
Einer der wichtigsten deutschen Industriekonzerne steht quasi vor dem Untergang. Thyssenkrupp steuert auf eine tiefgreifende Umstrukturierung zu. Ein Schritt der einer Zerschlagung gleichkommt. Alle profitablen Geschäftsfelder sollen ausgegliedert werden. Tausende Stellen sollen gestrichen werden. Am Ende bleibt eine Holdinggesellschaft übrig, die sich auf die Förderung von „grünen Technologien‟ fokussiert. Der Konzern taumelt dem Abgrund entgegen.
Vom einstigen Erfolgskonzern, der die Industrialisierung Deutschlands mitgetragen hat, ist kaum noch etwas übrig. Seit Jahren verzeichnet Thyssenkrupp schwache Zahlen. Umsatz und Gewinn flachen ab. Nun müssen Mittel eingespart werden und die Konzernspitze reagiert mit drastischen Maßnahmen. Vorstandschef Miguel López plant einen radikalen Umbau.
Laut internen Informationen, auf die sich Bild beruft, soll die Konzernzentrale von 500 auf lediglich 100 Stellen schrumpfen. Tausende weitere Arbeitsplätze in der Verwaltung stehen ebenfalls vor dem Aus. Künftig soll eine Holdingstruktur den Konzern ersetzen: eine Art Schaltzentrale, unter der einzelne Tochtergesellschaften eigenständig operieren. Berichten zufolge steht in diesem Kontext zudem der Ausverkauf lukrativer Konzernbereiche bevor. Allen voran soll die traditionsreiche und umsatzstarke Stahlsparte, einst Herzstück des Unternehmens, an den tschechischen Oligarchen Daniel Křetínský übergehen, der bereits seit vergangenem Jahr Anteile an Thyssenkrupp hält. Die Komplettübernahme hat sich angebahnt und war nur noch Formsache. 27.000 Arbeitsplätze weltweit, davon rund 16.000 in Deutschland und ein Jahresumsatz von über zehn Milliarden Euro stehen damit zur Disposition. Auch der Stahlhandel steht vor der Abspaltung.
Die Marinewerft TKMS – sicherheitspolitisch von zentraler Bedeutung – soll ebenfalls ausgegliedert und als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden. Das ausgerechnet in einer Phase, in der die Bundeswehr akuten Nachholbedarf bei U-Booten und Fregatten hat. Aktuell verfügt Deutschland über kaum mehr als ein Dutzend seetaugliche U-Boot-Einheiten – im Vergleich zu den USA oder Russland, die jeweils mehr als 50 atomar betriebene U-Boote vorhalten, eine schändliche Bilanz. Auch Teile der Autozuliefer-Sparte sollen verkauft oder stillgelegt werden. Wie die gesamte Branche leidet auch Thyssenkrupp unter dem politisch forcierten Wandel hin zur E-Mobilität.
Unterm Strich bleibt vom einstigen Industriekoloss kaum etwas übrig: Ohne Stahl, Marine- und Zulieferergeschäft bricht Thyssenkrupp rund 70 Prozent seines Jahresumsatzes von zuletzt 35 Milliarden Euro weg. Was bleibt, ist ein schmaler Restbetrieb im Segment „Grüne Technologien“ – laut Insidern weder profitabel noch langfristig überlebensfähig. In der deutschen Presselandschaft ist bereits von einer „faktischen Auflösung“ des Traditionsunternehmens die Rede. Zwar muss der radikale Umbau noch formal genehmigt werden, größere Widerstände werden jedoch nicht erwartet. Der Weg zur Abwicklung ist so gut wie frei.
Im Zuge der Umstrukturierung droht ein massiver Einschnitt in die betriebliche Mitbestimmung – insbesondere in der traditionsreichen Stahlsparte. Häufig wird bei solchen Umwandlungen hin zu einer Holding, ein bestehender Betriebsrat entmachtet oder zerschlagen, während sich neue Vertretungsstrukturen erst über Monate oder gar Jahre hinweg etablieren müssen. In dieser Übergangsphase hat die Konzernspitze de facto freie Hand. Es könnte ein gefährliches Machtvakuum entstehen, das Tür und Tor öffnet für Entscheidungen zulasten der Belegschaft und auch der Aktionäre.
Darüber hinaus droht eine politische Instrumentalisierung des Konzerns. Angesichts der Rolle der Krupp-Stiftung als größter Einzelaktionär entsteht zunehmend der Eindruck, dass sich Thyssenkrupp in eine politisierte Stiftung, mit klarem Fokus auf eine grüne Klimaagenda verwandelt. Die Sorge, dass wirtschaftliche Vernunft und Wettbewerbsfähigkeit ideologischen Zielen geopfert werden, scheint sich zu bestätigen. Die Krupp-Stiftung ist als gemeinnützige Institution konzipiert, die neben ihren Unternehmensanteilen auch soziale und wissenschaftliche Projekte fördert. Ein klar wirtschaftsfreundlicher Kurs könnte dadurch ins Hintertreffen geraten.
Mit der einseitigen Konzentration auf den Geschäftsbereich „Grüne Technologien“ lässt sich Thyssenkrupp von der Klimahysterie leiten, die von EU und Bundesregierung gleichermaßen geschürt wird und setzt damit den Sargnagel für die eigene Wirtschaftlichkeit. Die Lösungen, die der Konzern im Bereich der CO2-Reduktion etwa für die Chemie-, Zement-, Stahl- und Energiebranche anbietet, werden sich am Markt kaum behaupten können. Was bleibt, ist das Risiko, dass sich der Konzern, nach dem Abstoßen der profitablen Unternehmensbereiche vollständig ins wirtschaftliche Aus manövriert.
Die Ursachen für die Krise bei Thyssenkrupp und den radikalen Konzernumbau der daraus resultiert, liegen in einer Reihe struktureller Beeinträchtigungen. Allen voran belasten die desaströsen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland das Unternehmen massiv. Besonders ins Gewicht fallen die hohen Energiekosten, verursacht durch die ideologisch getriebene Klimapolitik, die auf eine vollständige Umstellung des Strommixes auf erneuerbare Energien abzielt.
Problematisch ist, diese Ausrichtung, da Wind- und Solarkraftwerke bei wolkigen, bzw. windstillen Tagen kaum Strom liefern. An solchen Tagen entsteht ein gigantisches Angebotsdefizit. Die Folge sind explodierende Strompreise. Für energieintensive Betriebe, vor allem für die Stahlsparte Thyssenkrupps, ein ruinöser Zustand. Die politische Fehlentscheidung, eine Industrienation abhängig von wetterabhängigen Stromquellen zu machen, offenbart einmal mehr das Ausmaß er politischer Inkompetenz Berlins.
Ein weiterer Kern des Problems liegt in der politisch erzwungenen Umstellung auf sogenannte „grüne“ Produktionstechnologien, ebenfalls im Rahmen der deutschen Klimapolitik. Auch hierunter leidet besonders die Stahlsparte Thyssenkrupps. Deutsche Stahlhersteller müssen in diesem Kontext vom traditionellen Hochofen abrücken. Da dieser Prozess große Mengen CO2 ausstößt, gilt er in Berlin als Hindernis auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität.
Unternehmen wie Thyssenkrupp Steel, Salzgitter oder ArcelorMittal werden gezwungen, auf Direktreduktionsanlagen (DRI) umzusteigen, um künftig Wasserstoff statt Kohle für die Stahlfertigung einzusetzen. Das Problem: Diese Technologie erfordert nicht nur milliardenschwere Investitionen, sondern ist zudem am Markt schlichtweg nicht konkurrenzfähig. Wasserstoffbasierter Stahl ist bis zu dreimal teurer als herkömmlich produzierter. Auf dem Weltmarkt hat die deutsche Industrie damit kaum noch eine Chance.
Das Stahl auf Wasserstoffbasis so teuer ist, liegt vor allem daran, dass es in Deutschland weder ausreichende Produktionskapazitäten für Wasserstoff noch gesicherte Lieferpartnerschaften gibt. All das hätte längst angestoßen werden müssen – doch unter der Ampelregierung wurde es schlicht verschlafen. Es ist ein weiteres Paradebeispiel für das politische Versagen von Grünen, SPD und FDP. Man zwingt einer Schlüsselbranche den Strukturwandel auf, ohne die nötige Infrastruktur bereitzustellen. Die deutsche Stahlindustrie wurde ins kalte Wasser geworfen.
Besonders fragwürdig erscheint die Fixierung auf DRI-Anlagen auch deshalb, weil deren Nutzen in keinem Verhältnis zu den Kosten steht. Es gibt längst effektivere Alternativen: Das deutsche Unternehmen SMS etwa errichtet für internationale Kunden konventionelle, aber technologisch optimierte Hochöfen, die bis zu 70 Prozent weniger CO2 ausstoßen. Zum Vergleich: Die geplante DRI-Anlage von Thyssenkrupp in Duisburg würde im Erdgasbetrieb lediglich eine CO2-Reduktion von rund 50 Prozent erreichen – und das bei einem Vielfachen der Kosten. Der Hintergurnd ist folgender: Bis ausreichend grüner Wasserstoff verfügbar ist, soll die Anlage ohnehin zunächst mit Erdgas betrieben werden.
Während der Umbau eines Hochofens auf CO2-effiziente Technik rund 200 bis 300 Millionen Euro kostet, investieren Bund und Land NRW ganze zwei Milliarden Euro an Steuergeldern in die DRI-Anlage am Thyssenkrupp-Standort in Duisburg. Ein subventioniertes Prestigeprojekt mit fragwürdigem Nutzen und enormem wirtschaftlichem Schaden. Steuergelder die etwa für Infrastrukturprojekte oder Reform der Kranken-, Pflege-, bzw. Rentenkassen genutzt werden könnten, werden für eine wacklige Zukunftstechnologie aus dem Fenster geworfen.
Ein weiterer Komponent, der die finanzielle Krise Thyssenkrupps antreibt ist die CO2-Besteuerung. Die emissionsintensiven Hochöfen unterliegen dem Europäischen Emissionshandel (EU-ETS). Offiziell soll die CO2-Steuer Anreize für den Umstieg auf erneuerbare Energien schaffen. In Wahrheit aber handelt es sich um eine planwirtschaftlich motivierte Abgabe, die Betriebe finanziell ausblutet und zugleich Milliarden in die Kassen der liberalen Politkaste spült, die sich auf deren Rücken bereichern.
Der Emissionshandel wird Jahr für Jahr verschärft. Unternehmen müssen sogenannte CO2-Zertifikate erwerben, um überhaupt Emissionen ausstoßen zu dürfen. Das System folgt dem „Cap-and-Trade“-Prinzip – einer jährlich sinkenden Obergrenze für zulässige Emissionen, zentral festgelegt von der EU-Kommission. Bei gleichbleibend hoher industrieller Nachfrage steigen die Preise für die knappen Zertifikate – mit drastischen Folgen für energieintensive Konzerne.
Für Thyssenkrupp beliefen sich die CO2-Kosten im Geschäftsjahr 2023/2024 bereits auf rund 400 Millionen Euro. Experten rechnen künftig mit einer jährlichen Belastung von bis zu zwei Milliarden Euro. Es ist ein ökonomischer Todesstoß für den einstigen Industriegiganten.
Die AfD-Landtagsfraktion in Düsseldorf will das Thema deshalb noch in dieser Woche im Landtag zur Sprache bringen. Man fordert Aufklärung darüber, wie die explodierenden Emissionskosten sowie die generell hohen Energiepreise den Konzern unter Druck setzen. Auch die fragwürdige Umstellung auf wasserstoffbasierten „grünen Stahl“ soll dabei thematisiert werden.
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen soll aufgefordert werden, sicherzustellen, dass das milliardenschwere Subventionsprojekt „grüner Stahl“ nicht zum finanziellen Fass ohne Boden für die Steuerzahler wird. Zudem soll sie sich auf allen politischen Ebenen entschieden dafür einsetzen, die unrealistischen CO2-Zielvorgaben der EU auszusetzen – und damit der deutschen Industrie eine Überlebenschance zu geben. Auch die neue Bundesregierung steht in der Pflicht, sich endlich gegen die wirtschaftlich und technologisch fragwürdige Energiepolitik der letzten Jahre zu stellen.
Thyssenkrupp steht exemplarisch für das schleichende Sterben der deutschen Industrie – zerrieben zwischen ideologischer Klimapolitik und ruinösen Standortbedingungen. Der Traditionskonzern wird nun in einer beispiellosen Umstrukturierung zerlegt und seiner wirtschaftlichen Substanz beraubt. Der radikale und mehr als nur unsinnige Fokus auf „grüne Technologien“ erscheint weniger wie ein strategischer Zukunftsplan als vielmehr ein politischer Missbrauch des Konzerns. Die Verantwortung für dieses Desaster trägt eine Politik, die Zukunftsfähigkeit mit Ideologie verwechselt und einen Weltkonzern sehenden Auges gegen die Wand fährt. Was von Thyssenkrupp übrig bleibt, ist eine Mahnung, die aber zu spät kommt. Die Deindustrialisierung Deutschlands scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein.