
Angeblich verlassen „große Namen“ in Scharen die Plattform X und wechseln zu anderen Social-Media-Kanälen, auf denen es gesitteter zugehen soll. Tatsächlich sind kaum Promis darunter, sondern linke Aktivisten – und X kehren sie auch nicht (ganz) den Rücken zu.
Im Jahr 2022 erwarb Elon Musk für den Preis von 44 Milliarden Euro die Social-Media-Plattform Twitter, die später in X umbenannt wurde. Das sei der Preis für die Rettung der Meinungsfreiheit gewesen, so Musk. Tatsächlich war die als „Kurznachrichtendienst“ gestartete Plattform auf woke getrimmt worden, insbesondere in den Corona-Jahren wurden Kritiker der Maßnahmen zensiert, Beiträge gelöscht, Nutzerkonten gesperrt, oder mit einem „Shadowban“ belegt, ihre Reichweite und Sichtbarkeit also weitgehend eingeschränkt.
Ein Beispiel: Dr. Jay Bhattacharya, ein angesehener Epidemiologe von der Universität Stanford, wurde heimlich auf eine „Schwarze Liste“ gesetzt, die verhinderte, dass seine Tweets als Trending erscheinen konnten. Und das von Leuten, die „die Wissenschaft“ auf ihrer Seite wähnten. Späte Gerechtigkeit: Bhattacharya ist heute designierter Leiter des National Institutes of Health.
Gern erschien unter kritischen Beiträgen ein Hinweis auf „glaubwürdige Quellen“, in der Regel Regierungsverlautbarungen oder Medien, die „auf Linie“ waren. Die Meinungsfreiheit wurde massiv eingeschränkt. Mehr als 1.500 Seiten interner Dokumente (Twitter Files) belegten einwandfrei, wie der Zensurapparat von Twitter funktionierte und welche prominenten Stimmen ihm zum Opfer fielen. Auch in den US-Wahlkampf 2020/2021 griff Twitter ein, natürlich zugunsten Joe Bidens.
Twitter ließ es zu, dass die Politik Einfluss nahm, und übte Zensur aus.
Mit der Übernahme durch Elon Musk war Schluss mit der Zensur. Und damit kommen Vertreter des links-grünen Spektrums nicht zurecht, ihr Meinungsmonopol ist dahingeschmolzen. Nicht, dass ihre eigenen Beiträge nun gelöscht würden wie zuvor die der Konservativen und Kritiker – nur wurden die eben nicht mehr zensiert. Für die beleidigten Leberwürste, die hinter jeder anderen Meinung „Desinformation“ wittern und hinter jeder kritischen Aussage „Hass und Hetze“, eine Zumutung. Auch die „Community-Notes“, die wichtigen Kontext liefern oder die Behauptung im Post glasklar widerlegen, sind ihnen zuwider.
Erst gestern wieder verkündeten 66 User aus dem einschlägigen politischen Umfeld mit großem Tamtam ihren Abschied von X. Unter dem Titel „eXit von Twitter“ sollen es „viele große Namen aus der Künstler-, Wissenschafts- und Journalismusbranche“ (SWR Kultur) gewesen sein, die diese Erklärung abgaben.
X sei ein „toxischer Ort“ geworden, so der Initiator Jan Skudlarek, „ein Ort der Zensur, des Rassismus, Antisemitismus und des rechten Agendasettings“. Im SWR-Interview beklagte er, dass die Plattform „systematisch unmoderiert“ bleibe, er vermisst also die Zensur (obwohl noch immer bei klaren Verstößen gegen die X-Regeln sanktioniert wird). Es gebe „kaum noch Moderation bei provokanten Inhalten und Fakenews“, mithin Nachrichten, die man nicht hören will.
Seit der Übernahme durch Elon Musk habe sich X „vielerorts radikalisiert“, sei „demokratiefeindlich und verschwörungstheoretisch“, ja sogar „gemeingefährlich“ geworden, dabei ist nicht die Demokratie bedroht, sondern die Vorherrschaft des links-grünen politischen Milieus und ihrer angeschlossenen Leitmedien.
Elon Musk rettet mit X die Meinungsfreiheit – zum Leidwesen der Linken.
Obwohl die Plattform neue Nutzer anzieht und die alten bei der Stange hält, auch einen Anstieg der Gesamtaktivität verzeichnet und sich die Anzahl der monatlich aktiven Nutzer weltweit auf rund 421 Millionen beläuft, behauptet Skudlarek ein „langsames Sterben“ und eine „zunehmende Irrelevanz“. Dies in einer Zeit, in der X wohl so relevant ist wie nie zuvor und jeder Politiker oder Journalist dort unbedingt vertreten sein will.
Nicht aber die 66 Unterzeichner der erwähnten Erklärung, die sich bei näherer Betrachtung als nicht wirklich große Namen entpuppen und eher Kandidaten des RTL-Dschungelcamps sein könnten. Am bekanntesten ist noch die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali, dann folgt die abgehalfterte SPD-Politikerin Sawsan Chebli.
Vor allem aber finden sich Leute auf der Liste, die niemand kennt: der Arzt Nabard Faiz, die Autorin Madita Oeming (Aktivistin mit Schwerpunkt Pornografie, „fucking Patriarchat“), die Lehrerin Tina Absurd [sic!], der Autor und Aktivist Yannick Haan (SPD, schämt sich, weil er zwei Wohnungen von geerbtem Geld gekauft hat), der Sozialwissenschaftler Daniel Kubiak sowie die beiden grünen Bundestagshinterbänklerinnen Jamila Schäfer („Man kann in seiner eigenen Währung nicht pleitegehen“) und Misbah Khan. Letztere hat derzeit kümmerliche 3228 Follower vorzuweisen und ist, wie ein Blick auf ihren Account zeigt, keineswegs abgewandert.
Grünen-MdB Misbah Khan: „Ich verlasse X.“ Vielleicht, irgendwann ...
Und jetzt kommt die Pointe: die anderen auch nicht! Sie haben nur ihre Accounts auf „privat“ gestellt, was mit einem Vorhängeschloss angezeigt wird. Wer lesen will, was diese Nutzer posten, muss zunächst wie bei einer Facebook-Freundschaft brav eine Anfrage stellen. Im Fall Chebli vergebene Liebesmüh‘, sie hat schon zuvor dafür gesorgt, dass ihr gegenüber kritisch eingestellte Zeitgenossen nicht mitverfolgen konnten, was sie ins Internet emittierte.
Sawsan Cheblis X-Account: Sie ist noch da, nur nicht für jeden sichtbar.
Im Kleingedruckten des „Abschiedsbriefes“ steht denn auch: „Wir, die Unterzeichner*innen dieses Briefes, wollen nun auch diesen Schritt gehen: Wir quittieren den Kurznachrichtendienst X und werden unsere Twitter-Accounts entweder löschen oder auf privat stellen (und ruhen lassen).“ Das lässt sich nachprüfen – wenn man denn eine wohlwollende Antwort der Leute, die X vermeintlich „den Rücken kehren“, erhält.
Mag sein, dass einige eine neue Echokammer gefunden haben, in der sie seltener oder gar nicht mit unangenehmer Meinungsfreiheit konfrontiert werden, bei Bluesky (wo sich die Rangfolge der deutschen Bluesky-Nutzer übrigens wie ein rot-grün-wokes Aktivisten-Who-Is-Who liest, vorneweg Jan Böhmermann, El Hotzo und der Volksverpetzer), Mastodon, Instagram oder TikTok. Aber eine Dunja Hayali mit zuletzt knapp über 542.000 Followern möchte denn doch nicht ganz auf die gewohnte Reichweite verzichten.
Weg ist Dunja Hayali noch lange nicht.
Bei der gewogenen Presse hat man den Köder allerdings dankbar geschluckt, sie verbreitet die Lüge vom „Abschied“ munter weiter, auch weil sie das Nonsens-Narrativ von der „toxischen“ Plattform stützt, die Musk aus Twitter / X gemacht haben soll. Helden wie Georg Restle („Monitor“) harren derweil weiter im Schützengraben von X aus und prahlen damit, bis zur letzten Druckerpatrone kämpfen zu wollen.
Accounts mögen auf privat gestellt worden sein, deaktiviert oder gelöscht sind sie damit aber noch lange nicht. Der dramatische Abgang („So, jetzt gehe ich!“) wird registriert, die eigene Bubble weiterhin gefüttert und die Tür zur Rückkehr hält man sich auch noch offen. Man erinnere sich an Robert Habeck, der Anfang 2019 Twitter und Facebook „Bye, bye“ zurief und nun wieder da ist, um X „nicht den Schreihälsen und Populisten zu überlassen“.
Mit X nutzt der „Kanzlerkandidat“ nun also wieder die Plattform des Gottseibeiuns Elon Musk (die er „regulieren“ will), um am Küchentisch mit Dackelblick und ganz viel Verständnis Wahlkampf zu machen. Mitten im „langsamen Sterben“ der Plattform und bei „schwindender Relevanz“. Seltsam. Irgendwie müssen sich diese Linken unbedingt besser abstimmen.
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