
Auch wenn sie regiert, zeigen die Wahlergebnisse und Umfragewerte: Die SPD taumelt – und ausgerechnet im eher links ausgerichteten ZDF wird nun ein Rezept genannt, das man bislang nur von Union oder AfD erwartet hätte: Strenge Migrationspolitik als Rettungsanker – nach dem Vorbild der dänischen Sozialdemokratie.
„Ist die SPD bald überflüssig?“ – mit dieser provokanten Frage eröffnet Mirko Drotschmann alias MrWissen2Go, ein extrem reichweitenstarkes YouTube-Format, das pro Video Hunderttausende, teils gar über eine Million Menschen erreicht, sein neues Video. Und er liefert gleich die Erklärung: „Die Umfragewerte jetzt im Jahr 2025 sind nicht nur sehr ähnlich wie 2019, sondern liegen teilweise sogar noch darunter.“
Mit einer historischen Skizze holt MrWissen2Go weit aus: „1972 hat die SPD ihr bisher bestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl eingefahren. 45,8 Prozent waren es damals mit dem Spitzenkandidaten Willy Brandt. Der Mann, der mehr Demokratie wagen wollte. Das letzte Mal, dass die SPD eine Vier bei einem Wahlergebnis auf Bundesebene hatte, war 1998. Damals waren es 40,9 Prozent. Gerhard Schröder wurde Bundeskanzler für die SPD und hat eine Regierung zusammen mit den Grünen angeführt.“
Seither, so der ZDF-Mann, „geht es bergab für die SPD“. Zwar „mit einigen Wellenbewegungen“ – jedoch: „Der Trend ist stetig. (…) In Umfragen kommt die SPD momentan auf 12 bis 15 Prozent. Das heißt also ein enormer Abbau im Vergleich zu 1998 oder auch 1972.“
Ein erster Grund für den Absturz sei die Abkehr der SPD von ihrem traditionellen Profil. „Von den neuen Ministern, die die SPD momentan stellt, haben nur zwei eine Berufsausbildung gemacht“, erklärt Drotschmann. „87,5 Prozent der SPD-Fraktion im Bundestag haben eine akademische Laufbahn absolviert. Besonders frappierend ist dieser Befund mit Blick auf die AfD: Dort gibt es einen Akademikeranteil von nur 61 Prozent.“
Das Fazit des YouTubers: „Was das Spitzenpersonal angeht, hat die AfD der SPD längst den Rang als Arbeiterpartei abgelaufen.“ Noch deutlicher werde das bei der Wählerschaft. „Der Anteil von Arbeiterinnen und Arbeitern, die bei der Bundestagswahl 2025 ihr Kreuz bei der SPD gemacht haben, hat sich mehr als halbiert – von 26 auf 12 Prozent“, so Drotschmann. „Bei der AfD ging der Anteil gleichzeitig stark nach oben, von 21 auf 38 Prozent.“
Auch junge Menschen erreiche die SPD immer weniger: „Diejenigen, die man im Kern erreichen möchte, erreicht man nicht mehr.“
„Seit fast 30 Jahren ist die SPD fast ununterbrochen an Bundesregierungen beteiligt gewesen“, erinnert Drotschmann. „Gleichzeitig machen Menschen auch die SPD für Misserfolge in dieser langen Regierungszeit verantwortlich.“
Und beim eigenen Anspruch – soziale Politik – habe die Partei abgewirtschaftet: „Olaf Scholz hat versprochen, jedes Jahr sollten 400.000 neue Wohnungen entstehen. Das ist nicht passiert. Und so etwas enttäuscht die Menschen natürlich.“
Stattdessen habe die Partei auf die falschen Themen gesetzt: „Die SPD hat in der Vergangenheit immer wieder Identitätspolitik betrieben. Die Kernklientel hat man damit wenig erreicht und vielleicht auch die Kernthemen ein Stück weit vernachlässigt.“
Drotschmann nennt das erste Zukunftsszenario beim Namen: „Ein Blick nach Frankreich, in die Niederlande oder nach Griechenland zeigt: Dort konnte die Sozialdemokratie nur überleben, indem sie Fusionen eingegangen ist – oder sie ist fast verschwunden.“
Auch für Deutschland könne das gelten: „Eine Fusion aus SPD und Grünen. Oder vielleicht noch weitergedacht: eine Fusion aus SPD, Grünen, Linkspartei und BSW.“
Doch dann kommt der Satz, der aufhorchen lässt. Drotschmann verweist auf Skandinavien: „In Dänemark zum Beispiel gibt es eine enorm strenge Migrationspolitik, eine Migrationspolitik, die man in ihren Grundzügen eher bei Parteien wie der CDU oder vielleicht sogar bei der AfD vermuten würde – die dort aber von Sozialdemokraten gemacht wird.“
Das Straßenschild „Asylvej“ (Asylweg) ist im dänischen Sønderborg in der Nähe des Asylcenters zu sehen. Wer in Dänemark politisches Asyl beantragen will, sollte gut zu Fuß sein. Das einzige Aufnahmezentrum des Landes für Flüchtlinge liegt etwa 25 Kilometer außerhalb von Kopenhagen auf einem Truppenübungsgelände in Sandholm.
Die Kombination sei entscheidend: „Gleichzeitig gibt es dort eine sehr intensive Sozialpolitik, eine Wohlfahrtsstaatpolitik, die die Mittelschicht stärkt und die Sozialdemokraten immer wieder stark macht.“
Damit sagt ein Gesicht des ZDF-Formats offen, was in Deutschland bislang tabuisiert wird: Nur mit einem migrationspolitischen Rechtsruck könnte die SPD wieder Erfolg haben. Drotschmann formuliert es als mögliche Rettung: „Es hängt eben von der Partei ab, wie sie sich verhält, wie sie Politik macht und wo sie ihre Schwerpunkte setzt.“
Die Analyse ist realistisch und fundiert: Die SPD steht an der Wegscheide – entweder weiter in die Bedeutungslosigkeit oder ein migrationspolitischer Sprung nach skandinavischem Vorbild. Drotschmanns Diagnose ist klar: Strenge Migration plus starker Sozialstaat – ein Rezept, das man eher von CDU oder AfD erwarten würde, das aber in Dänemark von Sozialdemokraten praktiziert wird. Verblüffend ist, dass ausgerechnet ein ZDF-Journalist dieses Modell nun für Deutschland in den Raum stellt.
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