Trumps Zollpoker: Langfristige Strategie oder nur ein Bluff?

vor 21 Tagen

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Bildquelle: Apollo News

Die chaotische Zollpolitik von US-Präsident Trump hat ein globales Börsenbeben ausgelöst, welches die vergangene Woche und auch den Montag dominierte. Die Sorge vor einem globalen Handelskrieg, einer globalen Rezession oder gar einer großen Depression geht um.

Doch Trump hat zumindest etwas Bemerkenswertes geschafft und diejenigen, die transatlantischen Freihandel vor allem mit protektionistischen Vorurteilen etwa gegen TTIP stets kaputtgeredet haben, plötzlich zu den lautesten Vorkämpfern gegen Handelsbarrieren gemacht. Was der US-Präsident mit seinen Zöllen derweil wirklich erreichen will, bleibt aber offen. Seine protektionistische Rhetorik ist nicht neu, sein Ausdruck eines transaktionalen Weltbildes auch nicht. Aber manche Anzeichen könnten auf eine Überraschung in der US-Administration hindeuten.

Trump spricht schon davon, dass sich Länder mit direkten Geldzahlungen von den Strafzöllen freikaufen könnten. Wahrscheinlich ist, dass hier mehr im Spiel ist – Trumps Taktiererei ist chaotisch, aber nicht planlos. Und sie ist facettenreich, verfolgt auch viele Einzelziele. Er arbeitet gerne mit Druckmitteln und manch ein Beobachter schätzt, dass Trump vor allem seine Verhandlungsposition stärken möchte.

Am Ende könnte er durchaus kompromissbereit sein, wenn man ihm etwas anbietet: Diese Botschaft verbreitet etwa sein Handelsminister Howard Lutnick. Trump selbst ruft Reportern in der Präsidentenmaschine Air Force One zu: „Ich will nicht, dass irgendwelche Kurse runtergehen! Aber manchmal muss man Medizin nehmen, um etwas zu heilen“.

Und US-Finanzminister Scott Bessent sprach davon, Trump habe sich „ein maximales Druckmittel verschafft“, das Erfolg zeige: „Mehr als 50 Länder“ seien an die US-Regierung herangetreten, „um ihre Handelshemmnisse und Zölle zu senken und die Währungsmanipulation zu beenden“, so Bessent. Möchte Trump als Endziel gar keine Zölle, sondern Freihandel? Das spekulieren dies- und jenseits des Atlantiks manche Beobachter. Wenn sich die EU anschicken wird, Gegenzölle zu beschließen, könnte das für eine Lösung dann eher kontraproduktiv sein.

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen signalisiert Bereitschaft, zumindest begrenzt in Freihandel mit den USA einzutreten – und hofft, Trump so entgegenkommen zu können. Endziel Freihandel? Während bei vielen auch der Wunsch Vater des Gedankens sein könnte, sind Aussagen wie von Finanzminister Bessent oder auch von Trump selbst vielleicht ein Hinweis auf die wahren Motivationen des US-Präsidenten, für den protektionistische Rhetorik eigentlich ein Markenzeichen ist.

Auch, wenn Trump davon spricht, seine Politik nicht ändern zu wollen – für konsistentes öffentliches Auftreten ist der US-Präsident nicht bekannt. Er könnte sein (vermeintliches?) Ziel einfach aufgeben und wechseln. Das Wall Street Journal spekulierte am Sonntag, genau dies könnte Trumps Ziel sein.

Die renommierte Börsenzeitung verwies auf die US-Verhandlungen mit Vietnam: Die dortigen Machthaber hatten Trump angeboten, ganz auf Zölle zu verzichten. Der US-Präsident lobte daraufhin öffentlich die „produktiven Gespräche“ mit To Lam, dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams, und bedankte sich gar im Namen der USA. Aus dem Zollstreit wäre das ein Ausweg, nicht zuletzt gesichtswahrend für die US-Regierung.

Trumps Fokus auf Handelsdefizite als angeblichen Ausdruck unfairer Handelspraktiken würde auch im Freihandel weiter ein Problem sein können – was Trump wirklich will, ist am Ende offen. Auch deshalb bleibt bei Reaktionen Vorsicht geboten. Aber Freihandel könnte, wie das Wall Street Journal schreibt, zumindest „einen Versuch wert“ sein.

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