
US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hat das zentrale Impfberatungsgremium der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) komplett neu besetzt, hierzulande vergleichbar mit der Ständigen Impfkommission (STIKO). In einem regelrechten Kahlschlag sind alle siebzehn bisherigen Mitglieder entlassen und durch acht neue Wissenschaftler ersetzt worden, darunter ein wissenschaftlicher Gegenspieler Christian Drostens, der ehemalige Harvard-Professor Dr. Martin Kulldorff.
Damit haben es zwei prominente wissenschaftliche Kritiker der global im Mainstream etablierten Corona-Politik in führende Positionen im Gesundheitssystem geschafft. Neben Kulldorff, der nun Einfluss auf die Impfpolitik der USA nehmen wird, nimmt Dr. Jay Bhattacharya als Direktor der National Institutes of Health (NIH) – man könnte sagen das amerikanische RKI – eine entscheidende Machtposition ein.
In einer Pressemitteilung sagte Kennedy: „Heute hat für uns die Wiederherstellung des öffentlichen Vertrauens Vorrang vor jeder spezifischen pro- oder contra-Impfagenda“. Und weiter: „Die Öffentlichkeit muss sicher sein können, dass unabhängige Wissenschaft – geprüft in einem transparenten Verfahren und geschützt vor Interessenkonflikten – die Empfehlungen unserer Gesundheitsbehörden leitet.“ Alle diese Personen, so Kennedy, „stehen für evidenzbasierte Medizin, Wissenschaft nach höchsten Standards und gesunden Menschenverstand. Sie alle haben sich verpflichtet, klare Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit einzufordern, bevor neue Impfempfehlungen ausgesprochen werden.“
Bei Kulldorff und Bhattacharya handelt es sich um zwei Verfasser der Great-Barrington-Erklärung – eines Dokuments, das sich während der Pandemie für einen grundlegend anderen, weniger restriktiven und nicht-autoritären Umgang mit dem Coronavirus aussprach.
Obwohl ihre Positionen auf wissenschaftlicher Expertise beruhten, wurden sie in der öffentlichen Debatte vielfach abgewertet – Drosten bezeichnete sie herablassend als „Nebenwissenschaftler“. Ihre Argumente wurden von der vorherrschenden Politik und vielen Medien als „Geschwurbel“ oder vermeintlich gefährlich diffamiert.
Besonders Bhattacharya und Drosten geraten immer wieder aneinander: „Bedauerlich, dass Drosten lieber mit Beleidigungen um sich wirft, als sich mit der Realität auseinanderzusetzen“, hatte der Gesundheitschef ihm zuletzt in einem Bild-Interview vorgeworfen, wie NIUS berichtete.
Präsident Donald Trump mit (von links): Jay Bhattacharya, Direktor der NIH, Dr. Mehmet Oz, Leiter der Centers for Medicare & Medicaid Services, Dr. Martin Makary, Kommissar der Food and Drug Administration, und Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr.
Das Impfberatungsgremium nennt sich Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) und entwickelt Empfehlungen für Impfstoffe. Zu den neu ernannten Mitgliedern gehören darüber hinaus:
Die Politik stößt nicht nur auf Wohlgefallen, sondern auch auf deutliche Kritik: The Atlantic schreibt, dass Kennedy damit „eine anti‑vaccine agenda“ institutionalisiert habe. Die American Medical Association (AMA) äußerte sich alarmiert über das Vorgehen: „Wir sind zutiefst besorgt darüber, dass neue Mitglieder für das Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) bereits ernannt wurden – ohne Transparenz und ohne sorgfältige Prüfung, ob sie über die notwendige Fachkompetenz verfügen, um Impfempfehlungen im Sinne des Gesundheitsschutzes der amerikanischen Bevölkerung auszusprechen“, erklärte AMA-Präsident Dr. Bobby Mukkamala in einer Stellungnahme.
Die Neubesetzung des Impfgremiums ACIP setzt den Kurswechsel in der US-Gesundheitspolitik fort: Veränderte Impfempfehlungen bleiben jedoch Thema intensiver Diskussionen. Klar ist, dass sich die Rollen von Opposition und Autorität, wie sie aus der Corona-Politik bekannt sind, in den USA inzwischen vertauscht haben.
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