100 Tage Trump: Hass, Lügen und Verleumdungen

vor etwa 5 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Glaubt man den Reaktionen in der deutschen Öffentlichkeit auf Trumps ehrgeizigen Parcoursritt auf fast allen politischen Feldern, dann zerstört gerade ein wahnhafter Milliardär an den Schaltstellen der Weltmacht USA die amerikanische Demokratie, den Welthandel, das Bündnis des freien Westens und mehr oder minder die politische Kultur des modernen Abendlandes. Man kann die Berichterstattung in den meisten deutschen Medien und die Sprüche mancher deutschen Politiker aber auch als hemmungslos emotionale Reaktionen verstehen, die nicht selten von Hass, Lügen und Verleumdungen durchsetzt sind.

In der Tat ist Donald Trump oft peinlich, er provoziert Fremdscham: kein anderer Politiker in Europa würde sich, so wie der 78-jährige Amerikaner, immer wieder selbst als den Größten, Besten, Tollsten preisen. Wer außer dem Republikaner würde genüsslich über Politiker herziehen, die ihm „den Hintern küssen“, würde von sich selbst behaupten, der großartigste Politiker der modernen US-Geschichte zu sein? Trumps Neigung zu Protz und Prunk, seine Vorliebe für Junk-Food, seine vielen Ehen und Affären – alles bestätigt das Bild des hässlichen Amerikaners, in diesem Fall auch noch ein Milliardär, oberflächlich, großkotzig und selbstverliebt, gierig nach Macht und Profit.

Wenn im Deutschlandfunk (DLF) Journalisten und Experten in gemütlicher Runde und ohne Dissens über den „Donald“ herziehen, da wird jeder hergelaufene amerikanische Publizist, Showstar oder liberaler Politiker zitiert, der Trump als Kriminellen, Psychopathen und Größenwahnsinnigen beschimpft, der mit „Mafiamethoden“ die Axt an dem „werteorientierten“ und „regelbasierten“ Fundament von Demokratie und Weltpolitik legt.

„Die USA erleben einen systematischen Angriff auf Demokratie und Rechtsstaat“, bilanziert der DLF Ende April. Schon das Telefongespräch Trumps mit Putin sei bereits „eine riesige Niederlage für die USA als Anführer der freien demokratischen Welt und ein großer Sieg Putins“. Ein persönliches Treffen mit Trump wäre ein noch größerer Erfolg des russischen Diktators, weil es „eindeutig unterstreichen würde, dass der Aggressor international nicht isoliert ist“.

Auf der DLF-Website wird hintersinnig gefragt: „Vollzieht sich in den USA ein schleichender Staatsstreich?“. Begründet wird das vor allem mit dem Einsatz des Tech-Milliardärs Elon Musk, der mit Hilfe seiner DOGE-Organisation im Auftrag Trumps die amerikanische Bürokratie durchforschen und radikal reformieren, ideologische Programme und Verschwendung von Finanzmitteln beenden und ineffiziente Strukturen auflösen soll.

Wir werden Zeugen des Versuchs, Amerika zu zerstören und alle politischen und rechtlichen Kontrollen auszuschalten, lautet das vernichtende Urteil des Senders. Auch wenn tatsächlich manche Vorgehensweise von DOGE berechtigte Fragen provozieren, kann nicht gänzlich unerwähnt bleiben, dass Musk binnen Wochen sehr effizient fragwürdige staatliche Programme, die Verschwendung enormer Summen an Steuergeldern und ineffiziente Strukturen aufdecken konnte.

Eine Beurteilung von Musks rabiatem und zuweilen wohl unsachgemäßem Vorgehen muss keineswegs eindeutig positiv bewertet werden – die Ignoranz gegenüber dem Ansatz, Bürokratie zu entschlacken, Steuergelder zu sparen und US-Programme im In- und Ausland kritisch zu durchforsten zeugt von miesem Journalismus und ideologischer Voreingenommenheit.

Die Kommentatorin des Hessischen Rundfunks (HR) wirft vor, in Sachen Ukraine „wie ein Internet-“roll“ Verstörendes über die Online-Plattformen abzusetzen. Der angebliche Verrat an der Ukraine und seinem Präsidenten Selenskyj ist ohnehin das beliebteste Motiv vieler deutschen Medien. „Er hat sich auf die Seite Putins geschlagen, …. Das ist jetzt sein neuer Buddy“, heißt es dann im HR. Gleich welcher ARD-Sender, Stimmen die Trumps Politik differenziert betrachten, sind so gut wie nicht vorhanden. Unterschiede gibt es nur in der Schärfe und in der Emotionalität der Ablehnung dieses US-Präsidenten. Auch für den Deutschlandfunk zerstört Trump „die Fundamente der Demokratie“.

Die Deutsche Welle (DW) prangert „Trumps Feldzug gegen Vielfalt und Inklusion“ an. Der DW-Journalist scheint – wie sehr viele seiner Kollegen – fest auf dem ideologischen Boden der Gender- und LBGQT+ zu stehen. Schon die grundsätzliche biologische Definition der Menschen als Mann oder Frau scheint schon eine gravierende Verletzung der Menschenrechte zu sein. „Die US-Regierung geht massiv gegen Programme für Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion vor“, heißt es in dem Beitrag.

Genau das geschieht aber bei der positiven Diskriminierung, vor allem an den Universitäten: auch bei der Wahl von Rektoren und Professoren zählt nicht mehr Leistung, sondern Herkunft. Denn auch hier wurde radikal das liberale DEI-Programm („Diversity, Equity and Inclusion“) umgesetzt, die in der Praxis eine zutiefst fragwürdige Benachteiligung von Weißen, Juden und Asiaten mit sich brachte.

Trumps Absichten finden in deutschen Kommentaren und Berichten selten nüchternen und fairen Widerhall. „Wir sehen eine Administration, die aktiv den Dialog über den anhaltenden Kampf für Gleichberechtigung in unserem Land unterdrücken will“, zitiert auch die DW die Soziologin Ann Sanchez. „Ich kann nicht sagen, ob diese Aktionen auf Rassismus, Homophobie, Misogynie oder der unverhohlenen Feindseligkeit gegen Errungenschaften der Bürgerrechtsbewegung fußen“, schwadroniert sie weiter und meint ganz offensichtlich, dass das genau der Hintergrund von Trumps Politik sei.

FR: „Kleptokrat außer Kontrolle“

Für die „Frankfurter Rundschau“ (FR) ist Trump so etwas wie ein korrupter Diktator. „Wie ein Kleptokrat außer Kontrolle“, titelt die Zeitung – angesichts manch befremdlicher Finanzaktivitäten („Meme-Coin“) kann man für die harten Worte allerdings auch Verständnis haben. Trump nutze seine Prominenz zur Bereicherung „im Stile eines Alleinherrschers“, wettert das Blatt.

„Autokratie und Kleptokratie gehen Hand in Hand. Während Erstere demokratische Institutionen aushöhlt, nutzt Letztere diese Schwächung zur persönlichen Bereicherung.“ Klare Sache: für die FR wird Amerika bald zu den „gescheiterten Staaten“ in der Welt gehören. Erstaunlich ist nicht die Kritik an Trump, irritierend ist eine undifferenzierte Verdammung und meist völlige Ausblendung sehr ehrenwerter Ziele – wie beispielsweise die Ausweisung von kriminellen Banden aus Lateinamerika und die Kontrolle der Migration.

Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) der Madsack-Mediengruppe spricht von der „Gier“ Trumps nach Einfluss und Respekt in der Welt. Voller Verachtung schreibt der Kommentator, dass sich Trump „mit seiner Ankündigung der Lächerlichkeit preisgegeben“ habe, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine binnen 24 Stunden zu beenden. „Trump rede dummes Zeug… Nun tobt er trotzig, dass Friedensverhandlungen Zeit brauchen“, und er demütige den ukrainischen Präsidenten, fordere seine Unterwerfung – was eine „schreiende Ungerechtigkeit“ sei. Als ein kindischer Schrei der Empörung erscheint eher die RND-Einschätzung zu sein.

Wie andere Medien auch, greifen das RND Trumps flapsige Äußerung im Wahlkampf auf, er werde den Ukrainekrieg binnen 24 Stunden beenden können. Wer Trump ernsthaft beurteilen möchte, weiß, dass man auf sein großspuriges Gerede besser nicht hört – sondern schaut, was er tatsächlich bewirkt.

Derzeit das Näherrücken eines Waffenstillstands, vielleicht sogar eines Friedens – wo hatten die Europäer je ein Konzept, den Krieg in der Ukraine zu beenden? Mit einem militärischen Desaster der russischen Streitkräfte? Oder nach einem Putsch in Moskau gegen Putin? Realistischer scheint es da wohl, auf ein Wunder zu hoffen – oder eben auf den kalten Pragmatismus eines Donald Trump.

Aber auch anspruchsvolle Medien wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die „Wirtschaftswoche“ oder „Die Welt“ warnen in ihren Kommentaren vor den unkalkulierbaren Folgen der erratischen Wirtschaftspolitik und seinen Zoll-Dekreten. Es sei zu befürchten, dass der „Egomane“ Trump die „Weltwirtschaftsordnung zerstört“, schreibt die „Wirtschaftswoche“. Besonnene Stimmen in der Neuen Züricher Zeitung (NZZ) verweisen darauf, dass der Hintergrund für Trumps wildes und zuweilen wirres Agieren eine aus den Fugen geratene Welthandels-Situation sei, für die vor allem China verantwortlich sei.

„Der dümmste Präsident“

Der „Kölner Stadtanzeiger“ spricht über das weltweite „Entsetzen“ über die Politik Trumps. „Hatten die USA jemals einen dümmeren Präsidenten als Trump?“, zitiert das Blatt den schwedischem Russland-Experten Anders Åslund. Zu Wort kommt auch der belgische Ex-Premierminister Guy Verhofstadt, der davor warnt, dass Trump bald als der „größte Beschwichtiger des Bösen in die Geschichte eingehen“ könnte.

Auch in den meisten Beiträgen der Berliner „taz“ ist Trump ein unberechenbarer Bösewicht. „Mit seinem aktuellen Plan wirft er die Ukraine Russland zum Fraß vor“, schimpft ein Kommentator. Trump sei „in Sachen Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit ähnlich verwahrlost wie sein neuer Bruder im Geiste Wladimir Putin“.

Angesichts der Streichungen im Wissenschaftsbereich werde letztendlich auch die Forschung von Krankheiten und lebenswichtigen Medikamenten eingestellt; „wie viele Menschen werden in Zukunft auf den versteckten Friedhöfen ruhen, auf denen sich die Gräber derer befinden, die gerettet werden könnten, wenn Forschungsprogramme nicht eingestellt und ihre Versorgung nicht eingestellt worden wäre?“, fragt die „taz“.

Im Kampf gegen „woke Politik“, so die linke Tageszeitung, bedrohe Trump die Freiheit der Wissenschaft; schließlich seien auch Fachbereiche wie Biomedizin und Mathematik betroffen. Eine gewisse Skepsis gegenüber dem Vorgehen Trumps im Hochschulbereich ist zwar verständlich, aber die „taz“, wie auch die meisten anderen Medien, blendet die gefährliche Ideologisierung und politische Fehlentwicklungen – wie die drastische Zunahme von Antisemitismus – an amerikanischen Universitäten fast völlig aus. „Die US-Regierung tut so, als kämpfe sie gegen Antisemitismus. Doch in Wahrheit sinnt sie auf Rache – und verkennt, wie sie Amerika schadet“, urteilte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)

Die „ZEIT“ zitiert die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im EU-Parlament, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), um die politischen Irrfahrten des Donald Trump zu belegen. Über die Ukraine-Friedenspläne hatte die FDP-Politikerin von einem „klaren Diktatfrieden“ gesprochen. Das Angebot der USA zerstöre das westliche Bündnis: „Nein, die Amerikaner sind weder unsere Freunde noch unsere Verbündeten in Zukunft“.

Der „Spiegel“ erweist sich schon seit sehr vielen Jahren als das Flaggschiff des allgemeinen Trump-Hasses, der sich nicht nur in geschmacklosen Titelbildern widerspiegelt. Für das Magazin ist der Republikaner so etwas wie die politische Personifizierung des Teufels.

Genüsslich zitiert der „Spiegel“ die deutsche Ökonomin Isabella Weber ( Amherst, U-Bundesstaat Massachusetts): »Mafiamethoden« seien das… und Trump ist der Pate“. Der Präsident betreibe „ein Spiel von Bedrohung, Bestrafung und Belohnung“, demonstriere ständig seine Macht. Das sei „ein gefährliches Spiel mit enormen Risiken für den Westen und die USA selbst“, sinniert der Spiegel, um dann von einem drohenden „Epochenbruch“ zu schreiben, der die Weltwirtschaft „in den Abgrund reißen“ werde.

„Spiegel“-Chef Dirk Kurbjuweit hatte schon kurz nach dem Wahlsieg Trumps im November gewusst, dass „Trumps Triumph“ das „Ende des Westens“ bedeuten müsse. Nun dominiere in Washington „ein kauziger Imperialismus“.

Er kann sich von Ex-Außenminister Joschka Fischer (Die Grünen) bestätigt fühlen, der sich auch in seiner Amtszeit stets der freundschaftlichen Unterstützung des linken „Spiegel“ sicher sein konnte. Die Wahl Trumps „lässt die These realistisch erscheinen, dass es das war mit dem Westen“, sagte er in der ARD. Die USA stünden bald vor dem Abgrund, unkte Fischer. „Trump zerstört mutwillig die Welt, in die ich hineingeboren bin“, klagte der ehemalige militante Sponti aus Frankfurt, der sich viele Jahre dem Kampf gegen das „Schweinesystem“ in Deutschland verschrieben hatte.

Eine der wenigen besonnen Stimmen in dieser Kakophonie von Abscheu und Empörung ist Ferdinand Knauss in Cicero, der mahnt die Warnungen von US-Vizepräsident J.D. Vance über einen „kulturellen Selbstmord“ Deutschlands und Europas ernst zu nehmen.

Wie Ferdinand Knauss in „Cicero“ überzeugend darlegt, geht es den meisten Kommentatoren beim Thema Trump vor allem darum, einen Sündenbock für die Miseren europäischer und deutscher Politik zu finden: „Was Fischer und andere mächtige Meinungsmacher da errichten, ist nichts anderes als ein neues Narrativ des Sündenbocks“.

Die Berichterstattung in deutschen Medien über Trumps ersten 100 Tage zeugen von der tiefen Krise des deutschen Journalismus. Professionelle Tugenden wie nüchterne, distanzierte und abwägende Berichterstattung werden regelmäßig ignoriert. Von Fairness und Respekt gegenüber den Objekten der Berichterstattung gar nicht zu reden.

Es gibt für den modernen Haltungsjournalisten ein klares Feindbild – zu dem Trump an vorderster Stelle gehört. Und natürlich werden seine Taten in Verbindung gebracht mit den „Populisten“ und „Rechten“ in Europa und Deutschland. So lässt sich meist schon in einem einzigen Kommentar zu Trump der drohende Untergang von Demokratie und Rechtsstaat beschwören, wenn die „Rechten“ an die Macht kommen.

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