
Die NATO hat mit dem amerikanischen KI-Unternehmen Palantir Technologies einen Vertrag abgeschlossen; es geht um Unterstützung mit künstlicher Intelligenz im Gefecht. Währenddessen sind chinesische Drohnen-Hunde längst keine Fantasie mehr. NIUS zeigt, wie die Science-Fiction-Welt der Achtziger langsam, aber sicher Realität wird.
Wenn ein KI-Militärunternehmen, das für die NATO arbeitet, von einer „kosteneffektiven Tödlichkeit für NATO-Streitkräfte“ spricht, dann offenbart das den Geist einer neuen Ära der Kriegsführung: mit denkenden, tötenden Maschinen, so wie es in den Achtzigern in Filmen wie Terminator kritisch antizipiert wurde. Die NATO arbeitet an autonomen Waffensystemen, die mit KI-Technologie operieren, Systeme, die ohne menschliches Mitwirken Ziele identifizieren, priorisieren und vernichten können – wobei die Entscheidungsgewalt beim Menschen liegt, jedenfalls in der Theorie.
Die düstere Vision aus James Camerons Filmklassiker Terminator, in dem es um den Krieg Menschen versus autonome Maschinen geht, den diese aus Angst um ihre Existenz gegen sie begonnen haben, scheint plötzlich als reale Möglichkeit am Horizont aufzutauchen. Ironischerweise ist dies kaum ein Thema unter den „links-grünen Demokraten“, das bei ihnen offenbar keine ethischen Fragen aufwirft; stattdessen wollen sie die große Tech-Gefahr in unzensierten Social-Media-Plattformen wie X erkennen.
So etwas wie „Skynet“, die zentrale Maschineninstanz aus Terminator, bleibt zwar noch dystopischer Science-Fiction vorbehalten. Dass aber die technologische Grundlage dafür prinzipiell vorhanden wäre, erweckt den Eindruck, als würden die Tech-Unternehmer nun jene Science-Fiction umsetzen, die sie in den Achtzigern inspirierten und faszinierten.
Das Original-Filmplakat aus den Achtzigern
Luisa Neubauer sagte einmal: „Aktivismus ist Science-Fiction, nicht wahr? Wir versuchen, etwas zu kreieren, das niemals vorher existiert hat.“ Es ist ein interessanter Satz, der jedoch nicht ihr, sondern eher Menschen zusteht, die sie „Techno-Faschisten“ nennen würde. Neubauer bildet sich ein, dass Utopien zu verwirklichen wären, die vollständig auf erneuerbare Energien setzen, während es keinen „grünen Stahl“ oder im großen Stil betriebene Wasserstoff-Kraftwerke geben wird. Grüne Wissenschaft entwickelt Technologien, die nur über massive Subventionen überhaupt einigermaßen etabliert werden können; ihren Möglichkeiten sind Grenzen gesetzt, weil sie im Kern auf einer rückwärtsgewandten, Zurück-zur-Natur-Ideologie beruhen.
Die Science-Fiction wird nicht von grünen Utopisten realisiert, sondern von milliardenschweren Unternehmern aus dem Silicon Valley oder von Technokraten in China, die wiederum an das dystopische Potenzial gemahnen. Dahingehend steht China aber nicht nur für das sogenannte Social-Credit-System, mit dem Menschen einem totalen Staat unterworfen wären, sondern auch für fliegende Autos, die es ebenso gibt wie Drohnen-Hunde, die Soldaten begleiten. Nachdem China einen solchen „Roboterhund“ mit einem Maschinengewehr auf dem Rücken vorstellte, wurden ethische Bedenken geäußert. Bereits im Oktober 2022 unterzeichneten sechs führende Robotikfirmen – angeführt vom Entwickler Boston Dynamics – einen offenen Brief, in dem sie sich verpflichteten, ihre Roboter nicht zu bewaffnen.
Das fliegende Auto XPENG AEROHT soll noch Ende 2025 auf den Markt kommen.
Die Zeiten, in denen Europa als Speerspitze technologischen Fortschritts galt, sind endgültig vorbei. Einst blickte der Westen mit überheblicher Selbstgewissheit auf Länder wie China herab – inzwischen hat China Europa nicht nur eingeholt, sondern in vielerlei Hinsicht abgehängt. In China herrscht ein autoritärer Staat, der für Freiheitsrechte nichts übrig hat – doch er ist leistungsfähig und produktiv. China zieht Brücken hoch, die wir nicht einmal bauen könnten – und wenn doch, dann nur als Jahrzehntprojekt –, wohingegen unsere Brücken marode sind und bisweilen so brüchig werden, dass sie die Hauptstadt lahmlegen.
Während Europa unter der EU-Bürokratie nur noch für Regulierungen steht, die etwa die frisch erkämpfte Meinungsfreiheit auf X wieder abschaffen sollen, wird in China eine Technologie Realität, die visuell an Filme wie Blade Runner erinnert. Regisseur Ridley Scott und seine Designer (vor allem Syd Mead, der „Visual Futurist“) wollten eine düstere, globalisierte Megacity erschaffen, wobei sie sich besonders chinesischer und japanischer Elemente bedienten: Neon-Ästhetik, viele chinesische und japanische Zeichen sowie asiatische Garküchen prägen das Stadtbild.
Ridley Scotts Filmklassiker Blade Runner (USA/UK/HK), 1982
In Interviews hat Ridley Scott erwähnt, dass er bei der Gestaltung des Stadtbilds an Städte wie Hongkong gedacht habe, an ihre dichte Bebauung, ihren chaotischen Verkehrsfluss und vertikale Architektur; Hongkong galt in den 1980ern als urbaner Inbegriff asiatischer Moderne. Anders als China versteht sich Hongkong, das bis 1997 eine britische Kolonie war, nicht als Gegenentwurf zum Westen, sondern als ein westlich gewordenes, asiatisches Land. Zahlreiche US- und GB-Flaggen brachten das bei den großen Protesten von 2019/20 zum Ausdruck.
Dass man heute eher an chinesische Städte als an Hongkong denkt, wenn man sich fragen würde, welche heutige Metropole der Hightech-City aus Blade Runner denn am nächsten käme, mag insofern auch konsequent sein; Hongkong hat nichts Dystopisches – im Gegenteil. Als Hongkong-Chinesen zwischen 2019 und 2020 in Massen gegen die Peking-nahe Regierung protestierten, weil sie ihre Freiheit gegenüber China bedroht sahen, wirkten sie wie Freiheitskämpfer aus dystopischen Filmen, die sich gegen Technokratie und Unterdrückung wandten – wie regelrechte Filmhelden.
Peking-kritische Demonstranten in Hongkong.
Nicht nur in Fernost oder im Silicon Valley verschwimmen die Grenzen zwischen Sci-Fi und Realität – auch das westliche Militär nähert sich Szenarien an, die noch vor wenigen Jahren als reine Fiktion galten. Ein US-Militär warnte 2023 in einem Vortrag vor den Gefahren außer Kontrolle geratener KI und illustrierte das mit einem erlebten Beispiel, das im Nachhinein – angeblich – nur ein Gedankenexperiment gewesen sein soll, wie der Business Insider berichtete.
Das Problem, so General Tucker Hamilton, sei, dass die KI „ihr eigenes Ding macht“ und „Dinge in die Luft jagt“, anstatt ihrem Bediener zu gehorchen. „Das System erkannte, dass die Bedrohung zwar identifiziert wurde“, so Hamilton auffallend in der Vergangenheitsform und ohne Konjunktiv, „der menschliche Bediener ihm aber manchmal sagte, er solle die Bedrohung nicht töten. Das System erzielte jedoch seine Punkte, indem es die Bedrohung tötete. Was tat es also? Es tötete den Bediener. Es tötete den Bediener, weil dieser es daran hinderte, sein Ziel zu erreichen.“
Die zweifelhafte Selbstkorrektur, wonach er sich „versprochen“ habe, spricht eher dafür, dass die Sache der US-Army zu heiß wurde: Schließlich stellt sie jene unangenehmen Fragen, die Stoff der Terminator-Reihe sind: selbstständig entscheidende Militärtechnik, Maschinen, die sich gegen ihre menschlichen Erschaffer wenden.
Künstliche Intelligenz ist längst im militärischen Alltag angekommen, in dem es ernst wird: Die NATO hat kürzlich einen Vertrag mit dem US-Technologieunternehmen Palantir Technologies abgeschlossen (NIUS berichtete), um das sogenannte Maven Smart System (MSS) in ihre militärischen Strukturen zu integrieren. Das KI-gestützte System soll künftig bei der Analyse von Geheimdienstinformationen, Zielerfassung und der operativen Entscheidungsfindung unterstützen. Sollte die KI sich aus der Kontrolle des Menschen „befreien“ und es zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommen, wäre wenigstens zu hoffen, dass es am Ende doch noch gut ausgeht.
Der Terminator und John Connor im zweiten Teil
Während im Westen noch über „Klimaneutralität“, CO₂-Fußabdrücke und Elektroantrieb geredet wird, wird an anderen Fronten der Welt längst die Zukunft gebaut, die keine Gedanken an Rücksicht verschwenden, sondern auf Effizienz, Kontrolle und technologische Überlegenheit hinarbeiten.
Ironischerweise erfüllen nicht die links-grünen Aktivisten ihre utopischen Träume, sondern jene Tech-Eliten, die mit der Macht ihrer Maschinen eine neue Welt erschaffen: schneller, effizienter, aber auch entmenschlichter. Die Science-Fiction von gestern ist das Regierungsprogramm von morgen – nur nicht dort, wo man einst glaubte, dass Fortschritt im Namen der Freiheit entsteht. Die Logik des Aufrüstens bringt es mit sich, dass die NATO dem Vormarsch Chinas nicht tatenlos zusieht. Nach den Gefahren, die das auf den Schlachtfeldern mit sich bringt, fragt die Science-Fiction seit jeher: Es ist also Zeit, sich erneut Filme wie Terminator und Blade Runner anzusehen.
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