
„Wenn Du nicht aussprechen darfst, was Du wirklich denkst, dann bist Du kein Bürger, sondern ein Sklave.“ Es war wohl die Absicht, Tucker Carlson irgendwie zu „entlarven“, die „Welt“-Reporter Paul Ronzheimer zum Interview mit dem amerikanischen Star-Moderator in das Bergland des US-Bundesstaats Maine reisen ließ. Am Ende war es Tucker Carlson, der in diesem denkwürdigen Videogespräch nicht nur Ronzheimer, sondern der ganzen deutschen Nation die Leviten las.
Carlson ließ kein heißes Eisen aus. Er habe „noch nie ein Volk getroffen, das so masochistisch ist wie die Deutschen“, erklärt er freiweg. Schon in der Schule bringe man den Kindern bei, sich für die eigene Kultur zu schämen; die offizielle deutsche Erinnerungskultur ist für ihn blanker „Selbsthass“.
Darin sieht der US-Moderator den tieferen Grund für Deutschlands fehlende Souveränität. Die sei schon daran zu erkennen, dass Preußen, das Kernland des deutschen Nationalstaats, immer noch nicht wiederhergestellt worden sei.
Und nur durch fehlende Souveränität ist für Carlson zu erklären, dass 80 Jahre nach Kriegsende immer noch 35.000 US-Soldaten in Deutschland stationiert seien: „Fremde Truppen auf eurem Boden sind erniedrigend. Wenn fremde Soldaten in deinem Land stationiert sind, hast du keine Souveränität!“
Dem deutschen Fragesteller fällt dazu nicht viel ein. Über weite Strecken wirkt das Gespräch wie die Unterhaltung eines freien Menschen mit einem von Denkverboten gehemmten Untertanen. Auf den Amerikaner wirkt die deutsche Gesellschaft „gehirngewaschen“, und es sieht nicht so aus, als nähme er seinen Gesprächspartner von diesem Urteil aus.
Tucker Carlson bleibt nicht bei der Vergangenheit stehen, er stellt die unbequemen Fragen der Gegenwart: „Warum lasst ihr zu, dass euer Nato-Verbündeter eure Hauptwirtschaftsader zerstört?“ Die passive Hinnahme der Sabotage der Nord-Stream-Pipeline sei gegen die Interessen des deutschen Volkes, wird der Amerikaner deutlich: „Sie können nicht zulassen, dass Ihre Verbündeten Ihre wichtigste Quelle billiger Energie zerstören, und dann so tun, als hätten sie es nicht getan.“
Mit seinem Standardthema – der böse Putin, die gute Ukraine und die russische Gefahr für den Westen – kann Ronzheimer denn auch keinen Stich machen bei Carlson, der als einziger westlicher Journalist seit Kriegsbeginn Wladimir Putin getroffen und interviewt hat. „Es ist so lustig, dass Sie diese Lüge glauben… Die Lüge, dass Russland Pläne für Deutschland oder Großbritannien hat.“ Dafür gebe es keine Beweise.
Überhaupt sollten sich Erwachsene nicht „vom Fernsehen oder von Friedrich Merz“ erzählen lassen, was für sie wichtig sei, sondern sich ihr eigenes Urteil bilden, meint Tucker Carlson und kommt zu dem Schluss, „dass dein Feind nicht Wladimir Putin ist. Er hat den Park nicht mit Müll oder Migranten vollgestopft. Das war Angela Merkel, und Merz macht weiter so. Sie sind also die Feinde. Sie sind diejenigen, die dein Leben verschlechtert haben.“
Vor allem an der Altkanzlerin lässt der Amerikaner kein gutes Haar. „Angela Merkel hat Ihr Land durch Massenmigration ruiniert. Sie ist eine Kriminelle.“ Das sitzt. Carlson hält den Deutschen gnadenlos den Spiegel vor: „Ihr lasst zu, dass euer Land von Menschen aus anderen Ländern zerstört wird, und keiner darf etwas sagen, weil man sonst als Nazi beschimpft wird.“ In Deutschland sei es „verboten, bestimmte Meinungen zu haben. Und das sagt mir eindeutig, dass Sie nicht in einer Demokratie leben, egal, was Sie sich vormachen.“