Über das Wegsehen

vor etwa 3 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Das Blutvergießen in der vergangenen Woche hat (nicht nur) mich verdammt mitgenommen. Erst der Mord an der jungen Ukrainerin Iryna Zarutska, dann der Mord an Charlie Kirk. Es wäre todtraurig, wenn über dem Mord an Charlie Kirk der an Iryna in Vergessenheit geriete. Es war ja bereits auffallend, wie lange es gedauert hat, bis der Fall von den Medien aufgegriffen wurde – nicht nur in den USA, auch in Deutschland.

Bevor die junge Frau niedersinkt und an ihren Stichverletzungen stirbt, schaut sie schockiert, verängstigt und hilfesuchend um sich. Ein junger Mann eilt an ihr vorbei. Die schwarze Frau auf dem Nachbarsitz schaut weg. Aus Angst oder aus Desinteresse? Das erste ist verständlich, das zweite nicht unwahrscheinlich.

Doch warum ist der Fall lange kein Thema in den amerikanischen Hauptmedien? Erschreckend ist die Schlagzeile der New York Times, 18 Tage später: Die Messerattacke sei ein „Brandbeschleuniger konservativer Argumente über die vermeintlichen Mängel der demokratischen Politik“. Aha. That’s all?

Doch sowas können wir in Deutschland auch: „Tod eines Brandstifters“ titelte der Berliner Tagesspiegel über den Mord an Charlie Kirk. Dass die jeweils andere Seite irgendetwas instrumentalisieren könnte, ist offenbar die größte Furcht bei unseren Verlautbarern.

George Floyds Tod war die Initialzündung für „Black lives matter“, er wurde in Newark mit einer lebensgroßen Statue geehrt. „All lives matter“ durfte man damals nicht sagen – oder gar „white lives matter.“

Iryna Zarutskas Tod wird sicher nicht zu tagelangen Krawallen führen. Weiße sind Täter, Schwarze sind Opfer. Egal, was passiert – oder was die Statistik sagt: 90,9 Prozent der schwarzen Opfer wurden von schwarzen Tätern getötet, während 80,5 Prozent der weißen Mordopfer von weißen Tätern ermordet wurden.

Auch die Trump-Regierung hat auf den Mord an Iryna Zarutska erst später reagiert, allerdings mit erheblicher Schärfe. „Wir müssen genauso brutal sein wie sie. Das ist das Einzige, was sie verstehen“, sagte Trump. Und Trumps Pressesprecherin Katherine Leavitt, sagte am 9. September: „Iryna Zarutska sollte noch am Leben sein. Aber Demokraten, liberale Richter und schwache Staatsanwälte verfolgen lieber eine woke, sanfte Agenda gegen Kriminalität, als Gewalttäter einzusperren.“

Ist das typisch für Instrumentalisierung? Oder ist da etwas dran? Und kommt es etwa auch in Deutschland vor, dass Vergewaltiger mit Hintergrund frei herumlaufen, während man als Weißbrot eines Gesinnungsdelikts wegen im Knast landen kann?

Rassismus gegen Weiße ist mittlerweile theoretisch abgesichert. An den Universitäten gibt es „Critical Whiteness Studies“, seit Jahren sieht man die postkoloniale Theorie bei der Arbeit. Die Quintessenz, kurz gefasst: Auch nach dem Ende des Kolonialismus sind die Unterdrücker weiß, auf mal mehr, mal weniger subtile Weise. Rassismus sei ausschließlich ein westliches, also weißes Phänomen, Sklaverei sei nur von Europäern ausgeübt worden, kurz: Der Schwarze Mann ist das Opfer, der Weiße der Täter.

„Die Leitidee der schwarzen Unschuld“, schreibt Mathias Brodkorb in seinem Buch „Das postkoloniale Narrativ“, bestimmt bis heute “den postkolonialen Diskurs“, in dem systematisch geleugnet wird, dass es Afrikaner waren, die andere Afrikaner versklavt und verkauft haben und erst der Westen der Sklaverei ein Ende gemacht hat.

Sind es die Weißen, die noch immer die Schwarzen entmündigen? Oder ist es nicht genau umgekehrt? Die Mär von prinzipiell schwarzer Unschuld und der Bringschuld des Westens durch immerwährende Entwicklungshilfe ist Herablassung, die den Menschen in Afrika (aber auch in den USA) die Fähigkeit zur Selbstverantwortung abspricht. Man nimmt sie nicht ernst.

Was ist das? Genau: Rassismus.

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