AfD-Politiker Schramm kämpfte gegen Russland: „Der ukrainische Kampf ist auch ein deutscher“

vor etwa 6 Stunden

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Bildquelle: NiUS

Tim Schramm ist 22 Jahre jung, stellvertretender Kreisvorsitzender der AfD-Wuppertal und kämpfte freiwillig auf der Seite der Ukraine gegen das Kreml-Regime. Er ist einer der jüngsten Politiker der Partei, ist gut vernetzt und absolvierte ein Traineeship im Europaparlament.

NIUS sprach mit ihm über seine Motivation, das vermeintlich konservative Russland und wieso Europa im Donbass verteidigt wird.

NIUS: Herr Schramm, was hat Sie dazu bewegt, in die Ukraine zu reisen?

Schramm: Das mag jetzt absurd klingen, aber tatsächlich war es die AfD. Unsere NRW-Fraktion war immer vergleichsweise transatlantisch eingestellt. Schon 2022, kurz nach Kriegsbeginn, haben wir einen Hilfstransport organisiert – drei Busse voller medizinischer Güter, direkt ins Kriegsgebiet. Damals wusste niemand, ob Kiew fällt. Ich bin mitgefahren. Das war mein erster Kontakt mit der Ukraine. Danach war ich nochmal allein dort. 2023 sind wir zu dritt aus Wuppertal mit einem alten Golf III nach Tschernobyl gefahren – ein Roadtrip. Unterwegs hatten wir einen Unfall und lernten zufällig hilfsbereite Ukrainer kennen, mit denen wir bis heute befreundet sind. Daraus wurde eine echte Bindung. Seitdem besuchen wir uns gegenseitig – Skifahren, Strandurlaub in Odessa. Mir gefiel es dort einfach.

NIUS: Auf Twitter kursiert das Gerücht, Sie seien selber Ukrainer.

Schramm: Nein, ich bin Deutscher.

NIUS: Wie kam dann dazu, dass Sie als Freiwilliger in der Ukraine gedient haben?

Schramm: Ich wollte immer zur Bundeswehr, Berufsoffizier werden, studieren. Ich wurde auch angenommen, absolvierte das Auswahlverfahren, aber dann kam die Absage – wegen meiner Mathe-Note, angeblich. Ich vermute eher, es lag an meiner Mitgliedschaft bei der Jungen Alternative. Auch für den freiwilligen Wehrdienst wurde ich abgelehnt. Dann habe ich es mit der Internationalen Legion versucht – die Freiwilligeneinheit der Ukraine. Aber mit 19 wurde ich ignoriert. Ende 2024 habe ich es nochmal probiert, diesmal über Kontakte – einer kannte jemanden beim Territorial Center of Recruitment and Social Support. Darüber kam ich schließlich zur Territorialverteidigung, also den Heimatschutzkräften – Teil der regulären ukrainischen Armee. Ich war in einer ostukrainischen Einheit, dem TRO. Dort war ich als Deutscher natürlich ein Exot.

NIUS: Wie viel Kampf haben Sie erlebt?

Schramm: Wir haben geschossen, wurden beschossen, flogen Drohnen und wurden selbst von Drohnen attackiert. Mehr kann ich dazu aus Sicherheitsgründen nicht sagen.

NIUS: Wie haben die Ukrainer auf Ihren Einsatz reagiert?

Schramm: Erst dachten meine Freunde vor Ort, ich verarsche sie. Die meisten von ihnen haben selbst verweigert. Aber sie haben meine Entscheidung dann sehr respektiert. In der Einheit wurde ich fast schon gefeiert – es gab große Anerkennung dafür, dass ein Deutscher mitkämpft. Ich bekam sogar einen Übersetzer zur Seite gestellt. Das war schon besonders.

Ein Blick durch den Schützengraben.

Soldaten in der Pause mit Schramm.

NIUS: Und in der AfD?

Schramm: Während meines Einsatzes wusste niemand davon – auch aus Sicherheitsgründen. Danach war ich unsicher, ob ich das öffentlich machen soll. Ich wollte nicht wie ein Poser wirken. Aber Parteifreunde – auch höhergestellte – haben mich bestärkt. Viele sagten einfach nur: „Alter, krass!“ Die Resonanz war überwiegend positiv, sogar von politischen Gegnern wie CDU-Leuten oder NAFO-Aktivisten. Natürlich kamen auch kritische Töne – etwa vom Compact-Magazin. Aber mein persönliches Highlight ist, dass innerhalb der Partei endlich eine Debatte losgetreten wurde. Das Russland-Narrativ bröckelt. Das freut mich sehr.

In der Ukraine wird seit mehr als 3 Jahren verbissen das verteidigt, was uns Rechten am allerwichtigsten sein sollte. Freiheit, nationale Souveränität und Heimat. Es ist ein Kampf gegen ein imperialistisches Multikulti-Shithole, das unter dem Vorwand des „Antifaschismus“ ein… pic.twitter.com/Ntc3JSRPFB

NIUS: Im Bezug auf Ukraine-Solidarität fällt oft das Wort „transatlantisch“. Auch die AfD-NRW wird so bezeichnet. Sind Sie Transatlantiker?

Schramm: Meine Verbündeten innerhalb der Partei sind es. Ich bewundere Amerika, ohne es zu sakralisieren. Mir geht’s primär um Europa. Ich war auch in Russland – und ich kann mit Überzeugung sagen: Wer meint, Russland sei eine konservative Alternative, der war noch nie dort. Es läuft in allen Belangen schlechter als bei uns. Russland ist überfremdet, wirtschaftlich verstaatlicht, durchzogen von Propaganda und autoritär bis ins Mark. Versuch mal, in Russland gegen Migration zu demonstrieren – du landest im Lager. In Russland passiert das, was es Europa vorwirft - nur halt mal zehnt: Propaganda, Islamisierung, Bevölkerungsaustausch. In Mariupol werden wortwörtlich neue gebietsfremde Bewohner angesiedelt, während alte verschwinden. Die russische Propaganda behauptet das Gegenteil – aber Russland ist die Karikatur dessen, was es vorgibt zu bekämpfen.

„Russenstusser“: Ein Wort, das immer wieder fällt, um Kritik an der allzu anbiederndem Haltung gegenüber Russland zu äußern.

Ein Konvoi mit Ausrüstung – im Hintergrund ukrainische Soldaten.

NIUS: Ist der Ukrainekrieg auch unser Krieg? Wird die Demokratie am Donbass verteidigt?

Schramm: Ja. Die Ukraine ist eine Demokratie, mit allen Schwächen. Selbst wenn man keine emotionale Bindung hat – es geht um knallharte deutsche Interessen: günstige Energie, wirtschaftliche Kooperation, Abschreckung von Angriffskriegen, Verhinderung von Massenflucht. Wenn Russland gewinnt, destabilisiert das Europa. Dann sehen andere: Angriffskriege lohnen sich. Der ukrainische Kampf ist irgendwo auch ein deutscher. Waffen für die Ukraine sind billiger als deutsches Blut im Baltikum.

NIUS: Welcher der beiden Staaten – Ukraine oder Russland – ist aus Ihrer Sicht die „rechtere“ Seite?

Schramm: Ganz klar die Ukraine. Alle Ukrainer, die ich kenne, wären in Deutschland politisch rechts – ganz ohne Parteibuch. Sie verstehen überhaupt nicht, wie es hier Parteien geben kann, die ihr eigenes Land hassen. Russland dagegen macht genau das, was viele Rechte den Globalisten vorwerfen – nur schlimmer. Islamisierung, Migration, Denkzwang, alles unter dem Vorwand des Antifaschismus. Und viele in der deutschen Rechten fallen immer noch auf das Russland-Märchen rein.

NIUS: Und wie stehen Sie zur Wehrpflicht?

Schramm: Grundsätzlich bin ich gegen staatlichen Zwang – das war schon bei Corona so. Aber angesichts der Bedrohung durch Russland müssen wir realistisch sein. Im Kriegsfall kommen wir ohnehin an die Front – dann lieber vorbereitet. Ich bin für eine wehrhafte Gesellschaft. Wir müssen bereit sein, uns zu verteidigen. Die Schweiz macht’s vor. Wenn Russland in der Ukraine durchkommt, geht’s weiter ins Baltikum – mit den gleichen Vorwänden. Landesverteidigung beginnt mit Bündnisverteidigung.

NIUS: Danke für das Gespräch.

Auch bei NIUS: Ukraine, Rente, Kernkraft: Die Nein-Doch-Nein-Regierung

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