
„Donald Trump sei Dank“ – er sei das „Beste, was der NATO passieren konnte“. Ihn würde „niemand auch nur eine Sekunde lang nicht ernst nehmen“ können. So schreiben jetzt auf einmal deutsche Medien über den US-Präsidenten, den man sonst über Jahre verteufelte. Es hat sich viel geändert.
Als Trump vor gut acht Jahren die politische Weltbühne betrat, betrachtete man ihn in Berlin, Brüssel, Paris als einen gefährlichen Narren, dem man sich vier Jahre entgegenstellt und dann los ist. Seine Erwartungen und Warnungen an die europäischen Partner schlug man aus.
Unvergessen die Szenen vor der UNO, als Trump zum wiederholten Male vor der deutschen Gas-Abhängigkeit zu Moskau warnte und von der deutschen Delegation, angeführt von Heiko Maas, nur ausgelacht wurde. In der EU formierte man sich zu einem Anti-Trump-Block. In Deutschland erklärte man Angela Merkel gar zur „Anführerin der freien Welt“, weil sie die Speerspitze des europäischen Establishments war, das sich gegen Trump stellte.
Man weiß es besser als Trump, hieß es damals: Was Russland angeht, was den Iran angeht. Trumps Bestehen auf angemessene Verteidigungsausgaben der europäischen NATO-Verbündeten – die man schließlich schon Jahre vor ihm vereinbart, aber nicht eingehalten hatte – tat man als nerviges Mobbing aus Washington ab.
Bei Energie setzte Deutschland weiter auf das Abschalten der eigenen AKW bei gleichzeitigem Gasimport und somit zunehmender Abhängigkeit von Russland. Und in der Iran-Frage schlug man sich mitunter gar auf Teherans Seite, Trumps Warnungen vor einer Atombombe und Obamas zahnlosem Deal mit den Mullahs tat man ab.
Heute sieht all das ganz anders aus: Die Realität hat die sonst so selbstgerechten Regierungschefs Europas eingeholt. Trump hatte bei vielem recht und setzt sich jetzt auf ganzer Linie durch. Das muss längst auch der Mainstream zugeben. Vorbei sind die Zeiten Merkel vs. Trump – beim jüngsten NATO-Gipfel wurde der US-Präsident geradezu „wie ein Monarch“ hofiert, das musste jetzt auch der Spiegel zugeben. Klar, mitunter mit kleinen Trump-typischen Absurditäten, wie NATO-Generalsekretär Ruttes Betitelung des US-Präsidenten als „Daddy“ des Bündnisses.
Aber hinter all dem steckt mehr. „Die NATO steckt in einer historischen Sinnkrise, und Trump ist vielleicht das Beste, was ihr passieren konnte, um sie aus der Lethargie zu schrecken“, resümiert etwa ein anderer Spiegel-Beitrag.
Und vom sonst so Trump-feindlichen Portal T-Online gab es anlässlich des NATO-Treffens nun gar Lobeshymnen auf den US-Präsidenten: Chefredakteur Harms schrieb davon, dass es „zwei Trumps“ gäbe. Einmal das „irrlichtende Großmaul“, aber „zum anderen den Präsidenten, dem gelingt, was Obama und Biden nicht gelang: Aggressoren zu bezwingen und das Verteidigungsbündnis der westlichen Demokratien wiederzubeleben.“
Harms schreibt: „Jahrzehntelang haben sich die Europäer unter dem amerikanischen Schutzschild ausgeruht, haben für alles Mögliche Geld ausgegeben – abschlagsfreie Frührenten, Subventionen für Pendler, Erben und Einwanderer, die Rettung ihrer Gemeinschaftswährung – und dabei ihre Armeen verlottern lassen.“
All das ändert sich nun auf seinen Druck. „Welch ein Unterschied zum altersschwachen Joe Biden“, der für die NATO nur „schöne Worte“ hatte, heißt es bei T-Online. Bei Trump hingegen käme „niemand auf die Idee, ihn auch nur eine Sekunde lang nicht ernst zu nehmen.“
„Donald Trump sei Dank“, schließt Harms ab. Dass man das noch von deutschen Medien hört, hätte wohl kaum einer gedacht. Aber es unterstreicht einmal mehr Trumps Triumph in dieser für die NATO so zentralen Frage.
Nicht nur das Zwei-Prozent-Ziel konnte Trump durchsetzen, man erhöhte es nun auf historische fünf Prozent. Diesen Anteil des Bruttoinlandsprodukts werden die NATO-Länder nun für Verteidigung ausgeben, darauf einigte man sich. Klar, das wird bei weitem nicht so schnell passieren. Schließlich war es bei den zwei Prozent zuvor ähnlich mühselig.
Aber Trump hat völlig die Debatte, die gesamte Messlatte verschoben. Zwei Prozent zu liefern, ist jetzt kein Dauer-Streitpunkt mehr, sondern unumstrittene Grundlage, um auf das neue Fünf-Prozent-Ziel zu kommen. Was lange als hochkontrovers galt, ist nun Konsens.
Das hat Trump natürlich nicht alleine bewirkt – der Ukraine-Krieg spielte hier eine große Rolle – aber die russische Invasion hat viele der Warnungen aus Washington, die man in Europa gern abtat, umso mehr bestätigt. Und untermauert, dass Trump damit recht hatte. Diese nun neue – bzw. neu wahrgenommene – Gefahr kombiniert mit dem Druck aus dem Weißen Haus, wo Trump jetzt die Rückendeckung eines historischen, zweiten Wahlsiegs hat, haben das Bild für die Europäer auf einmal völlig verändert.
Das zeigt sich auch darin, dass aktuell niemand in Europa auf die Idee kommen würde, eine Art „Gegen-Anführer der freien Welt“ auszurufen, wie noch unter Merkel. Stattdessen sucht jetzt so ziemlich jeder europäische Regierungschef, allen voran Merz, der beim NATO-Gipfel als Zweiter nach dem US-Präsidenten sprach, ein enges Bündnis mit Trump.