
Trotz weiterhin hoher Fallzahlen, die in Verbindung mit kriminellen Clans stehen, lobt Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens die Arbeit der Polizei und Justiz. Die Bekämpfung krimineller Clans stellt für Sicherheitsbehörden eine anhaltende Sicherheitsbedrohung dar, da sie sich von anderen Tätern vor allem durch enge familiäre Verbindungen, klare Hierarchien und das Ausmaß der Gewalt unterscheiden.
2023 wurden in Niedersachsen 3.610 Straftaten dem kriminellen Milieu der Familienclans zugeordnet. Die absolute Anzahl an Delikten ist im Vergleich zum Vorjahr somit leicht zurückgegangen, Niedersachsen erlebte 2022 einen Höchststand an Straftaten im Zusammenhang mit kriminellen Clans. Unter der Regierung von Stephan Weil (SPD) hatte sich die Zahl im Vergleich zu 2020 damals mehr als verdoppelt. Die organisierte Kriminalität stellt damit ein anhaltendes Problem für Behörden dar, und eine zeitnahe Bekämpfung scheint unrealistisch.
Nun stellten die niedersächsischen Innenministerin Behrens zusammen mit Justizministerin Kathrin Wahlmann gemeinsam den neuesten Lagebericht vor. Die Zahl der Straftaten ist erneut leicht zurückgegangen. Insgesamt 3.145 Straftaten werden mit kriminellen Clans in Verbindung gebracht. „Das Lagebild zeigt erneut: Niedersachsen lässt sich von kriminellen Clans nicht auf der Nase herumtanzen.“ verdeutlichte Wahlmann, als sie die neuesten Zahlen der Polizei vorstellte. Von einem nennenswerten Meilenstein kann jedoch nicht die Rede sein, wenn man bedenkt, dass die Zahl der Delikte in Verbindung mit Clans 2020 noch bei 1.951 Fällen lag.
Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit machen mit 1.018 Taten gut ein Drittel aller Gesamtfälle aus, 583 davon waren Körperverletzungsdelikte. Bei besonders schweren Fällen des Diebstahls wurde eine Zunahme von 25 Prozent festgestellt, die Polizei beschreibt diese als zum Teil bandenmäßig begangene Ladendiebstähle. Etwa 80 Prozent aller Tatverdächtigen wurden als männlich erfasst, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren machten einen Anteil von 18,81 Prozent aus. 1.271 – also etwa 45 Prozent aller Tatverdächtigen – waren nicht-deutsch. Unter Nicht-Deutschen war die türkische, rumänische und syrische Staatsbürgerschaft am häufigsten vertreten.
Im Lagebericht des Landeskriminalamtes Niedersachsen werden Clans als Gruppen von Personen definiert, die durch eine gemeinsame ethnische Herkunft, überwiegend auch durch verwandtschaftliche Beziehungen, verbunden sind. Obwohl sich Landeskriminalämter schon in ihrer Arbeitsdefinition auf die ethnischen beziehungsweise familiären Strukturen dieser Clans beziehen, wird die ethnische Herkunft der Täter in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht erfasst. Dabei wird der Begriff „Clankriminalität“ vom NDR und anderen Medien kontinuierlich als diskriminierender Ausdruck bezeichnet.