Trumps Zoll-Tsunami! ++ Scholz spricht von „Anschlag“ ++ Börsen brechen ein ++ Experten in Sorge ++

vor 25 Tagen

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Trump hat in der Nacht getan, was er Monate lang angekündigt hatte: einen Zoll-Tsunami ausgelöst, der nun mit ungewissem Ausgang durch die Welt schwappen wird. „Tariffs“, das englische Wort für Zölle, sei eines der schönsten Worte der Welt und würde Amerika reich machen, so Trumps Plan, den er am Mittwochabend deutscher Zeit Wirklichkeit werden ließ.

„Liberation day“ nennt Trump die Zoll-Orgie, also „Tag der Befreiung“. Denn der US-Präsident fühlt sich von anderen Nationen und deren Zöllen, von Ländern wie China, die ihre Produkte massiv subventionieren, oder abwandernden Unternehmen, die ihre Produkte lieber in Billig-Lohn-Ländern fertigen lassen, um Einnahmen für die USA betrogen. Bundeskanzler Olaf Scholz nennt Trumps Vorgehen „Anschlag auf die weltweite Handelsordnung“, zahlreiche Ökonomen befürchten negative Folgen für die Weltwirtschaft und zahlreiche Börsen-Werte brechen bereits ein.

Produkte aus der EU werden künftig mit 20 Prozent Zollgebühren belegt, wenn sie in die USA eingeführt werden, chinesische Produkte gar mit 34 Prozent, während andere Nationen wie Singapur, Brasilien oder Saudi-Arabien „nur“ 10 Prozent Zoll-Aufschlag erhalten – der Mindest-Zoll, den Trump eingeführt hat. Die Zoll-Höhe spiegelt dabei die Höhe der „Handelsschranken“ wider, die ein Land aus Trumps Sicht gegenüber den USA habe. Dazu gehöre beispielsweise auch die Mehrwertsteuer, Umweltauflagen und grundsätzlich Handelsüberschüsse gegenüber den USA.

Wie sich Trumps Zoll-Tsunami genau auswirkt auf den Welthandel und die Wirtschaftsentwicklung einzelner Staaten, können Experten nur mutmaßen.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sagte etwa: „Insgesamt ist dies ein wirtschaftspolitischer Mix, der viele Verlierer sehen wird. Insbesondere in den USA.“ Denn es wird erwartet, dass die durch die Zölle verteuerte Einfuhr von Vorprodukten in die USA die Inflation befeuere.

Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, sieht vor allem für die Exportnation Deutschland große Risiken: „Das ist ein schlechter Tag für das Exportland Deutschland. Die Zollsätze auf deutsche Exporte in die USA dürften verglichen mit der Zeit vor Trumps zweiter Präsidentschaft durchschnittlich fast um 20 Prozentpunkte steigen. Das wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt über zwei Jahre insgesamt um schätzungsweise ein halbes Prozent senken.“ Damit wäre Deutschland noch unterdurchschnittlich betroffen, denn laut Berechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) für das Handelsblatt könnte das weltweite reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um bis 0,98 Prozentpunkte schrumpfen.

Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von einem „Anschlag auf eine Handelsordnung, die Wohlstand überall auf dem Globus geschaffen hat“. Weiter sagte Scholz: „Die gesamte Weltwirtschaft wird unter diesen undurchdachten Entscheidungen leiden, Unternehmen, Verbraucherinnen und Verbraucher überall in der Welt, auch in den USA. Die US-Regierung beschreitet einen Weg, an dessen Ende es nur Verlierer geben wird.“ Die EU stehe zu Gesprächen bereit, um einen Handelskrieg mit den USA abzuwenden.

Deutlich bissiger zeigte sich Noch-Wirtschaftsminister Robert Habeck: „Was ich sehe: Dass Donald Trump unter Druck einknickt, unter Druck seine Ansagen korrigiert, aber die logische Konsequenz ist auch, dass er den Druck spüren muss. Und dieser Druck muss jetzt entfaltet werden von Deutschland aus, von Europa aus.“ Dazu zeigte Habeck einen Stapel Papier, der die Pläne der EU zeige, auf welche Produkte nun wie genau eine Zoll-Gebühr erhoben werden soll, um Druck auf Trump auszuüben.

AfD-Chefin Alice Weidel kritisierte die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle heftig: „Zölle sind grundsätzlich Gift für den freien Handel. Aber letztendlich geht es nicht darum, ob die Zölle nachvollziehbar oder gerechtfertigt sind, es geht darum, sie möglichst zu verhindern“, sagte sie.

EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič hat bereits Freitag angekündigt, mit seinem US-Kollegen über die angekündigten US-Zölle sprechen zu wollen: „Wir werden ruhig, sorgfältig und einheitlich handeln, während wir unsere Reaktion ausarbeiten und gleichzeitig ausreichend Zeit für Gespräche einräumen. Aber wir werden nicht tatenlos zusehen, sollten wir nicht in der Lage sein, eine faire Einigung zu erzielen.“

Es ist also noch lange nicht klar, ob die teils hohen Zölle, die Trump angekündigt hat, auch tatsächlich in die Realität umgesetzt werden oder ob dies erneut eine Verhandlungstaktik des US-Präsidenten war, andere Nationen an den Verhandlungstisch zu zwingen, um ihrerseits Handelsbarrieren und Zölle abzubauen.

Nicht nur der DAX verlor nach Trumps Ankündigung gewaltig.

An den Börsen ist Trumps „Liberation day“ wie eine Bombe eingeschlagen, im negativen Sinne: Gerade US-Aktienfutures und Technologiewerte verloren stark. Die S&P-500-Futures gaben um drei Prozent nach, die des techniklastigen Nasdaq-Indexes um fast vier Prozent. Der Dax rutschte zum Handelsauftakt auf den tiefsten Stand seit Anfang Februar, er verlor 2,3 Prozent auf unter 22.000 Punkte. Der japanische Nikkei-Index rutschte am Donnerstag um gut drei Prozent auf 34.570 Punkte ab.

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