Trump bremst israelischen Gegenschlag – diplomatische Spannungen nach iranischem Raketenangriff

vor etwa 8 Stunden

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Es waren keine feinen Worte, mit denen US-Präsident Donald Trump Israel überzog. Trump wörtlich: „Wir haben im Grunde zwei Länder, die schon so lange und so heftig kämpfen, dass sie nicht mehr wissen, ‚what the fuck‘ sie tun.“

Der Grund für den Ärger des Präsidenten: Israel beschuldigte am Morgen Iran, mit Raketen – und Drohnenstarts gegen die Waffenruhe zu verstoßen, und drohte mit weiteren Angriffen. Der Iran wiederum erklärte, Israel habe das Land in drei Wellen angegriffen.

Trump dazu: „Es gab eine Rakete, die, wie ich annehme, [vom Iran] über Bord geschossen wurde. Sie war nach dem Zeitlimit und hat ihr Ziel verfehlt. Und jetzt geht Israel raus. Diese Typen müssen sich beruhigen. Lächerlich…“

Er habe Premierminister Netanjahu angewiesen, die israelischen Flugzeuge, die auf dem Weg nach Teheran waren, zurückzubeordern.

„Jetzt höre ich, dass Israel einfach losgezogen ist, weil sie das Gefühl hatten, dass [das Abkommen] durch eine einzige Rakete, die nirgendwo gelandet ist, verletzt wurde“, so Trump. „Das ist nicht das, was wir wollen, das kann ich Ihnen sagen. Und ich sage Ihnen, ich bin darüber auch nicht glücklich, Israel.“

Nach Angaben der israelischen Verteidigungsstreitkräfte wurden gegen 10.30 Uhr zwei Raketen auf den Norden des Landes abgefeuert, etwa dreieinhalb Stunden nach Beginn eines von den USA und Katar vermittelten Waffenstillstands.

Wie Israel bestätigte, hat die israelische Luftwaffe zu dem Zeitpunkt, als Trump mit Reportern sprach, einen kleinen Angriff auf ein iranisches Radargerät nördlich von Teheran durchgeführt.

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz erklärte, er habe die IDF angewiesen, auf die Verletzung des von Präsident Donald Trump vermittelten Waffenstillstandsabkommens durch den Iran „mit aller Härte“ zu reagieren, und forderte „hochintensive Schläge gegen Ziele des Regimes im Herzen Teherans“.

Trump hielt auf seiner Plattform Truth Social dagegen: „Israel. Werfen Sie diese Bomben nicht ab. Wenn Sie das tun, ist das ein schwerer Verstoß. Holen Sie Ihre Piloten nach Hause, sofort! Donald J. Trump, Präsident der Vereinigten Staaten“.

„Alle Flugzeuge werden umdrehen und nach Hause fliegen, während sie dem Iran einen freundlichen ‚Plane Wave‘ machen“, schrieb Trump. „Niemand wird verletzt, der Waffenstillstand ist in Kraft! Danke für Ihre Aufmerksamkeit in dieser Angelegenheit!“

Trump habe auf seiner Plattform Truth Social Posts verschickt, in denen er versprach, dass Israel den Iran nicht angreifen würde, „nachdem er wusste, dass wir angreifen würden“, so ein israelischer Offizieller. In seinen Äußerungen gegenüber Reportern beschuldigte Trump beide Länder, den Waffenstillstand verletzt zu haben: „Ich bin mir nicht sicher, ob sie es absichtlich getan haben.“

Der iranische Präsident will den Waffenstillstand einhalten, wenn Israel ihn einhalte: „Wenn das zionistische Regime nicht gegen die Waffenruhe verstößt, wird der Iran sie auch nicht verletzen“, sagte Pezeshkian während eines Telefongesprächs mit dem malaysischen Premierminister Anwar Ibrahim. Israel hatte zudem in der Nacht, nachdem Trump den Waffenstillstand verkündet hatte, aber weit vor dem erwarteten Beginn um 7 Uhr morgens, über 100 Geschosse auf Dutzende von iranischen Militärzielen abgeworfen.

Laut Axios sprach Trump während des Gesprächs „extrem direkt und entschieden“, und Netanjahu habe den Ernst der Lage verstanden. „Der Präsident sagte Netanjahu, was geschehen müsse, um den Waffenstillstand aufrechtzuerhalten. Der Premierminister verstand den Ernst der Lage und die Bedenken, die Präsident Trump zum Ausdruck brachte“, so eine Quelle aus Washington gegenüber der Nachrichtenagentur Axios.

Trump betonte am Dienstag auch, dass er einen Regimewechsel im Iran ablehnt, nachdem er noch vor zwei Tagen angedeutet hatte, dass er ihn unterstützen könnte. Ein Regimewechsel würde „Chaos“ verursachen. Vor zwei Tagen hatte Trump auf Truth Social gepostet: „Wenn das derzeitige iranische Regime nicht in der Lage ist, den Iran wieder groß zu machen, warum sollte es dann keinen Regimewechsel geben?“ „MIGA!!!“ (Make Iran great again!).

Das Weiße Haus versuchte daraufhin, einen Rückzieher zu machen und sagte, dass dies eine Angelegenheit sei, über die das iranische Volk zu entscheiden habe und kein Ziel des US-Militärs sei.

Als Vergeltung für die Angriffe Israels hatte der Iran laut „Times of Israel“ über 550 ballistische Raketen und rund 1.000 Drohnen auf Israel abgefeuert. Von denen konnten die meisten nach Armeeangaben abgefangen werden. Bei den iranischen Raketenangriffen wurden nach Angaben von Gesundheitsbehörden und Krankenhäusern in Israel 28 Menschen getötet und Tausende verwundet. Die Raketen schlugen in Wohnhäusern, einer Universität und einem Krankenhaus ein und verursachten schwere Schäden. Mehr als 9000 Menschen seien aus beschädigten oder zerstörten Häusern vertrieben worden.

Der israelische Oppositionsführer Yair Lapid besuchte am Montag noch den Ort in Haifa, an dem eine iranische Rakete eingeschlagen war und danke den israelischen Sicherheitskräften und „der Regierung“ für die Durchführung der Mission. Er sagte, dass „wir einen hohen Preis gezahlt haben“, darunter vier Tote bei dem iranischen Raketenangriff auf Beerscheba heute Morgen, aber er sagt, dass „die israelische Nation geschlossen hinter dem Ziel stand“.

„Jetzt müssen wir den militärischen Sieg in einen diplomatischen Sieg umwandeln“, sagt er, indem wir eine Resolution anstreben, die garantiert, dass der Iran niemals eine Atommacht wird und seine Raketenfähigkeiten abbaut, sowie ein Abkommen zur „Rückgabe der Geiseln, zur Beendigung des Krieges in Gaza und zur Neuausrichtung Israels“.

Laut iranischem Staatsfernsehen wurde zuletzt ein hochrangiger iranischer Nuklearwissenschaftler bei einem israelischen Angriff getötet. Damit ist er der letzte in einer Liste hochrangiger Atomexperten, die in den letzten 12 Tagen bei israelischen Angriffen getötet worden sein sollen. Mohammad Reza Sedighi Saber, den das US-Außenministerium im vergangenen Monat mit Sanktionen belegt hatte, wurde dem Bericht zufolge bei einem Angriff am frühen Morgen im Norden Irans im Haus seines Schwiegervaters getötet. In dem Bericht heißt es weiter, dass drei Geschosse das Haus getroffen hätten und dass bei einem früheren Angriff am 13. Juni sein 17-jähriger Sohn getötet worden sei.

Der Council on Foreign Relations erklärte am Montag, dass bei israelischen Angriffen seit Ausbruch des israelisch-iranischen Krieges mindestens 10 Atomwissenschaftler getötet worden seien. Das US-Außenministerium bezeichnete Sedighi Saber im vergangenen Monat als Leiter der Schahid-Karimi-Gruppe der iranischen Organisation für Verteidigungsinnovation und Verteidigungsforschung, die an Projekten im Zusammenhang mit Sprengstoffen arbeitet, und fügte hinzu, dass er „mit Projekten einschließlich Forschung und Tests für die Entwicklung von nuklearen Sprengkörpern in Verbindung steht“.

Währenddessen wird der israelische Luftraum schrittweise wieder geöffnet. Laut Israel Airports Authority (IAA) wird die Rückkehr des Betriebes vorbereitet und der Luftraum nach Genehmigung des Verteidigungsministeriums wieder eröffnet. Die israelische Zivilluftfahrtbehörde arbeite eng mit allen Fluggesellschaften und Einrichtungen zusammen, mit dem Ziel, eine geordnete und sichere Rückkehr für das reisende Publikum zu gewährleisten, so die IAA. Ein Flugzeug, das heute morgen auf dem Flughafen Ben Gurion landen sollte, mußte vor der Küste kreisen, weil aus dem Iran Raketen kamen.

Die Raketenangriffe hatten in den vergangenen Tagen zu massiven Störungen auch im internationalen Luftverkehr geführt. Die Strecken über Dubai, Doha und Abu Dhabi gehören zu den am stärksten frequentierten im internationalen Luftverkehr. Nach US-Luftangriffen auf iranische Nuklearanlagen und iranischen Vergeltungsschlägen auf US-Stützpunkte in Katar wurde der Luftraum über mehreren Ländern im Nahen Osten zeitweise gesperrt – darunter Israel, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Iran, Bahrain und Kuwait.

In Doha wurde der Flughafen Hamad International am Sonntag vorübergehend geschlossen, Dubai und Abu Dhabi reagierten mit Einschränkungen. Israel sperrte seinen Luftraum vollständig – nur militärische und humanitäre Flüge durften noch starten. Die Folge: Hunderte Flüge wurden gestrichen oder mussten großräumig umgeleitet werden.

Besonders betroffen: Qatar Airways, Emirates, Etihad, Air India, aber auch europäische und asiatische Langstreckenflieger. Air India setzte vorübergehend sämtliche Verbindungen in den Nahen Osten, nach Europa und an die US-Ostküste aus. Allein in Dubai wurden über 25 Flüge annulliert. Die Großraumflugzeuge nahmen Routen über Saudi-Arabien und Ägypten, um der Gefahrenzone auszuweichen – mit höheren Kosten, längerer Flugzeit und zusätzlichem Personalaufwand.

Besonders hart getroffen Flug wurde Qantas QF33. Der Airbus Boeing 787 9 Dreamliner sollte von Perth nach Paris fliegen, startete am 23. Juni 2025 um ca. 20:02 Uhr Ortszeit in Perth. Nach rund 15 Stunden in der Luft landete er wieder in Perth am Morgen des 24. Juni gegen 11:00 Uhr Ortszeit. Nach etwa sieben Flugstunden sollte die Maschine über dem Indischen Ozean wieder umdrehen: Der Luftraum über dem Nahen Osten war wegen des iranischen Raketenangriffs auf den US-Stützpunkt Doha gesperrt worden. Insgesamt soll es über 160 Umleitungen gegeben haben.

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