
Die Fleischerei Ernst Dehning aus der Stadt Schneverdingen in Niedersachsen ist insolvent. Zum Unternehmen gehören derzeit die Stammfiliale in der Heide, fünf Hamburger Standorte in Niendorf, Bergedorf, Osdorf, Farmsen und Rahlstedt sowie weitere Filialen in Bremen, Garbsen und Salzwedel. Laut Bild-Zeitung sollen Verbindlichkeiten in Millionenhöhe bestehen.
Einige wenige positive Nachrichten gibt es jedoch: „Der Betrieb läuft derzeit überall weiter“, erklärte Insolvenzverwalter Sebastian Ludolfs aus Walsrode dem Hamburger Abendblatt. Zudem hat es bislang keine Entlassungen gegeben.
Der Grund dafür ist unter anderem, dass bereits Ende Juli ein Käufer für vier Fachgeschäfte gefunden werden konnte. 40 der bisher 150 Beschäftigten wechselten nach der Übernahme zum neuen Eigentümer, wie Merkur München berichtet. Darüber hinaus haben seit der Insolvenzanmeldung etwa 20 Mitarbeiter selbst die Kündigung eingereicht. Damit sind aktuell noch rund 90 Personen beschäftigt, deren Zukunft ungewiss ist. Für diese wolle Ludolfs „bis Ende November eine Lösung haben“.
Die Insolvenz bei Ernst Dehning ist keine Ausnahmeerscheinung, sondern Teil eines größeren Trends. Die gesamte Branche steht stark unter Druck. Nach Angaben des Deutschen Fleischer-Verbands gibt es bundesweit nur noch etwas mehr als 10.000 Meisterbetriebe (Stand 2024). Damit hat sich die Zahl der Fleischereien seit 2002 nahezu halbiert. In Bayern ist die Dichte laut Verband zwar noch vergleichsweise hoch: Auf 100.000 Einwohner kommen dort rund 30 Betriebe. Ganz anders stellt sich die Lage in Ostdeutschland dar – in Mecklenburg-Vorpommern sind es lediglich 15 Fleischereien je 100.000 Einwohner.
Besonders das veränderte Konsumverhalten setzt den Fleischereien in Deutschland zu. Der Fleischverbrauch sank zwischen 2017 und 2022 um rund sieben Kilogramm pro Kopf. Immer mehr Menschen reduzieren ihren Fleischkonsum – sei es aus ethischen Gründen oder aufgrund von angeblichen „Umweltaspekten“. Der Trend hin zu vegetarischer und veganer Ernährung ist in Deutschland klar erkennbar.
Hinzu kommt ein enormer Kostendruck, insbesondere durch große Konzerne und Discounter, der die deutschen Fleischereibetriebe massiv belastet. Fleisch ist teurer geworden. Vor allem, weil die hartnäckige Inflation in der Eurozone die Kaufkraft der Bürger weiter schmälert. Im Supermarkt wird Fleisch oft deutlich günstiger angeboten als beim Metzger. Viele Konsumenten greifen daher lieber dort zu, anstatt beim traditionellen Handwerksbetrieb einzukaufen.
„Mein Handwerk stirbt aus, weil es nicht mehr wertgeschätzt wird. Ich glaube nicht, dass Metzgereien in der Form überleben werden. Dann gibt es nur noch Konzerne wie Tönnies und Westfleisch“, erwähnt Dorit Sobbek von der Fleischerei Bührmann in Iserlohn gegenüber der Zeit. Der Betrieb wurde bereits vor zwei Jahren dauerhaft geschlossen.
Auch der Fachkräftemangel setzt der Branche zu. Besonders beim Nachwuchs zeigt sich eine deutliche Lücke. Die Zahl der Azubis im Fleischerhandwerk sinkt seit Jahren kontinuierlich.
Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks starteten 2023 nur noch rund 2.300 Jugendliche eine Ausbildung zum Fleischer. Das bedeutet einen Rückgang von fast fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr und markiert zugleich einen neuen Tiefstand. Zu Beginn der 2000er-Jahre waren es noch über 9.500 junge Menschen, die sich entschieden, die Lehre zum Fleischer zu beginnen. Für 2024 stehen derzeit noch keine Daten zur Verfügung.