Transrapid: Rückbau der Teststrecke soll fast 40 Millionen Euro kosten

vor 2 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Einst war der heimische Transrapid ein Hoffnungszeichen für deutsche Hochtechnologie. Doch kaum eine Bundesregierung hat sich mit großem Engagement dafür eingesetzt. Besonders negativ war die rot-grüne Ära für den Transrapid unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder, die das baureife Projekt zwischen Hamburg und Berlin 2000 aus Kostengründen einfach absagte. Nun will die schwarz-rote Bundesregierung von CDU-Kanzler Friedrich Merz wohl endgültig den Transrapid in Deutschland beerdigen – für rund 40 Millionen Euro. Das bringt Deutschland voran!

Die größte Oppositionsfraktion wollte wissen, ob der Bundesregierung Informationen über die zeitliche Planung des Rückbaus der Transrapid-Versuchsanlage Emsland vorliegen. Wie aus der Regierungsanfrage des AfD-Bundestagsabgeordneten Maximilian Kneller und Kollegen hervorgeht, die Tichys Einblick exklusiv vorliegt, soll nach Kenntnis der Bundesregierung „der Rückbau der Transrapid-Versuchsanlage Emsland (TVE) 2034 abgeschlossen sein“.

Doch der geplante Abriss des Hochtechnologieprojekts hat für die Steuerzahler einen hohen Preis: „Gemäß eines durch das Bundesministerium für Verkehr beauftragten und im Jahr 2011 abgeschlossenen Gutachtens belaufen sich die Kosten für den Rückbau der TVE auf rund 39,3 Mio. Euro.“

Stand heute, denn die Abbaukosten dürften bei den gestiegenen Bau- und Energiepreise in rund zehn Jahren sicher weitaus höher liegen.

Doch bislang steht die Transrapidversuchsanlage im Emsland für Interessierte noch mit einem Besucherzentrum zur Verfügung. Zudem sind laut Angaben der Bundesregierung lediglich „rückbauvorbereitende und -begleitende Maßnahmen“ durchgeführt worden. Obendrein seien bislang „keine Haushaltsmittel für den Rückbau der TVE verausgabt worden“.

Jahrzehntelang drehte die deutsche Hightech-Magnetbahn Transrapid auf ihrer einstigen rund 32 Kilometer langen Teststrecke im Emsland mit gut 400 Stundenkilometern ihre Runden. Sie ist jetzt zwar stillgelegt, aber immer noch vorhanden.

Die Versuchsanlage mit deutscher Hochtechnologie hätte also noch eine Chance. Doch Kritiker am Desinteresse von Bundesregierung und den meisten Bundestagsfraktionen am Transrapid mussten selbst schon im Förderverein Transrapid Emsland e. V. eine Art politische Verfolgung erleben, weil sie eine Petition an die einzig am Transrapid noch interessierte Bundestagsfraktion der Alternative für Deutschland diesen Sommer übergaben. Tichys Einblick berichtete darüber exklusiv.

Während der Bund bei seiner Deutschen Bummelbahn Milliarden in ein Fass ohne Boden fließen lässt, Unsummen in sanierte und neue Gleisnetze, die offensichtlich im Handumdrehen verschleißen – wie gerade bei der neun Monate gesperrten Ausbau-ICE-Strecke Hamburg-Berlin zu erleben – dreht der Bund bei Investitionen in deutsche Hochtechnologie jeden Euro dreimal um. Schon das kleinste Risiko beim Transrapid galt am Ende immer mehr als Ablehnungsgrund.

Ohne die staatstragende Rolle Frankreichs bei den Partnerschaftsunternehmen Airbus und EADS würde Deutschland mit Sicherheit auch keine Raketen, Flugzeuge und Hubschrauber bauen.

Risiken und Kosten beim staatseigenen Bahnkonzern hingegen spielen offensichtlich keine Rolle. Wie erwähnt, erfolgt von 1. August bis 30. April 2026 erneut eine Generalsanierung auf der im Grunde neugebauten ICE-Strecke Hamburg–Berlin mit Vollsperrung und eingeschränktem Zugverkehr. Doch der Knüller dabei: Die moderne ETCS-Technik, die Züge schneller und ferngesteuert fahren lässt, wird nicht gleich mit verbaut. Schneller machen wir später, heißt es bei der Bahn. Die eigentlich notwendige ETCS-Umrüstung soll erst „in den frühen 2030er Jahren erfolgen“. Das heißt nicht nur wieder eine Dauerbaustelle, sondern vor allem: Hochtechnologie kann warten. Derweil reißt der Bund für gut 40 Millionen erst mal eine Transrapidteststrecke ab. Ein richtig guter Plan der Merz-Regierung.

Das findet AfD-Verkehrsexperte Kneller jedoch ganz und gar nicht. Die Antworten der Bundesregierung auf die Oppositionsanfrage zum Abbau der Transrapid-Versuchsanlage Emsland (TVE) enthüllen seiner Ansicht nach ein „skandalöses Versagen“ von Schwarz-Rot: „Statt in Rücksprache mit dem Land Niedersachsen kostengünstig ein förderfähiges, einzigartiges Technikdenkmal in einer strukturschwachen Region zu schaffen, plant die Regierung den Rückbau bis 2034 – mit geschätzten Kosten von 39,3 Millionen Euro!“, kritisiert Kneller im Gespräch mit Tichys Einblick.

Hinzu kämen horrende Anwaltshonorare von über 408.000 Euro für „juristische Beratung“ an die Kanzlei Becker Büttner Held. Unglaublich, aber wahr.

Der Oppositionspolitiker findet, das sei von der Bundesregierung „Steuergeldverschwendung pur!“. Millionen für eine nutzlose Abwicklung, um in der ohnehin strukturschwachen Region Emsland eine leere Wiese zu schaffen.

Sinnvoller wäre es aus Knellers Sicht, solche Summen für die Sanierung und den dauerhaften Betrieb des Besucherzentrums in der Region zu nutzen. Das würde Jobs schaffen, Tourismus ankurbeln sowie die Wirtschaft im Emsland und den Technologiestandort Deutschland stärken.

Bei den horrenden Kosten für den Rückbau wäre sogar die Wiederaufnahme des Fahrbetriebs auf der Teststrecke für Besucher möglich. „Alles ist sinnvoller und wirtschaftlicher als die Pläne der Bundesregierung,“ meint Verkehrsexperte Kneller.

Rot-grüne Transrapidkritiker und sogar Ministerpräsidenten hingegen beklagten immer wieder die Betonstelzen der Magnetschnellbahn verschandelten nur die Landschaft. Das haben sie dann lieber selbst mit zehntausenden, subventionierten Windrädern getan.

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