
Im österreichischen Graz hat ein 21-Jähriger an einer Schule 10 Menschen getötet. Unter den Todesopfern sind Lehrer und Schüler. Der mutmaßliche Täter, der selbst auf dem Bundesoberstufenrealgymnasium gewesen sein soll, erschoss sich nach seinem Blutbad auf der Schultoilette. Der 21-Jährige soll sich als Mobbingopfer gesehen haben. Über das genaue Motiv wird weiterhin ermittelt.
Warum es immer häufiger zu entfesselter Gewalt an Schulen kommt und was die Corona-Zeit damit zu tun haben könnte, darüber sprachen am Mittwochmorgen Julian Reichelt, Boxlegende Axel Schulz, Ex-ARD-Moderator Waldi Hartmann und Ralf Schuler bei NIUS Live.
„Die Hemmschwelle der Gewalt ist runtergegangen. Ich finde das traurig“, kommentiert Axel Schulz. „Das Problem, was man hat, ist das Gefühl der Machtlosigkeit“, so NIUS-Politikchef Ralf Schuler. Klar sei, dass Waffenverbotszonen niemanden davon abhalten, andere tödlich zu verletzen. Stattdessen finde eine Art Aufrüsten statt. „Wir haben auch in Deutschland seit Jahren steigende Zahlen von Waffenscheinen“. Die Logik dabei: Wenn andere sich bewaffnen, muss ich mich wehren. „Wir brauchen den Konsens, dass wir gegenseitig versuchen, uns mit Worten zu verständigen statt mit Waffen“, so Schuler. Dass zusätzlich viele junge Männer zu uns einwanderten, die ein „unverstelltes Verhältnis“ zur Gewalt hätten, verstärke das Phänomen.
Das Motiv des Täters ist weiterhin ungeklärt. „Man tappt eigentlich total im Dunkeln“, sagt Reporterin Eva Schütz, die aus Österreich zugeschaltet ist. Der mutmaßliche Täter habe mit seiner Mutter zusammengelebt, sei arbeitslos gewesen. Doch das allein liefere noch keinen Anlass für einen Amoklauf. „Den Toten und Angehörigen ist das Motiv erstmal scheißegal“, bemerkt Waldi. Der NIUS-Politikchef fügt hinzu: „Die Motivsuche ist nur ein Zeichen der Hilflosigkeit“.
Der NIUS-Chefredakteur kommentiert: „Was mich umtreibt: Die Kombination aus Social Media und den Maßnahmen der letzten Jahre – was ist mit unseren Kindern los?“. Die Pandemie-Jahre hätten eindeutige Spuren hinterlassen, ist er überzeugt. Auch Schuler sieht „tiefe Traumata“, da Kinder „viel weniger Abstraktionsvermögen“ hätten und nicht verstehen konnten, warum sie über Jahre nicht frei sein und unbeschwert mit ihren Freunden spielen durften. Stattdessen verbrachten sie viel Zeit vor dem Handy, zum Beispiel auf TikTok, wo Gewaltbilder zum Alltag gehören. Boxer Axel Schulz: „Ich glaube, was hilft, sind einfach Sporteinheiten, da lernst du Disziplin, Durchsetzen, Regeln“.
Die ganze Sendung NIUS Live gibt es hier:
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