen Klimakrise, haut dann aber auf X einen Post wie diesen raus: „Durch die Klimakrise könnte bald der Golfstrom zusammenbrechen. Die Folge: ein radikaler und dauerhafter Temperatursturz in Europa mit massiven Einbußen in der Landwirtschaft. Warum akzeptieren wir unzureichenden Klimaschutz und setzen so die Zukunft in Europa aufs Spiel?“
Die Landwirtschaft hat Quaschning auch jetzt bemüht – nachdem er einen Artikel in der taz („Folgen der Klimakrise: Deutsches Getreide wird schlechter“) gelesen hatte, in dem eine sehr dünne Suppe angerührt worden war, um vor der Klimakrise zu warnen.
Quaschning schreibt: „Immer weniger Getreide eignet sich als Backweizen oder Braugerste. Wegen der Klimakrise sinkt die Qualität. Brot und Bier könnten knapper werden. Noch Fragen, warum wir echten Klimaschutz brauchen?“
Mit dem Konjunktiv sichert sich Quaschning ab, schürt aber gleichzeitig die Angst vor einer Mangellage ausgerechnet beim Grundnahrungsmittel Brot und dem in Deutschland überaus beliebten Bier, um die Zustimmung zum ebenso ineffektiven wie teuren „Klimaschutz“ zu erzwingen. Er bezieht sich dabei auf eine Aussage des Geschäftsführers des Bundesverbands Agrarhandel, Martin Courbier: „Die Qualitäten des Getreides reichen häufiger nicht mehr aus, um als Brotweizen oder Braugerste verkauft zu werden.“
Das ist richtig, hat aber nichts mit der „Klimakrise“ zu tun. Vielmehr nimmt der Proteingehalt und damit die Backeignung von hiesigem Getreide ab, weil die Böden dank immer strengerer Düngegesetzgebung der EU unterversorgt sind. Wenn der Proteingehalt des geernteten Weizens lediglich bei 8,8 Prozent liegt, ist das viel zu niedrig, um damit Brot zu backen, denn als Mehl von hoher Qualität gilt nur solches mit einem Proteingehalt von mindestens 12 Prozent.
Von der in Deutschland verbrauchten Menge werden 6 Millionen Tonnen, also 34 Prozent, als Nahrungsweizen verwendet. Dieser Weizen muss bestimmte Eigenschaften haben, wie den erwähnten Eiweißgehalt und die Backeigenschaften. Voraussetzung dafür ist eben neben ausreichend sonnigem und trockenem Wetter eine speziell auf diese Eigenschaften abgestimmte Düngung.
Droht eine Bier-Knappheit in Deutschland? Nein.
Rund 40 Prozent wandern in den Futtertrog. Und immerhin 11 Prozent des verbrauchten Weizens werden außerdem energetisch verwertet – unter anderem als Bioethanol und auch die Industrie verarbeitet 7 Prozent des im Inland benötigten Weizens – unter anderem zu Stärke. Dazu kommen etwa 10 Millionen Tonnen für den Export.
Listig fordert Courbier im in der taz zitierten Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) eine nachhaltige Produktionssteigerung, Technologieoffenheit und „keine Denkverbote im Hinblick auf neue Anbau- und Behandlungsmethoden“ – ein versteckter Hinweis auf die Brüsseler Bürokratie, die mit ihrem Regulierungswahn jede Innovation erschwert.
Im Gespräch mit NIUS sagt Bernd Achgelis, ein Landwirt aus der Wesermarsch: „Dieses Jahr sind die Weizenerträge mega, die Preise sind scheiße“. Die Bauern verzeichneten „super Auswuchs, super Heuqualität, enorme Ausbeute in Bio-Qualität“. Da, wo es hapert, sieht Achgelis die Repressalien aus Brüssel als Grund, die Düngeverordnung, mit der man seit über einem Jahrzehnt die Bauern traktiert und zwingt, jedes Jahr 20 Prozent unter dem Bedarf zu düngen.
„Wir dürfen den Pflanzen nicht mehr genügend Nährstoffe zuführen“. Man stelle sich vor, bei der Ernährung eines Kindes so zu verfahren, dann seien Mangelerscheinungen aller Art, von den Knochen über die Muskeln bis zu den Zähnen (und im Hirn) beim Heranwachsen unvermeidlich. Bei Pflanzen sei das nicht anders. Mangelernährte Pflanzen, so der Agrar-Influencer Anthony Robert Lee (222.000 Abonnenten bei YouTube) zu NIUS, entwickeln Resistenzen gegen Antibiotika.
Prangert die „irre Agrarpolitik“ an und hält den Klima-Aktivismus für „völligen Nonsens“: Anthony Robert Lee.
Dass den Bauern die bedarfsgerechte Düngung nicht erlaubt ist, fußt auf einer Lüge, sagt Anthony Lee. 2012 hatte Deutschland vorsätzlich die falschen Werte zur Nitratbelastung nach Brüssel gemeldet, also die Höchstwerte – anstatt des Durchschnitts wie in anderen EU-Ländern. Darauf beruhten die absurden EU-Verwaltungsvorschriften für Deutschland, die „roten Flächen“, auf denen der Einsatz von Stickstoffdünger um 20 Prozent reduziert werden muss. Politische Konsequenzen wurden nie gezogen.
„Wir sollen unsere Ernährungssicherheit aufgeben“, argwöhnt Achgelis. „Damit wir Getreide aus der Ukraine importieren, wo sie Düngemittel einsetzen, die bei uns schon seit 30 Jahren verboten sind.“ Laut Anthony Lee liegt der Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse bei 20-30 Prozent, das meiste muss eingeführt werden. „Alles wird importiert“, meint Anthony Lee, „scheißegal welche Umweltstandards, Sozialstandards oder ob die da mal was von Tierwohl gehört haben.“
In der taz sagt Peter Röhrig, Vorstandsmitglied des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW): „In Regionen mit zuletzt häufigeren Niederschlägen hat dies beispielsweise die Backfähigkeit des Getreides zum Teil verschlechtert, andernorts sind verbesserte Qualitäten zu erwarten.“ „Die Qualität hängt eindeutig davon ab, wann ich ernte“, erklärt Anthony Lee – „zum perfekten Zeitpunkt, wenn das Getreide reif ist“. Wo früh gedroschen wurde, sei die Qualität bestens, dort, wo spät gedroschen wurde, sorgte der Regen für mindere Güte.
In vielen Regionen habe die Qualität zum Teil auch erheblich unter wochenlang teils sehr intensiven Niederschlägen gelitten, wird Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), in der taz zitiert. „Auch wenn die Erntemenge endlich einmal wieder im durchschnittlichen Bereich liegt, macht sie doch erneut die spürbaren Folgen des Klimawandels deutlich.“ Dabei liegt die Getreideernte nicht „endlich einmal wieder im durchschnittlichen Bereich“, sondern laut seines eigenen Verbandes weit darüber. Die erwartete Menge steige auf 43,5 Millionen Tonnen nach 39 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr.
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes: „Spürbare Folgen des Klimawandels“, obwohl die eigenen Zahlen dagegen sprechen.
Von einer drohenden Knappheit von Brot oder Bier ist in dem Artikel nicht die Rede, Prof. Quaschning hat sich hier einfach eine steile These gebastelt, um Klimapanik zu schüren. Weder für Brot noch für Bier gibt es derzeit Hinweise auf eine unmittelbare Versorgungskrise in Deutschland. Laut statista bleibt der Brotmarkt stabil, der Pro-Kopf-Verbrauch bleibt bei etwa 61,6 kg im Jahr 2024.
Und obwohl der Absatz sinkt (wegen eines wachsenden Gesundheitsbewusstseins, einer alternden Gesellschaft, Konsumzurückhaltung und ungünstigen Wetters, das Biergartenbesuche und Events wie die Fußball-EM beeinträchtigte), ist die Bierproduktion in Deutschland weiterhin ausreichend, insbesondere durch den Boom alkoholfreier Biere. Der jährliche Bierabsatz betrug 2020 noch 8,7 Milliarden Liter, stieg 2021 auf 8,8 Milliarden, wie auch 2022, um dann 2023 auf 8,4 und 2024 leicht auf 8,3 Milliarden Liter zu sinken.
Weder Gerste noch Weizen wurde knapp. Trotz zeitweiliger Trockenheit wird, wie agrarheute im Mai berichtete, eine globale Rekordernte für Getreide vorhergesagt. Weltweit nehmen die Vorräte zu. Die Erzeugerpreise für Brotweizen aus der aktuellen Ernte in Deutschland sind auf durchschnittlich 171,3 Euro pro Tonne gefallen, meldete agrarheute eben. Auch die Prämien für Qualitätsweizen sinken.
Was die Braugerste betrifft, werden in Deutschland jährlich etwa 1,5 Millionen Tonnen benötigt, wovon etwa ein Drittel importiert werden muss. Dafür wird ein erheblicher Teil der Gerste in andere EU-Länder und Drittländer exportiert, zuletzt rund 40 Prozent der Ernte. Sie ist von bester Qualität.
Um in Zeiten der Rekordernte von Knappheit zu reden, muss man schon, wie Prof. Quaschning, ein veritables ideologisches Brett vorm Kopf haben, dann spielt man sich beim menschengemachten Klimaschwindel eben auch mit der taz die grünen Bälle zu. Oder ist er gar ein von der Fossilindustrie in die Klimaschützer-Szene eingeschleustes U-Boot, das die Bewegung durch groteske Tweets der Lächerlichkeit preisgeben soll? Aber das ist nur eine Verschwörungstheorie, die nie in der taz stünde.
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